Neu in OÖ: BürgerInnen-Räte schaffen
 neue Mitsprachemöglichkeit

 

erstellt am
17. 06. 13
14.00 MEZ

Erste Ergebnisse des BürgerInnenbeteiligungsprozesses am Weg zum neuen Landesumweltprogramm
Linz (lk) - Zur Einbindung der Bevölkerung in die Erarbeitung des neuen Landesumweltprogrammes wurden in Oberösterreich erstmals landesweite BürgerInnen-Räte durchgeführt. Die Einbindung und Mitsprache der Bevölkerung an der Umweltpolitik in Oberösterreich bekam damit einen neuen Stellenwert. In diesem kurzen und strukturierten Beteiligungsprozess wurden die Themen, die die BürgerInnen beschäftigen, wahrgenommen und können nun in das Landesumweltprogramm 2030 integriert werden.

Vielfältige Teilnehmer/innen, klare Ergebnisse
28 zufällig ausgewählte Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher (davon 7 Jugendliche) haben in drei BürgerInnen-Räten ihre Meinungen und Expertisen zum Landesumweltprogramm 2030 abgegeben. Sie haben jeweils zwei Tage ehrenamtlich für die zukünftige Landesumweltpolitik mitgearbeitet. Die Teilnehmer/innen hatten allesamt keinen direkten fachlichen Hintergrund. Durch die Zufallsauswahl trafen sich sehr unterschiedliche Menschen. Ein KFZ-Mechaniker, ein Facharzt, eine Verkäuferin, ein Lehrer sowie eine Physiotherapeutin, Menschen in Pension und mit Migrationshintergrund, Schüler/innen, Studierende und Lehrlinge.

Die Ergebnisse waren sehr klar und für alle Teilnehmer/innen überraschend im Konsens. "Endlich wurde ich konkret zu einem politischen Thema gefragt. Ich war überrascht, wie klar und übereinstimmend unsere Ergebnisse sind", meinte eine Teilnehmerin.

So wurde z.B. das Thema Raumordnung sehr intensiv diskutiert. Die Teilnehmer/innen fordern einen sparsameren, nachhaltigen Umgang mit Grund und Boden. Eine überregionale Raumordnungskompetenz, die nicht politisch besetzt ist, soll dies in Zukunft gewährleisten. Wir müssen unsere dörflichen Strukturen wieder revitalisieren und die Nahversorgung fördern. "Einkaufs- und Fachmarktzentren auf der grünen Wiese haben wir bereits mehr als genug", meinten die Teilnehmer/innen übereinstimmend.

Mehr Bewusstseinsbildung für einen nachhaltigen Lebensstil ist eine zweite Forderung der BürgerInnen-Räte. Nicht das Bruttoinlandsprodukt oder die Kaufkraft sind der Maßstab für unsere Lebensqualität. Gesunde Lebensmittel, sauberes Trinkwasser, Zeit für Erziehung, Ehrenamt und politische Partizipation machen ein gutes Leben aus. Das Land Oberösterreich muss die politischen Rahmenbedingungen für einen nachhaltigen Lebensstil fördern.

Die Jugendlichen sprachen sich klar für Maßnahmen gegen die Obsoleszenz, also der geplanten Kurzlebigkeit von technischen Produkten aus. Weiters fordern sie mehr Maßnahmen zur Förderung von regionalen, umweltschonenden Konsummitteln und Dienstleistungen. Die Idee einer Plattform "Resi - Regionale Such- und Informationsplattform", die via Internet und Apps den Kund/innen jederzeit zu nachhaltigen Produkten führt, wurde von den Jugendlichen begeistert ins Leben gerufen.

Die Stärkung der Basisdemokratie z.B. in Form von mehr BürgerInnen-Räten zu politischen Entscheidungen wurde von den Teilnehmer/innen gemeinsam zum Abschluss gefordert. Partizipative Demokratie soll nach Vorarlberger Vorbild in der Landesverfassung verankert und die Politik damit wieder bürger/innennäher werden.

Der Fahrplan zum neuen Landesumweltprogramm 2030
Die Entwicklung des neuen Oberösterreichischen Landesumweltprogramms 2030 steht unter dem Motto: "Es geht ums Ganze - gestalte deine Zukunft!" Damit startete unter Federführung der Direktion Umwelt und Wasserwirtschaft sowie des Oö. Umwelt-Ressorts ein für ein Landesprogramm in dieser Form nie dagewesener Beteiligungsprozess.

Mit dem Umweltkongress 2012 erfolgte eine erste Beteiligungswelle. Alle Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher sind aufgerufen, Teil der Bewegung zu sein und über die Ziele der oberösterreichischen Umweltpolitik mitzudiskutieren. Das ist gelebte Mitmach-Demokratie.

"Mit einer Facebook-Kampagne wollen wir vor allem den Jungen eine Beteiligungsplattform bieten", lädt Umwelt-Landesrat Rudi Anschober auch die junge Generation zum Mitmachen ein. Darüber hinaus haben in Oberösterreich erstmalig ein Jugendrat und zwei BürgerInnen-Räte stattgefunden. Neben der Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger sind die wesentlichen Säulen im Entstehungsprozess zum Landesumweltprogramm die Einbindung der Interessensvertretungen sowie Inputs aus Wissenschaft und Verwaltung. Auch diese Stakeholder-Befragung hat bereits stattgefunden. Der Abschluss des spannenden Prozesses ist mit Ende des Jahres geplant.

Warum ein neues Landesumweltprogramm?
Das Landesumweltprogramm 2030 als Arbeitsgrundlage für ein nachhaltiges Oberösterreich wird das Landesumweltprogramm 1995 ablösen. In der Zwischenzeit haben sich etliche Rahmenbedingungen, Anforderungen und Ziele geändert.

Ziel ist, eine neue oberösterreichische Umweltstrategie als "Dachmarke" unter Einbeziehung der veränderten Anforderungen und Möglichkeiten zu entwickeln.

Es geht ums Ganze: Verknüpfen von bestehendem Wissen und neuen Ideen
Basis für die Entwicklung des neuen Landesumweltprogramms bilden das Landesumweltprogramm 1995, der Oö. Umweltbericht 2012 sowie mittel- bis langfristige Zielsetzungen und beschlossene Programme wie die Energiezukunft 2030. Eine ehrliche Bestandsaufnahme im Sinne von "Was ist bisher gelungen?", "Was nicht?" soll mit aktuellen Zielen und Instrumenten verknüpft werden und die Grundlage für das neue Umweltprogramm bilden.

Damit die Leitziele des neuen Landesumweltprogramms auch umsetzbar werden, ist es wichtig und notwendig, alle Akteurinnen und Akteure von Interessensvertretungen, Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung, Politik und die Bevölkerung in den Prozess einzubeziehen. Aufbauend auf den Strategieprogrammen der Direktion Umwelt und Wasserwirtschaft erfolgte seitens des Instituts für betriebliche und regionale Umweltwirtschaft der Johannes Kepler Universität eine erste Bewertung der geplanten Maßnahmen unter Einbeziehung des bisherigen Landesumweltprogramms sowie nationaler und internationaler Trends.

Was ist ein BürgerInnen-Rat?
Der BürgerInnen-Rat ist eine neue Form der Zusammenarbeit zwischen Bevölkerung und Politik. Unterstützt und angeleitet durch eine Moderation werden mit zufällig ausgewählten BürgerInnen einer Gemeinde oder Region an einem Wochenende Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen ausgearbeitet. Der BürgerInnen-Rat ist ein unparteiisches Sprachrohr der Bevölkerung und bringt Politik und BürgerInnen wieder näher zusammen.

Auswahlverfahren
Beim BürgerInnen-Rat werden nach dem Zufallsprinzip zehn bis fünfzehn BürgerInnen aus ganz Oberösterreich ausgewählt, die an eineinhalb Tagen miteinander arbeiten. Sobald etwa 15 Interessierte zugesagt haben, kann der BürgerInnen-Rat beginnen.

Aufgrund der Zufallsauswahl handelt es sich bei den Teilnehmenden um "normale" Leute, die über keinerlei spezielles Vorwissen oder spezielle Qualifikationen verfügen. Sie vertreten keine Interessensgruppen, sondern ihre persönliche Meinung.

"Dynamic faciliation"
Moderiert werden BürgerInnen-Räte mit einer speziellen Methode, die "Dynamic facilitation" genannt wird. Diese berücksichtigt, dass wir Menschen in der Regel sprunghaft und nicht linear denken und dass uns Emotionen und Werte leiten. Dabei lässt sich mit "Dynamic facilitation" lösungs- und ergebnisorientiert diskutieren.

Am Ende des BürgerInnen-Rats wird eine gemeinsame Erklärung verfasst. Wichtig ist, dass sich die ganze Gruppe auf diese Erklärung einigt, die dann in einem zweiten Schritt der Öffentlichkeit präsentiert wird. Die Ergebnisse werden daraufhin in das Landesumweltprogramm eingearbeitet.

Vorteile: heterogen und unparteiisch
Die Qualität des BürgerInnen-Rates besteht einerseits in der Zufallsauswahl, die zu einer sehr heterogenen Gruppenzusammensetzung führt. Dadurch können möglichst viele unterschiedliche Meinungen und Erfahrungen in die Diskussion einfließen. Andererseits dient der BürgerInnen-Rat als unparteiische Form, um sich als Bürger/in politisch einzubringen und das eigene Umfeld mitzugestalten. Der BürgerInnen-Rat trifft jedoch keine politischen Entscheidungen - er thematisiert aktuelle Herausforderungen und notwendige Entwicklungen im Land und ist dadurch Impulsgeber für weitere Maßnahmen. BürgerInnen-Räte können für eine bestimmte Zielgruppe, zu einem bestimmten Thema oder in unterschiedlichen räumlichen Zonen durchgeführt werden. Als besonders wirkungsvoll erweist sich das Instrument des BürgerInnen-Rates, wenn er in regelmäßigen Abständen, mit jeweils neuer Zufallsauswahl, durchgeführt wird. Dann kann sich der BürgerInnen-Rat als neue Form etablieren, um sich als Bürger/in unparteiisch in die politische Diskussion und die Gestaltung des Lebensumfeldes einzubringen.

Präsentation erster Ergebnisse beim Oö. Umweltkongress 2013
Im Rahmen des am 24. September stattfindenden Umweltkongresses zu "WERT.Schöpfung - der nachhaltige Einsatz von Ressourcen" entlang der Themen "Wohnen", "Mobilität", "Ernährung" und "Wirtschaft" werden Lösungen aufgezeigt und diskutiert.
Im Anschluss daran erfolgt die Präsentation der bisherigen Ergebnisse aus dem Gestaltungsprozess zum Landesumweltprogramm 2030.

Anschließend werden die Ergebnisse in den Expertengruppen weiterbearbeitet und fließen in das Landesumweltprogramm ein.

Zeitplan - Horizont

  • Juni 2012: Start des Beteiligungsprozesses beim Oö. Umweltkongress zur Ideenfindung mit Inputs von renommierten Expertinnen und Experten mit Facebook-Kampagne
  • Mai/Juni 2013: Durchführung der BürgerInnen-Räte und des Jugendrates, Veranstaltung zur Einbindung der Interessensvertretungen
  • 24. September 2013: Oö. Umweltkongress; Präsentation der ersten Ergebnisse zum Landesumweltprogramm
  • Oktober - November 2013: Weiterbearbeitung der Ergebnisse aus dem Umweltkongress
  • Anfang 2014: Entwurf für Landtag


Auskünfte, Detailinformationen, Veranstaltungen
Facebook-Fanpage zur Beteiligung am Landesumweltprogramm:
http://www.facebook.com/umweltlandooe

Termine finden Sie unter:
http://www.land-oberoesterreich.gv.at - Aktuell - Veranstaltungen

 

 

 

Informationen: http://

 

 

 

 

 

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