Spindelegger zur Türkei: Meinungs- und  Demonstrationsfreiheit sind Herzstück jeder Demokratie

 

erstellt am
14. 06. 13
14.00 MEZ

Außenminister warnt vor Auswirkung auf EU-Prozess, EU könnte einschlägiges Verhandlungskapitel auf den Tisch legen
Wien (bmeia) - Angesichts der seit 15 Tagen andauernden Proteste zivilgesellschaftlicher Gruppierungen in der Türkei brachte Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger seine Besorgnis über das Vorgehen der türkischen Regierung zum Ausdruck: „Die türkischen Sicherheitskräfte haben gegenüber überwiegend friedlich demonstrierenden Menschen ein erschreckendes Maß an Gewalt und Einschüchterung an den Tag gelegt. Die türkische Regierung muss jetzt alles für ein angemessenes Vorgehen der Sicherheitskräfte, die Einhaltung der Menschenrechte und die Wahrung der Grund- und Bürgerrechte tun.“ Die Dialogangebote türkischer Politiker sind, so Spindelegger weiter, spät gekommen, aber für den sozialen Frieden unabdingbar.

Spindelegger warnte auch davor, die Proteste aufgrund einer Minderheit an randalierenden Demonstranten zu kriminalisieren: „Österreich und die EU verurteilen jegliche Gewaltanwendung – selbstverständlich auch solche der Demonstranten. Die in diesen Tagen jedoch von türkischen Politikern geäußerten Vorwürfe, es handle sich bei den Protestierenden um Agitatoren oder gar um Terroristen, sind kein Beitrag zur Deeskalation und ein weiterer Schlag gegen den Respekt für freie Meinungsäußerung.“ Ebenso zeigte sich der Außenminister besorgt über die öffentlichen Ankündigungen, Internet und vor allem die sozialen Medien einschränken bzw. einer stärkeren Kontrolle unterwerfen zu wollen.

Für die Verhandlungen zwischen der Türkei und der EU seien, so Spindelegger, die nächsten Tage und die Reaktionen der Regierung entscheidend. „Die EU muss eine klare Haltung einnehmen und Ankara gegenüber klarmachen, dass die Gewährleistung der Grund- und Menschenrechte ein Kernelement der europäischen Wertegemeinschaft und notwendige Voraussetzung für die Annäherung der Türkei an die EU ist“, so der Außenminister. Statt Verhandlungskapitel zu blockieren, sollte sich daher die EU überlegen, ob man nicht das einschlägige Kapitel 23 „Justiz und Grundrechte“ eröffnen könne. „Dadurch wäre es möglich, den Finger auf die Wunde zu legen und die Problematik auch formell auf den Tisch der Verhandlung zu bringen“, so Spindelegger abschließend.

 

 

 

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