Internationale Anerkennung für Ausbildung von GeschichtslehrerInnen im Wiener Stadt- u. Landesarchiv

 

erstellt am
27. 06. 13
14.00 MEZ

Wien (rk) - Das Fachdidaktikzentrum für Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung (FDZ) der Universität Wien und das Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA) arbeiten in Rahmen der Ausbildung von angehenden Lehrern und Lehrerinnen nun bereits das dritte Semester zusammen. 39 Studierende des Lehramtes Geschichte forschen aktuell an Originalquellen des WStLA zum Themenbereich "Vermögensentzug, Repression und Rassenpolitik im Nationalsozialismus". Unter fachwissenschaflticher Beratung seitens des WStLA erarbeiten die Studierenden im ersten Schritt konkrete Falldarstellungen zur Wiener Geschichte und setzen diese in den relevanten historischen Kontext. Anschließend entwickeln sie auf Basis ihrer im Archiv gewonnenen Erkenntnisse Konzepte für Unterrichtsstunden. Betreut von erfahrenen Lehrerinnen und Lehrern erproben die Studierenden diese Konzepte in Wiener Schulklassen und unterziehen diese anschließend einer gemeinsamen Evaluierung.

Dieses Wiener Modell der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung im Archiv hat inzwischen auch internationale Anerkennung gefunden. Im Rahmen des vom EU-Kommissariat für Bildung und Kultur finanzierten Projekts SMILE-Vet, bei dem es um eine forcierte Involvierung von Kulturinstitutionen sowohl in die Ausbildung von EU-Bürgern und -Bürgerinnen als auch in deren gesellschaftliche Integration geht, wurde dieses Modell der Zusammenarbeit zu einem Best-Practise-Beispiel gekürt. Vergangenen Herbst stellte Stefan Spevak, Archivpädagoge am Wiener Stadt- und Landesarchiv, dieses Modell in Randers/Dänemark einem Publikum aus acht verschiedenen europäischen Ländern vor.

Der Fokus dieser geschichtsdidaktischen Lehrveranstaltung, deren Leiter Univ.-Prof. Alois Ecker ist, liegt auf der Prozess- und der Kompetenzorientierung. Die Prozessorientierte Geschichtsdidaktik setzt bei den im multikulturellen Klassenraum vorhandenen, diversifizierten historischen Kenntnissen an und zielt auf eine Stärkung des Geschichtsbewusstseins der konkreten Lerngruppe nach multiperspektivischen Gesichtspunkten. Die seit 2008 in den österreichischen Lehrplänen verankerte Kompetenzorientierung soll Schülerinnen und Schüler befähigen, das erarbeitete historische Methoden- und Sachwissen anzuwenden. Dazu gehört auch, etwa bei der Reifeprüfung, eine Quelle sinnvoll in einen historischen Kontext einzuordnen. Auf angehende Lehrende kommen damit Herausforderungen zu, auf die sie gut vorbereitet werden müssen. Gemeinsam versuchen das FDZ und das WStLA mit ihrer jeweiligen Expertise in Geschichtsdidaktik und Quellenforschung einen Beitrag zu dieser Vorbereitung zu leisten.

Bisher haben 92 Studierende an dieser Lehrveranstaltung teilgenommen, ca. 500 Schülerinnen und Schüler in Wien und Niederösterreich wurden anhand von aufbereiteten Quellen des WStLAs unterrichtet. Dem WStLA geht es in seinem Engagement für dieses Projekt darum, die bei jungen Menschen bestehende Hemmschwelle gegenüber der Nutzung eines Archivs abzubauen. Studierende, Schülerinnen und Schüler sollen den Wert von archivischen Quellen als Korrektiv für grassierende Geschichtsmythen, aber auch ganz grundsätzlich für das Generieren von Wissen erkennen.

 

 

 

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