Michael Haneke im Gespräch mit Michael Kerbler

 

erstellt am
25. 06. 13
14.00 MEZ

Prammer tritt für Anhebung der Filmförderung ein
Wien (pk) – Das Parlament soll ein Ort der Begegnung und des öffentlichen Diskurses über gesellschaftliche Zustände sein, so Nationalratspräsidentin Barbara Prammer in ihrer Begrüßung der Gäste zur Ö1-Publikumsreihe "Zeitgenossen im Gespräch", die am Abend des 24.06. im Sitzungssaal des Nationalrates aufgezeichnet wurde. Prammer freute sich, Haneke ein weiteres Mal im Hohen Haus begrüßen zu können. Im September 2009 hatte die Österreich-Premiere seines Films "Das weiße Band" im Historischen Sitzungssaal stattgefunden. Sie wolle nicht nur dem Regisseur zu den Erfolgen, die er seitdem erzielt hat, gratulieren, sondern bei dieser Gelegenheit auch ein klares Bekenntnis zum Ausbau der österreichischen Filmförderung ablegen, sagte Prammer. Nur so sei gesichert, dass wir zukünftig auch die Werke "junger Hanekes" in den Kinos sehen werden.

ORF-Generalsekretär Alexander Wrabetz unterstrich, dass aus seiner Sicht die Kultur zum Kernauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gehört. Trotz der unumgänglichen Sparmaßnahmen setze er sich dafür ein, dass der Betrag des ORF zur Förderung des österreichischen Filmschaffens nicht geschmälert werde, betonte Wrabetz.

Im Gespräch, das Michael Kerbler unter dem Titel "Die Not des Daseins gilt es zu entdecken" mit Haneke führte, ging es um die Auffassung des Regisseurs vom Film als Kunstwerk. Das Thema Gewalt durchzieht Hanekes Werk. Für Haneke sind Gewaltszenen ein Mittel, um seine ZuschauerInnen zu verunsichern und zu Selbstreflexion zu zwingen. Er stelle sich gegen das Übermaß von Gewaltdarstellungen, die das zeitgenössische Kino prägen. Die zahllosen Gewaltszenen seien auf Konsumierbarkeit angelegt, was zu einer gefährlichen Verharmlosung führe. Ihm gehe es um das genaue Hinsehen und um die Auseinandersetzung mit der ungeschönten Realität von Gewalt.

Film ist für Haneke dann Kunst, wenn eine Auseinandersetzung mit der Frage der Entsprechung von Inhalt und Form stattfindet. Die Darstellung muss dialogfähig sein, indem sie das Gegenüber in Form des Publikums ernst nimmt. Film sei ein seiner Natur nach manipulatives Medium, mit dem es daher verantwortungsvoll umzugehen gelte. Er beanspruche nicht, Wahrheit darzustellen, denn an diese kann es laut Haneke immer nur Annäherungen geben. Ihm sei wichtig, bewusst zu machen, wie viel von dem, woraus wir Informationen über die Wirklichkeit zu beziehen glauben, nur Bilder und damit Illusionen von Wirklichkeit sind. Er gebe im Allgemeinen keine öffentlichen politischen Statements ab, sagte Haneke, dazu fühle er sich nicht berufen. Er melde sich aber dann zu Wort, wenn er die Menschenwürde in Gefahr sehe.

 

 

 

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