Österreichs Tourismus verbucht Nachfragerekorde
 aber schwache Einnahmen

 

erstellt am
09. 08. 13
14.00 MEZ

2012 wurde mit einem Einnahmenplus von 2,4 Prozent nominell das Vorkrisenniveau auf 22,3 Milliarden Euro wieder erreicht
Wien (bank austria) - Österreichs Tourismus feierte 2012 zwar weitere Gästerekorde, verbuchte aber ein schwaches Wirtschaftsjahr. Die Sektoreinnahmen sind nominell um 2,4 Prozent gestiegen, preisbereinigt blieb lediglich ein Plus von 0,2 Prozent, wie der aktuelle Branchenbericht der Bank Austria Ökonomen zeigt. „Auch wenn der Tourismus mit Gesamteinnahmen von 22,3 Milliarden Euro 2012 den massiven Rückschlag 2009 in nominellen Werten wieder ausgleichen konnte, ist die wirtschaftliche Lage der Branche noch angespannt. Die stark gestiegenen Gästezahlen der letzten drei Jahre brachten der Branche preisbereinigt keine Mehreinnahmen worunter letztendlich die Erträge gelitten haben“, analysiert Bank Austria Ökonom Günter Wolf.

Erst 2014 stärkere Einnahmenzuwächse erwartet
Die Tourismusbilanz wird 2013 schlechter ausfallen. Voraussichtlich kann die Branche im Gesamtjahr mit einer stabilen Gästezahl aber nur mit einer schwachen Einnahmenentwicklung rechnen. Preisbereinigt werden die Tourismuseinnahmen sogar leicht sinken. Erst 2014 wird Österreichs Tourismus parallel zu den steigenden Einkommen und der Reiselust der Bevölkerung in wichtigen Zielmärkten wieder stärkere Einnahmenzuwächse verbuchen. Noch bremst die anhaltend schwache Wirtschaftsentwicklung die Tourismuskonjunktur. Zwar gab es in der letzten Wintersaison 2012/2013 wieder einen Nachfragerekord – allerdings füllte dieser die Kassen der Tourismusbetriebe nicht stärker. Das Übernachtungsplus von zwei Prozent im Winter brachte lediglich um knapp zwei Prozent höhere nominelle Einnahmen. Aufgrund des relativ stark gestiegenen Preisniveaus sind die Einnahmen preisbereinigt sogar um ein halbes Prozent gesunken. In der laufenden Sommersaison waren bisher sowohl die Übernachtungen als auch die nominellen Einnahmen leicht rückläufig.

Mehr Gäste, die kürzer bleiben und weniger ausgeben
Bank Austria Volkswirt Günter Wolf: „Die Zahl der Österreichbesucher wächst zwar, im langfristigen Vergleich aber zunehmend langsamer und die Gäste bleiben kürzer. Aufgrund dessen konnte der Rekord von mehr als 130 Millionen Übernachtungen Anfang der 90er Jahre erst wieder 2012 erreicht werden. Entscheidend für die Betriebe ist letztendlich, dass die Gäste in den letzten Jahren auch immer weniger ausgegeben haben, sparsamer wurden.“ Die nominellen Tourismuseinnahmen sind pro Gast von durchschnittlich 671 Euro 2008 auf 618 Euro 2012 gesunken.

Österreich-Tourismus auf Platz 3 im World Economic Forum Ranking
Mit der laufenden Verbesserung der Angebotsqualität und des Preis-Leistungsverhältnisses der Tourismusdestination Österreich konnten immer wieder neue Gästesegmente angesprochen und Nachfrageausfälle kompensiert werden. Erfolge, die auch der dritte Platz im aktuellen Tourismus-Wettbewerbsstärke-Ranking des World Economic Forums hinter der Schweiz und Deutschland anschaulich dokumentiert. Das World Travel & Tourism Council erwartet, dass der Anteil Österreichs an den internationalen Touristenankünften in Europa von derzeit 4,6 Prozent in den nächsten zehn Jahren auf unter 4 Prozent sinkt. Dennoch ist die Gefahr gering, dass der heimische Tourismus den Anschluss an die internationale Entwicklung verliert. Der Sektor leidet weniger am Verlust seiner internationalen Konkurrenzfähigkeit, sondern viel mehr an der wachsenden Zahl neuer Konkurrenten vor allem als Folge der Öffnung neuer Märkte und der billigen Flüge

Ertragslage unter Druck
Die Aufwertung der Angebotsqualität sorgte für höhere Auslastungszahlen und lange Zeit auch für steigende Einnahmen, aber nicht immer für höhere Erträge. In den letzten Jahren konnten die Beherbergungsbetriebe ihre die Kostensteigerungen kaum noch auffangen. Die Auswertungen der österreichischen Hoteltreuhand zeigen, dass der operative Gewinn in Relation zum Umsatz im langfristigen Vergleich in allen Segmenten schwächer wurde, vor allem aber bei den 3-Stern-Betrieben.

Die Erträge der Tourismusbetriebe sind in vielen Fällen zu niedrig, um die Finanzierung des erforderlichen Investitionsniveaus zu stützen. „“Stellt man das aktuell tiefe Zinsniveau in Rechnung und die Tatsache, dass das Beherbergungsgewerbe in naher Zukunft wieder mehr investieren muss, werden sich in künftigen Perioden mit steigenden Zinsen die Finanzierungsschwierigkeiten der Branche verschärfen. Damit werden auch die Themen zu niedriger Angebotspreise und weiterer Kapazitätsreduktionen wahrscheinlich wieder an Brisanz gewinnen“, fasst Wolf zusammen.

 

 

 

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