Euroraum: Positive Vor zeichen für Konjunktur
 reißen nicht ab

 

erstellt am
06. 08. 13
14.00 MEZ

PMI signalisieren Ende der Rezession
Wien (rzb) - Im Euroraum wurde die Reihe der Einkaufsmanagerindizes (PMI) für den Monat Juli am 05.08. des mit den Umfrageergebnissen aus dem Dienstleistungssektor in Italien und Spanien komplettiert. Wie die endgültig vorliegenden Ergebnisse zeigen, verbesserten sich die konjunkturellen Frühindikatoren teilweise deutlich und übertrafen dabei unsere optimistischen Erwartungen. Das Stimmungsbarometer für den Euroraum kletterte im Verarbeitenden Gewerbe auf 50,1 Punkte - nach zuvor 48,8 und einem Tief von 46,7 Punkten im April - und somit über die kritische 50-Punkte Marke, ab der eine Expansion angezeigt wird. Der konjunktursensitive Indikator bewegt sich nun nicht mehr nur für Deutschland, sondern für alle großen Volkswirtschaften der Eurozone wie Frankreich, Italien und Spanien nahe oder über dieser Marke. Der minimale Rückgang in Spanien sollte vor dem Hintergrund des kräftigen Anstiegs in den letzten Monaten nicht weiter beunruhigen. Vorrausschauend sind insbesondere der in allen Ländern verzeichnete Anstieg des Auftrag-Lager Verhältnisses (dreimonatiger gleitender Durchschnitt) sowie die jüngsten Verbesserungen in der Beschäftigungskomponente erfreulich. Im Dienstleistungssektor wurde die 50-Punkte Marke im Juli noch knapp verfehlt. Nach einem von allen Ländern mitgetragenen Anstieg um 1,3 Punkte liegt der Index nun aber immerhin bei 49,8 Punkten (nach 46,4 im März). Die Erwartungskomponente schürt Hoffnungen auf weitere deutliche Verbesserungen.

Positives BIP-Wachstum bereits in Q2
Die Stimmungsaufhellung folgt einer starken Eintrübung im Laufe des ersten bzw. zu Beginn des zweiten Quartals. Die Befragungen ließen uns nach dem ersten Quartal (BIP Euroraum: -0,2 % p.q.) somit ursprünglich auch noch im zweiten Quartal eine Schrumpfung des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) erwarten. Tatsächlich indizieren die bereits verfügbaren "harten" Daten für die Monate April und Mai - wie Industrie- und Bauproduktion, Konsumausgaben und Außenhandelsdaten - für den Euroraum jedoch reales BIP-Wachstum von rund 0,2 % p.q. Sollte dieses Plus am 14. August von Eurostat bestätigt werden, hätte sich die Konjunktur gemessen an den PMIs "zu gut" entwickelt.

Positiv hervor sticht insbesondere Frankreich, das im zweiten Quartal bei der Industrieproduktion einen satten Zuwachs von rund 2 % p.q. erzielt haben dürfte (nach -0,3 % p.q. in Q1). Der noch fehlende Wert für Juni wird am kommenden Freitag bekanntgegeben (RBI-Prognose: 0,3 % p.m.). Des Weiteren überraschten auch die Konsumausgaben mit einem Anstieg von 0,3 % p.q. positiv. Nach einem Rückgang von -0,2 p.q. im ersten Quartal, gehen wir im zweiten Quartal demgemäß von einem Zuwachs des realen BIP im Bereich von 0,2 % p.q. aus. In Spanien unterstreicht die bereits veröffentlichte Erstschätzung von -0,1 % p.q. für Q2 die Verbesserung zum vorangegangen Quartal (-0,5 %). In Italien steht diese Morgen (Di) zur Veröffentlichung an. Auch hier erwarten wir mit -0,3 % p.q. einen deutlich weniger ausgeprägten Rückgang als noch im Vorquartal (-0,6 % p.q.). Ein langsamerer Rückgang der Binnennachfrage sowie eine im Gegensatz zum Vorquartal gute Exportentwicklung haben den Ausschlag gegeben. Für Deutschland, die Wachstumslokomotive der Eurozone, ist nach einem enttäuschenden ersten Quartal (0,1 % p.q.) nun mit einem deutlichen Zuwachs von rund 0,5 % p.q. zu rechnen.

Lichtblicke auch in Italien und Spanien
Für die Frühindikatoren erwarten wir eine Fortdauer des Aufwärtstrends auch in den kommenden Monaten. Dafür verantwortlich ist ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren: Erstens wird der dämpfende Effekt der Fiskalpolitik geringer - zum Teil Erfolg der bisherigen Konsolidierungsbemühungen aber auch der nachlassenden Strenge der EU Kommission in Bezug auf die Erreichung der vereinbarten Defizitziele. Zweitens sorgt die Geldpolitik in vielen Teilen des Euroraums für günstige Finanzierungsbedingungen. Drittens haben sich realwirtschaftliche Ungleichgewichte verringert. Dies umfasst den Abbau von binnenwirtschaftlichen Übertreibungen (z.B.: Immobilienpreise bzw. Wohnbau) sowie die Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit und ist somit die Grundlage für eine nachhaltige Erholung. In Summe gehen wir davon aus, dass steigende Exporte private Investitionen in Gang setzen, welche in einem nächsten Schritt (im Jahr 2014) zu mehr Beschäftigung und Konsum führen. Unser Szenario von einer nachhaltigen Erholung in der zweiten Jahreshälfte bleibt somit aufrecht. Auf dem aktuellen Niveau deuten der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor in Summe auf Nullwachstum hin. Ein konjunkturell etwas schwächeres drittes Quartal mit Nullwachstum wäre somit weder eine Überraschung noch eine Enttäuschung. Spätestens im Schlussquartal 2013 gehen wir dann aber in den meisten Ländern des Euroraums - inklusive Italien und Spanien - von einer Zunahme der Produktionsleistung (im Vergleich zum Vorquartal) aus.

 

 

 

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