Töchterle plädiert für massive
 Stärkung der Grundlagenforschung

 

erstellt am
22. 08. 13
14.00 MEZ

Wissenschafts- und Forschungsminister will finanzielle Mittel für Unis weiter steigern und FH-Ausbau forcieren - neue Forschungsinitiative: 5 Mio. Euro für Erdsystemwissenschaften
Alpbach (bmwf) - Einen Dreiklang für den weiteren Ausbau des heimischen Wissenschafts- und Forschungsstandortes skizzierte Wissenschafts- und Forschungsminister Dr. Karlheinz Töchterle am 22.08. bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Infrastrukturministerin Doris Bures und Forschungsrats-Vorsitzendem Hannes Androsch anlässlich der Eröffnung der mittlerweile 30. Alpbacher Technologiegespräche unter dem Motto "Die Zukunft der Innovation: Voraussetzungen - Erfahrungen - Werte": Töchterle setzt auf eine weitere Steigerung der Mittel für die Universitäten, den forcierten Ausbau der Fachhochschulen (plus 10.000 Studienplätze, Valorisierung) und eine massive Stärkung der Grundlagenforschung durch eine bessere Dotierung von Forschungseinrichtungen sowie insbesondere des Wissenschaftsfonds FWF. Weiters präsentierte der Minister eine neue Forschungsinitiative an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) zum Thema Erdsystemwissenschaften im Ausmaß von rund fünf Millionen Euro sowie eine länderübergreifende Forschungszusammenarbeit im Bereich nachhaltige Ressourcennutzung. Töchterle unterstrich auch die Notwendigkeit, "alle Kräfte zu bündeln" und begrüßte das Engagement seitens mancher Bundesländer, das in eine Gesamtstrategie eingebettet werden müsse. "Wir müssen insgesamt das kommunale, insbesondere auch das private Engagement für Wissenschaft und Forschung weiter erhöhen - der Bund allein kann das nicht schultern."

"Den Rücken gestärkt" sieht der Minister dabei durch eine kürzlich präsentierte Studie zur "Bedeutung von Wissenschaft und Forschung für die österreichische Bevölkerung". Laut der im Auftrag des Wissenschafts- und Forschungsministeriums von Dr. Peter Ulram durchgeführten Befragung haben Wissenschaft und Forschung in Österreich ein weit besseres Ansehen, als gemeinhin angenommen: 78 Prozent bezeichnen Österreich als sehr guten oder ziemlich guten Standort für Wissenschaft und Forschung und rund 80 Prozent der Bevölkerung halten die Förderung von Wissenschaft und Forschung für eine sehr wichtige Aufgabe der österreichischen Politik. "Dem sind wir in den vergangenen Jahren gerecht geworden", verwies Töchterle etwa auf die Hochschul-Milliarde, den zweitgrößten Ausbau der Studienplätze seit Bestehen der Fachhochschulen und die langfristige Finanzierung des IST Austria. Dass das Engagement der öffentlichen Hand beträchtlich ist, zeige zum Beispiel auch eine Studie der Europäischen Universitätenkonferenz, laut der Österreich seine Uni-Ausgaben im Europavergleich zum Vorjahr nach Island am stärksten gesteigert hat; weiters an der Forschungsquote, wo Österreich mit 2,8 Prozent an fünfter Stelle in der EU liegt.

"Das darf uns aber nicht ruhen und rasten lassen, wir müssen dieses Engagement nahtlos fortsetzen bzw. weiter intensivieren. Das tun wir", so Töchterle. Er bekräftigte das Bekenntnis der Bundesregierung im Sommerministerrat, in den kommenden Jahren eine weitere Stärkung und dynamische Entwicklung des tertiären Sektors und der Forschung in Österreich umzusetzen und damit die in der FTI-Strategie gesetzten Ziele mit Leben zu erfüllen. Dazu zählt vor allem auch die Nachwuchsförderung. "Exzellenter als in unsere klugen Köpfe können wir nicht investieren", betonte Töchterle und nannte als Beispiel etwa die Finanzierung von rund 100 Doktoratsstellen. Gerade in Alpbach zeige sich das hohe Potential junger Menschen. Der Minister plädierte auch für eine massive Stärkung der Grundlagenforschung: "Forschung ohne sofort erkennbaren Nutzen ist nicht nutzlos - sondern legt die Grundlage für wirklich Neues." Weiters gelte es, die wissenschaftliche Exzellenz zu stärken und damit zum Beispiel auch die Basis für die erfolgreiche Einwerbung von EU-Mitteln zu schaffen. Schließlich bekräftigte der Minister das Ziel einer engen Abstimmung und Schließung von Förderlücken zwischen Grundlagenforschung, Anwendung und Wirtschaft, etwa auch durch gezielte Infrastrukturinvestitionen.

Ein für ihn zentraler Wert in der Forschung sei die Nachhaltigkeit, so Töchterle weiter. Es sei nun gelungen, mit der ÖAW einen neuen inhaltlichen Impuls zu setzen, der auf die Erforschung des "Systems Erde" abzielt, und somit zur Bearbeitung der großen Herausforderungen beiträgt. Konkret: Das Wissenschafts- und Forschungsministerium finanziert eine Initiative der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) im Ausmaß von rund 5 Millionen Euro (4,7 Millionen Euro) zum Thema "Earth System Sciences" (ESS). In Ergänzung zum existierenden Förderungsportfolio werden interdisziplinäre Projekte, Projekte zur Langzeitforschung und Projekte zu derzeit wenig untersuchten Themen gefördert. "Wir ermöglichen also auch Pionierarbeit." Das Programm ist inhaltlich in den Erdsystemwissenschaften angesiedelt und spannt den Bogen von der Geologie über die Meteorologie bis hin zu Human-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Die Forschungsprojekte sind im Kontext der interdisziplinären Erforschung von Gebirgsräumen (Schwerpunkt: Alpenraum und vergleichbare Regionen) anzusiedeln, das zweistufige Antragsverfahren beginnt im Herbst (Einreichfrist für die "Interessensbekundung" ist der 15. Oktober 2013; zweite Stufe: Vollantrag).

Einen weiteren Impuls kündigte der Minister für den Folgetag an: Im Sinne der länderübergreifenden Forschungszusammenarbeit und im Sinne der nachhaltigen Ressourcennutzung, die aktueller und drängender denn je ist, wird er am Freitag gemeinsam mit seinen Amtskollegen aus Slowenien und der Schweiz sowie Südtirols Landeshauptmann Durnwalder eine multilaterale Vereinbarung unterzeichnen. "Die Alpen verbinden uns - das soll auch in der Forschung künftig verstärkt der Fall sein. Denn wir haben in den wald- und wasserreichen Alpen ein sehr hohes Potenzial für nachhaltige Ressourcennutzung", so der Minister. Diese Vereinbarung sei auch eine weitere Stärkung einer heimischen Stärke: "Österreich ist neben der Schweiz international führend in der Gebirgsforschung."

Neben all dem öffentlichen Engagement werde er aber nicht müde zu betonen, dass es auch mehr private Mittel braucht, so Töchterle abschließend. "Wir müssen das eine tun und dürfen das andere nicht lassen", betonte der Minister mit Verweis auf OECD-Daten, wonach in keinem anderen OECD-Land die privaten Haushalte so wenig zum tertiären Sektor beitragen. "Mir geht es aber vor allem auch um die Wirtschaft und private Mäzene", da sehe er sich auch durch ein vergangene Woche publiziertes THE-Ranking bestätigt. "Wir setzen bereits Impulse", verwies Töchterle auf den "Matching Fund" (9 Millionen Euro) im Rahmen der Hochschulraumstrukturmittel und die Doktoratsinitiative gemeinsam mit der Industrie im Bereich Holz. Weitere Impulse zur Steigerung des privaten Finanzierungsanteils sollen folgen, zum Beispiel mit einer koordinierenden Plattform, die die Aktivitäten von Universitäten und außeruniversitären Grundlagenforschungseinrichtungen unterstützt.

Weiteres Ziel ist auch, dass die erfolgreiche Einwerbung von EU-Forschungsmitteln nahtlos fortgesetzt wird: 2014 beginnt das neue EU-Forschungsrahmenprogramm "Horizon 2020", wo Österreich sehr erfolgreich mitverhandelt und gemeinsam mit Deutschland zum Beispiel einen Schwerpunkt im Bereich Geistes-, Sozial und Kulturwissenschaften erreicht hat. "Jetzt, wo der inhaltliche und finanzielle Rahmen steht, gilt es, im Wettbewerb um die Mittel zu bestehen - da können die Forscherinnen und Forscher an den heimischen Universitäten und Forschungseinrichtungen im europäischen Spitzenfeld absolut mithalten, wie auch die jüngsten Einwerbungen eindrucksvoll bewiesen haben."

 

 

 

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