AK-Anlayse von Altbau-Mieten

 

erstellt am
21. 08. 13
14.00 MEZ

 Kaske: Wohnen muss billiger werden!
Mietern wird tief ins Geldbörsel gegriffen – Neue Mieter in Wiener Altbauten zahlten 2011 rund 21 Millionen Euro zu viel an Miete - AK analysierte Mikrozensus-Daten der Statistik Austria
Wien (ak) - Die Vermieter kassierten 2011 bei MieterInnen kräftig ab: Rund 21 Millionen Euro zahlten neue MieterInnen in Wiener Altbauwohnungen zu viel an Miete. Der Grund: Unzulässige Aufschläge zum Richtwertmietzins. Das zeigt eine aktuelle AK Analyse von Mikrozensus-Daten der Statistik Austria zu den rund 14.700 Wiener Richtwertmietverträgen aus dem Jahr 2011.

"Private Altbaumietwohnungen sind viel teurer als erlaubt, weil das Richtwertmietsystem nicht funktioniert", resümiert Gabriele Zgubic, Leiterin der AK Konsumentenpolitik.

Die AK Analyse zeigt: Wer 2011 eine befristete private Altbauwohnung, sehr gut ausgestattet (also Kategorie A), mit 60 Quadratmeter neu angemietet hat, zahlte durch-schnittlich 1.610 Euro zu viel an Miete im Jahr. Der unzulässige Aufschlag zum Richt-wertmietzins bei befristeten Verträgen beträgt durchschnittlich satte 53 Prozent!

Was der Mietzins laut Mietgesetz ausmachen sollte, und was Vermieter verlangten: 2011 betrug der Richtwert in Wien 4,91 Euro pro Quadratmeter. Als durchschnittlich zu-lässiger Lagezuschlag wurden 0,63 Euro pro Quadratmeter ermittelt. Das ergibt für unbe-fristete Verträge eine zulässige Nettomiete von 5,54 Euro. Befristete Wohnungen sollten eigentlich billiger sein als unbefristete. Denn bei befristeten Verträgen wäre noch der gesetzliche Abschlag von 25 Prozent abzuziehen, was als zulässige Nettomiete 4,16 Euro pro Quadratmeter ergeben würde. Aber: Tatsächlich verrechneten die Vermieter für befristete Altbauwohnungen, Kategorie A, im Schnitt einen Nettomietzins von 6,37 Euro pro Quadratmeter - also um 53 Prozent mehr als erlaubt wäre. Für unbefristete Verträge verlangten sie eine Nettomiete von 6,93 Euro - das ist ein unzulässiger Aufschlag von 25 Prozent.

Im Jahr 2011 wurden rund 14.700 neue Mietverträge für Altbauwohnungen der Kategorie A abgeschlossen, davon waren etwa 6.300 befristet. "Die Vermieter kassierten alleine bei neu abgeschlossenen befristeten Mietenverträgen in Wien 2011 um rund zehn Millionen Euro zu viel an Miete von den Mietern. Rechnet man noch die unbefristeten Mietverhältnisse dazu, sind es sogar rund 21 Millionen Euro", resümiert Zgubic. "Das zeigt einmal mehr, dass das Richtwertsystem nicht funktioniert und zu intransparent ist. Bei befristeten Verträgen wurde der gesetzliche Befristungsabschlag einfach ignoriert", so Zgubic.

Auch eine jüngst präsentierte Studie des WIFO bestätigte: Den Abschlag von 25 Pro-zent für befristet vergebene Wohnungen, wie das im Mietrechtsgesetz vorgesehen ist, gibt es in der Praxis nicht. Befristete Wohnungen sollten eigentlich billiger sein. Tatsächlich sind sie aber laut WIFO österreichweit teurer als unbefristete.

Die Vermieter schlagen enorme Aufschläge auf den Richtwert auf. Neue MieterInnen in Wiener Altbauten zahlten dadurch alleine im Jahr 2011 um rund 21 Millionen Euro zu viel an Miete, zeigt eine AK Analyse von Mikrozensus-Daten der Statistik Austria. "Das ist unfair. Die Mieter müssen entlastet werden", verlangt AK Präsident Rudi Kaske, "dazu sind neue Wohnungen, eine Begrenzung der Mietzuschläge, eine Verbilligung der befristeten Mieten und Entlastungen bei den Betriebskosten nötig."

Konkret verlangt die AK:

  • Mehr Wohnbau Das Konjunkturprogramm für Wohnen ist ein guter Impuls. Mit den zusätzlichen Geldern können 2013 und 2014 insgesamt bis zu 14.000 mehr geförderte Wohnungen zugesichert und gebaut werden. Die Bundesländer müssen die Wohnungen aber auch tatsächlich bauen.
  • Wohnbauförderung klar regeln Die Wohnbauförderung und deren Rückflüsse müssen wieder für den Wohnbau eingesetzt und an die Teuerung angepasst werden, damit auch zukünftig mehr günstige Wohnungen gebaut werden können.
  • Mietrechtsgesetze reformieren + Die AK verlangt faire Mieten bei privaten Mietwohnungen durch klare Obergrenzen. Die Zuschläge zum Richtwert müssen gesetzlich nach Art und Höhe festgelegt werden und im Mietvertrag aufgezählt werden. Es ist eine gesetzliche Obergrenze für die Zuschläge im Ausmaß von 20 Prozent des Richtwerts vorzusehen.
  • Entlastungen bei den Betriebskosten: Es ist unfair, dass die Vermieter ihre Kosten den Mietern aufbrummen. Daher sollen Kosten gestrichen werden, die eigentlich keine Betriebskosten sind: Grundsteuer, Verwaltungs- und Versicherungskosten.
  • Befristungen eindämmen: Befristungen sollen nur ausnahmsweise zulässig sein.
  • Maklerprovisionen soll Vermieter zahlen Makler arbeiten für und zum Vorteil der Vermieter, kassieren aber von den Mietern. Im Maklergesetz soll geregelt werden, dass nur der Erstauftraggeber - das ist eben meistens der Vermieter - gegenüber dem Makler provisionspflichtig ist.


 

 Becher: Mieterinnen und Mieter müssen entlastet werden
SPÖ fordert klare Mietzinsbegrenzungen, Wohnbauoffensive und Zweckwidmung der Wohnbauförderungsmittel
Wien (sk) - Eine aktuelle Analyse der Arbeiterkammer zeigt auf, dass neue MieterInnen in privaten Altbauwohnungen rund 21 Millionen Euro zu viel an Miete bezahlt hätten. Grund dafür seien unzulässige Aufschläge auf den Richtwertmietzins. Ruth Becher, SPÖ-Bereichssprecherin für Wohnen und Bauten, fordert in diesem Zusammenhang rasche Maßnahmen für leistbares Wohnen: "Die Mieterinnen und Mieter müssen entlastet werden. Die AK-Analyse zeigt deutlich, dass die Zuschläge beim Richtwertmietzins klar geregelt und begrenzt werden müssen.", betonte Ruth Becher am Mittwoch im Gespräch mit dem SPÖ-Pressedienst.

Weiters wäre die Zweckwidmung der Wohnbauförderungsmittel und der Rückflüsse aus Wohnbauförderungsdarlehen ein wichtiger Schritt, um mehr Mittel für den Wohnungsbau zur Verfügung stellen zu können. Das scheitert derzeit allerdings am Widerstand der ÖVP. Die SPÖ-Bereichssprecherin für Wohnen und Bauten bekräftigte überdies die SPÖ-Forderung nach einer Wohnbauoffensive: "Mit den im aktuellen Konjunkturpaket vorgesehenen 14.000 neuen Wohnungen ist uns bereits ein erster wichtiger Schritt gelungen. Insgesamt wollen wir 25.000 bis 50.000 neue Wohnungen durch geförderten Wohnbau in der nächsten Legislaturperiode schaffen. Das wäre auch ein wichtiger Impuls für billigere Mieten." Weiters sollen Befristungsmöglichkeiten stark eingeschränkt werden.


 

 Singer: Mietpreisbeschränkungen schaffen keine neuen Wohnungen
ÖVP steht für Politik, die leistbaren Wohnraum für alle schaffen will – Jeder soll Möglichkeit haben, sich Eigentum zu erarbeiten
Wien (övp-pk) - "Mietpreisbeschränkungen schaffen keine neuen Wohnungen, sondern lassen den Wohnungsmarkt komplett erlahmen. Offenbar hat die rote Arbeiterkammer vergessen, wie es in Wien in den Siebzigerjahren ausgeschaut hat", hält ÖVP- Bautensprecher Johann Singer zur Mietpreis- Analyse der Arbeiterkammer fest. Die Arbeiterkammer fordert einmal mehr die Regulierung der Mieten für Altbauwohnungen. "Die SPÖ und ihre Vorfeldorganisationen betreiben eine Wohnbaupolitik, die nur ein Ziel hat: Eingriffe in die Privatautonomie. Die ÖVP steht für eine Wohnbaupolitik, die leistbaren Wohnraum für alle schaffen will. Denn nichts schafft mehr Sicherheit, als die eigenen vier Wände", betont der ÖVP-Abgeordnete. Die Leistbarkeit von Wohnraum ist für die ÖVP auch mit anderen Zielen verschränkt: Qualität des Wohnraums, Energieeffizienz, Innovation und einer leistungsfähigen Bauwirtschaft. Deshalb verfolgt die ÖVP einen ganzheitlichen Ansatz, so Singer: "Es braucht einen intelligenten Mix an Maßnahmen. Wir wollen mehr Angebot durch eine Mobilisierung des Wohnungsmarktes schaffen, den Neubau intensivieren und die Baukosten gering halten. Und jeder soll die Möglichkeit haben, sich Eigentum zu erarbeiten", unterstreicht Singer die Grundpfeiler der ÖVP-Wohnbaupolitik. "Letzten Endes sorgen die Wohnbaukonzepte der ÖVP für mehr privat genutzte Wohnungen, mehr Eigenheime und somit auch für ein größeres Angebot an bezahlbaren Mieten in unserem Land", so der ÖVP-Bautensprecher abschließend.


 

Deimek: AK-Wohnstudie belegt versagen von Genossenschaften
FPÖ setzt auf Zusammenhalt statt Klassenkampf
Wien (fpd) - Die aktuelle Wohnstudie der Arbeiterkammer zeigt problematische Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt auf. Wohnen drohe zu Armutsfalle zu werden, fasst der FPÖ-Nationalratsabgeordnete Gerhard Deimek zusammen. Jetzt sei es an der Bundesregierung, die Vorschläge der Opposition nicht mehr länger zu blockieren. "Wir müssen schnell erste Maßnahmen ergreifen, um den Menschen zu helfen. Wir setzen auf Zusammenhalt statt Klassenkampf", umreißt Deimek die freiheitliche Perspektive.

Die Wohnkosten sind in Wien in den letzten fünf Jahren um 30 Prozent gestiegen. Ein Zuwachs, mit dem die Einkommen lange nicht mithalten. Eine aktuelle Studie der Arbeiterkammer belegt ebenfalls, dass der Wohnungsmarkt nicht nur durch die Mechanismen von Angebot und Nachfrage gesteuert werden kann. Aber auch den ellenlangen Deckelungskatalogen von Rot und Grün erteilt der freiheitliche Nationalratsabgeordnete Gerhard Deimek eine Absage: "Wohnpolitik soll nicht links oder rechts sein, sondern den Menschen im Auge haben."

Eine reformierte gemeinnützige Wohnungswirtschaft - landläufig meist als Wohnbaugenossenschaften bezeichnet - würde unmittelbar spürbar dämpfende Impulse auf dem Wohnungsmarkt hervorrufen. Doch derzeit seien die Genossenschaften allen voran in Wien ein "Eldorado für sozialistischen Parteiadel und dessen Günstlinge". Kuriose Konstruktionen wie etwa "Auslaufannuitäten" bedeuten, dass Bewohner gezwungen werden, Raten für abbezahlte Kredite zu bezahlen. Ein surrealer Gedanke, der gerade in der Bundeshauptstadt die Wohnkosten zusätzlich nach oben treibt. "Hier wünsche ich mir klare Worte von allen Parteien. Es braucht jetzt politische Arbeit, statt Wahlkampfpolemik", fordert Deimek konkrete Maßnahmen. Seitens der FPÖ liege ein Konzept mit dem Titel "Neue Perspektiven im gemeinnützigen Wohnbau - Soziale Verantwortung & Nachhaltigkeit" auf dem Tisch. "Inserate und Plakate machen keine Wohnung billiger. Wir wollen gemeinsam mit den Menschen für die Menschen dieses Landes arbeiten", schließt Deimek.

 

 

 

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