Erste "First Lady" Koreas war eine Wienerin

 

erstellt am
28. 08. 13
14.00 MEZ

Korea Kulturhaus fördert gegenseitiges Verständnis
Wien (rk) - Nur wenige wissen, dass eine Wienerin einst First Lady in Korea war: Franziska Donner, im Juni 1900 in Inzersdorf geboren, war die Tochter eines Sodawasserfabrikanten und einer gebürtigen Italienerin. Sie studierte Sprachen und begab sich, finanziell durch das Erbe ihres Vaters ausgestattet, auf Reisen. Während ihrer Arbeit beim Völkerbund in Genf lernte sie 1933 den koreanischen Exilpolitiker Rhee Syng-man kennen, der beim Völkerbund Unterstützung für die koreanische Unabhängigkeitsbewegung suchte. Rhee Syng-man lebte zu dieser Zeit in den USA, wohin ihm Franziska Donner folgte und wo sie ihn auch heiratete. Das Paar lebte erst in New York und Washington, danach vor allem auf Hawaii, wo eine große koreanische Exilgemeinde politisch aktiv war. Rhee Syng-man war führender Kopf einer koreanischen Exilregierung.

Aus Franziska wurde "Lady Francesca"
Nach der Kapitulation Japans kehrte Rhee Syng-man im Oktober 1946 mit Unterstützung der US-Regierung nach Korea zurück. Am 3. März 1948 wurde er zum ersten Präsidenten der Republik Korea gewählt, eine Funktion, die er bis 1960 innehatte. Franziska - in Korea unter dem Namen Rhee Francesca (oder: Rhee Franzeska) oder unter "Lady Francesca" bekannt - war in dieser Zeit, 1948 bis 1960, "First Lady" des Landes, gleichzeitig die erste First Lady der Republik Korea. Sie war bei fast allen öffentlichen Auftritten ihres Mannes anwesend, als Ausländerin in Korea damals eine Sensation.

Im Frühjahr 1960 wurde Rhee Syng-man nach Unruhen infolge des Wahlergebnisses neuerlich ins Exil nach Hawaii gezwungen. Francesca folgte ihm, pflegte ihn nach einem Schlaganfall und blieb bis zu seinem Tod am 19. Juli 1965 an seiner Seite. Nach einem fünfjährigen Aufenthalt in Österreich, das sie über 30 Jahre zuvor verlassen hatte, kehrte Francesca als 70-Jährige wieder nach Korea zurück. Sie lebte von 1970 bis zu ihrem Tod 1992 in Seoul.

Benennung eines Wiener Weges
Rhee Francesca, die als Präsidentenwitwe deutlich ihre Verbundenheit mit der koreanischen Kultur zeigte, hat einen fast durchwegs positiven Nachruf in der koreanischen Gesellschaft, auch heute ist ihr Bekanntheitsgrad immer noch hoch. In Wien wurde zu ihrem Gedenken im Jahr 2012 der Franziska-Donner-Rhee-Weg nach ihr benannt. Der Weg im 22. Bezirk verläuft am Irissee im Donaupark, wo 2012 das Korea Kulturhaus eröffnet wurde.

     

Korea Kulturhaus fördert gegenseitiges Verständnis
Mit dem Korea Kulturhaus steht seit 2012 im Donaupark ein Kommunikationszentrum, das den interkulturellen Austausch fördern soll. Der Anstoß zur Errichtung dieses Kulturzentrums kam von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, der später anlässlich seines Österreich-Besuches im Februar 2012 das noch im Werden befindliche Korea Kulturhaus besuchte. Mit Unterstützung der Stadt Wien, aber vor allem mit Hilfe zahlreicher Spenden der KoreanerInnen und besonders durch die Unterstützung von Herrn Jong-Bum Park (Präsident des Vereins der Koreaner in Österreich), Frau Mi-Ja Friedländer-Chon (Präsidentin Korea Kulturhaus) und Frau So Bang Yoo (Generalsekretärin Korea Kulturhaus) konnte ein gebautes Zentrum gelebter Integration und des Kulturaustausches zwischen Europa und Korea entstehen.

Freizeitarchitektur der Nachkriegsmoderne
Das Korea Kulturhaus befindet sich im Gebäude des ehemaligen Seerestaurants im Wiener Donaupark. Der im Rahmen der Wiener Internationalen Gartenschau ("WIG 64") errichtete Pavillon ist eines der wenigen erhaltenen Beispiele einer Freizeitarchitektur der Nachkriegsmoderne in Wien. Der Architekt Kurt Schlauss (1924-2005) ist als Planer unter anderem für das Wiener Matzleinsdorfer Hochhaus (1957) und Wiens erste U-Bahn-Station Karlsplatz (1969-1978) bekannt. Der koreanische Architekt Seung H-Sang (IROJE architects & planners) und sein Wiener Partner Michael Wagner adaptierten das Bestandsgebäude der architektonischen Moderne für die zukünftige Nutzung.

Der Pavillon am Irissee ist seit Mai 2012 - rechtzeitig zum 120-jährigen Jubiläum der diplomatischen Beziehungen zwischen Korea und Österreich, das Anfang 2012 gefeiert wurde - als Korea Kulturhaus Österreich in Betrieb. Hier werden Kulturabende, Konzerte, Seminare und Foren über aktuelle Themen veranstaltet. Deutsch- und Koreanischkurse fördern das gegenseitige Verständnis.

 

 

 

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Die Nachrichten-Rubrik "Österreich, Europa und die Welt"
widmet Ihnen der
Auslandsösterreicher-Weltbund

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at