Bad Ischler Dialog 2013: Sozialpartner zeigen
 "Perspektiven für die Jugend" auf

 

erstellt am
17. 09. 13
15.00 MEZ

Gemeinsames Maßnahmenpapier skizziert Handlungsfelder für zukünftige Bundesregierung
Bad Ischl (pwk) - Kontroversielle Diskussionen, reger Austausch: Vertreter der Sozialpartner beleuchteten im Rahmen des heurigen Bad Ischler Dialoges Perspektiven für die Jugend. In einem gemeinsamen Papier wurden Lösungsansätze für die Zukunftsgenerationen beschrieben, die der künftigen Bundesregierung als Anregungen dienen sollen.

Achitz: Gemeinsame Lösungen in schwierigen Zeiten, aber kein Kuschelkurs
„Nicht nur bei objektiven Leistungserhebungen schneidet Österreich nicht optimal ab, auch bei subjektiven Umfragen sagen die Menschen, dass sie mit ihrem Bildungssystem nicht sehr zufrieden sind“, sagte Bernhard Achitz, Leitender Sekretär des ÖGB, in der Abschluss-Gesprächsrunde beim Bad Ischler Dialog der Sozialpartner. „Deshalb müssen wir alles tun, um das System zu verbessern und mehr Chancengerechtigkeit schaffen. Wir müssen ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr einführen, die SchülerInnen individuell fördern, wir müssen die Durchlässigkeit zwischen Lehre und Schule erhöhen.“ Die Einigung der ArbeitnehmerInnen- und Arbeitgeberorganisationen, die der Bundesregierung präsentiert wurden, zeigt, dass die Sozialpartnerschaft auch in Wahlkampfzeiten funktioniert, sagte Achitz. „Aber wir fahren keinen Kuschelkurs, und wenn es gegensätzliche Meinungen gibt, dann muss man das auch offenlegen. Etwa die Tatsache, dass Jugendliche aus der Überbetrieblichen Lehrlingsausbildung massive Probleme haben, von der Wirtschaft einen Arbeitsplatz zu bekommen. Das müssen wir als Sozialpartner angehen.“ Zur Diskussion um die Arbeitszeitflexibilisierung sagte Achitz: „Sinnvolle, flexible Regelungen sind in vielen Unternehmen üblich, mit voller Unterstützung von Gewerkschaften und Betriebsräten. Es kann aber nicht darum gehen, den ArbeitnehmerInnen Geld wegzunehmen. Das werden wir verhindern.“

Wlodkowski: „Plädiere für eine sachliche Diskussion“

„Wenn wir im Bildungssystem weiterkommen wollen, müssen wir vom Polit-Hick-Hack wegkommen“, betonte Gerhard Wlodkowski, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich. Die Diskussion über Schulformen und Bildungsstandards müsse sachlicher und mit weniger Emotion geführt werden. Da sich die Verhältnisse im Erwerbsleben geändert hätten, gehe der Weg in Richtung Ganztagsbetreuung, „wobei eine Wahlmöglichkeit gegeben sein muss“, so Wlodkowski: „Um der Abwanderung im ländlichen Raum entgegen zu treten, muss man der Jugend mehr Chancen geben und Arbeitsplätze schaffen. Wir Sozialpartner kämpfen um jeden Arbeitsplatz.“

Kaske: „Bei Bildung schauen, was es den Kindern bringt“

AK Präsident Rudi Kaske sieht sich durch die Beiträge der ForscherInnen beim Sozialpartnerdialog bestärkt: „Bildung beginnt im Kindergarten, im Bildungsgarten, wie ich gerne sage.“ Der Vorschlag des zweiten, verpflichtenden Kindergartenjahrs sei nicht aus ideologischer Sicht zu betrachten, sondern danach, was es den Kindern bringt. Es gelte, bei der Bildung die Ideologie zu überwinden, auch bei der Ganztagsschule: „Die Expertinnen und Experten empfehlen, individuell zu fördern, ohne frühe Trennung.“ Beim Sozialpartnerdialog wurde überdies nicht einfach über die Jugend geredet, sondern mit ihr. Kaske möchte die Jugendlichen einladen, sich weiter zu beteiligen. Generell gehe es bei Bildung um langfristige Investitionen, die nicht in Regierungsperioden gedacht werden können. Die Sozialpartner bringen sich hier als Gestalter ein, nicht als Verwalter.

Leitl: Generationenpartnerschaft wie Sozialpartnerschaft
WKÖ-Präsident Leitl richtete sich in seinem Abschlussstatement direkt an die Jungen: „Mit dieser Veranstaltung haben wir der Jugend eine Bühne gegeben. Die Jugend stellt die Sozialpartner der Zukunft. Es ist Eure Zukunft. Pensionsregelungen, die heute getroffen werden, müsst ihr einmal zahlen“. Leitl rief zu einer Generationspartnerschaft in Anlehnung an die Sozialpartnerschaft auf.

„20% der Jungen sind auf dem Weg in eine strukturelle Arbeitslosigkeit, weil sie Defizite bei Grundkenntnissen haben. Das muss ein Warnsignal sein und rüttelt auf. Wir Sozialpartner haben auch hier deutlich aufgezeigt, dass wir rasch handeln müssen, um als Wirtschaftsstandort zurück an die Weltspitze zu gelangen.“

Das Sozialpartnerpapier „Perspektiven für die Jugend“ müsse der neuen Bundesregierung daher mit der Aufforderung zur raschen Umsetzung übergeben werden. „Als Sozialpartner sollten wir uns nicht mehr zufrieden geben, dass im nächsten Regierungsprogramm Überschriften zu finden sind die nicht umgesetzt werden. Diese Zeit haben wir nicht mehr“.

 

 

 

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