Konjunkturprognose

 

erstellt am
04. 10. 13
15.00 MEZ

 Erste Zeichen einer Konjunkturerholung
WIFO-Prognose für 2013 und 2014
Wien (wifo) - Die Unsicherheiten auf den Finanzmärkten haben etwas nachgelassen, und die Unternehmen sind bezüglich der weiteren Entwicklung wieder optimistischer. Nach dem Rückgang der Wirtschaftsleistung im Euro-Raum seit Ende 2011 scheint die zweite Rezession innerhalb von fünf Jahren beendet zu sein. Auch in der heimischen Wirtschaft nimmt die Zuversicht wieder zu, jedoch sind die aufwärtsgerichteten Kräfte bislang noch gering.

Das Zusammentreffen der Dämpfung in den Schwellenländern mit der Konjunkturschwäche im Euro-Raum drückte die Wirtschaftsentwicklung auch in Österreich deutlich. Das Wachstum verlangsamte sich 2012 immer mehr, gegen Jahresende schrumpfte die Wirtschaft sogar. Anfang 2013 kam der Rückgang zum Stillstand und wurde von einer Stagnationsphase abgelöst.

Die Unternehmensumfragen von August und September 2013 zeigen erstmals wieder eine nennenswerte Zunahme des Optimismus. Bereits im IV. Quartal 2013 sollte die heimische Wirtschaft etwas an Kraft gewinnen. Die Konjunktur wird sich 2014 weiter erholen, die Belebung wird jedoch aufgrund der anhaltenden Strukturprobleme im Euro-Raum nicht die Stärke vergangener Aufschwungsphasen erreichen.

2013 entwickelt sich auch die Binnennachfrage schwach, jedoch belastet der Rückgang der Nachfrage nach dauerhaften Konsumgütern und Ausrüstungsinvestitionen eher den Import als die heimische Produktion. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte blieben im 1. Halbjahr real um 1,3% unter dem Vorjahresniveau (allerdings nicht bereinigt um den Schalttag im Vorjahr). Angesichts der trüben Wirtschaftsaussichten und der Unsicherheit agierten die Unternehmen in ihren Ausrüstungsinvestitionen bislang zurückhaltend. Diese werden 2013 real um 3,5% unter dem Vorjahresniveau liegen. Auch die Bauinvestitionen entwickeln sich mit +0,5% nur sehr verhalten. Die inländische Verwendung wird daher heuer real um 0,8% schrumpfen. Während der gesamtwirtschaftliche Export 2013 real um 2,7% wächst, dürfte der Import um nur 0,7% zunehmen. Der Außenbeitrag wirkt daher trotz der schwachen Auslandsnachfrage positiv.

Der Rückgang der Binnennachfrage spiegelt sich deutlich in der Kreditvergabe: Das Volumen der Direktkredite an inländische Nichtbanken stagniert seit 2012 und wird erst 2014 wieder steigen.

Die Arbeitslosigkeit reagierte relativ rasch auf die Konjunkturabschwächung und die deutliche Ausweitung des Arbeitskräfteangebotes (2012 +1,6%, 2013 +1,2%). Nach einem Anstieg um über 5% im Vorjahr erhöht sich die Zahl der gemeldeten Arbeitslosen 2013 weiter auf 287.600 (+27.000). 2014 wird der Anstieg nachlassen (+11.000). Trotz der mäßigen Produktionsentwicklung steigt die Beschäftigung nach wie vor leicht (unselbständig aktiv Beschäftigte 2013 +0,7%, 2014 +0,8%).

Aufgrund der Bemühungen um Konsolidierung der öffentlichen Haushalte wird das Finanzierungsdefizit 2013 trotz des schwachen Wirtschaftswachstums und der zusätzlichen Ausgaben für notleidende Kreditinstitute mit 2,6% etwa so hoch sein wie 2011 und 2012 (jeweils 2,5%). Erst 2014 kann mit einer deutlicheren Verringerung auf 1,6% gerechnet werden.

Methodische Hinweise und Kurzglossar
Periodenvergleiche
Zeitreihenvergleiche gegenüber der Vorperiode, z. B. dem Vorquartal, werden um jahreszeitlich bedingte Effekte bereinigt. Dies schließt auch die Effekte ein, die durch eine unterschiedliche Zahl von Arbeitstagen in der Periode ausgelöst werden (etwa Ostern). Im Text wird auf "saison- und arbeitstägig bereinigte Veränderungen" Bezug genommen.

Die Formulierung "veränderte sich gegenüber dem Vorjahr . . ." beschreibt hingegen eine Veränderung gegenüber der gleichen Periode des Vorjahres und bezieht sich auf unbereinigte Zeitreihen.

Die Analyse der saison- und arbeitstägig bereinigten Entwicklung liefert genauere Informationen über den aktuellen Konjunkturverlauf und zeigt Wendepunkte früher an. Die Daten unterliegen allerdings zusätzlichen Revisionen, da die Saisonbereinigung auf statistischen Methoden beruht.

Wachstumsüberhang
Der Wachstumsüberhang bezeichnet den Effekt der Dynamik im unterjährigen Verlauf (in saisonbereinigten Zahlen) des vorangegangenen Jahres (t0) auf die Veränderungsrate des Folgejahres (t1). Er ist definiert als die Jahresveränderungsrate des Jahres t1, wenn das BIP im Jahr t1 auf dem Niveau des IV. Quartals des Jahres t0 (in saisonbereinigten Zahlen) bleibt.

Durchschnittliche Veränderungsraten

Die Zeitangabe bezieht sich auf Anfangs- und Endwert der Berechnungsperiode: Demnach beinhaltet die durchschnittliche Rate 2005/2010 als 1. Veränderungsrate jene von 2005 auf 2006, als letzte jene von 2009 auf 2010.

Reale und nominelle Größen
Die ausgewiesenen Werte sind grundsätzlich real, also um Preiseffekte bereinigt, zu verstehen. Werden Werte nominell ausgewiesen (z. B. Außenhandelsstatistik), so wird dies eigens angeführt.

Produzierender Bereich

Diese Abgrenzung schließt die NACE-2008-Abschnitte B, C und D (Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden, Herstellung von Waren, Energieversorgung) ein und wird hier im internationalen Vergleich verwendet.

Inflation, VPI und HVPI

Die Inflationsrate misst die Veränderung der Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahr. Der Verbraucherpreisindex (VPI) ist ein Maßstab für die nationale Inflation. Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) ist die Grundlage für die vergleichbare Messung der Inflation in der EU und für die Bewertung der Preisstabilität innerhalb der Euro-Zone ( siehe auch http://www.statistik.at/ ).

Die Kerninflation als Indikator der Geldpolitik ist nicht eindeutig definiert. Das WIFO folgt der gängigen Praxis, für die Kerninflation die Inflationsrate ohne die Gütergruppen unverarbeitete Nahrungsmittel und Energie zu verwenden. So werden knapp 87% der im österreichischen Warenkorb für den Verbraucherpreisindex (VPI 2010) enthaltenen Güter und Dienstleistungen in die Berechnung der Kerninflation einbezogen.

WIFO-Konjunkturtest und WIFO-Investitionstest

Der WIFO-Konjunkturtest ist eine monatliche Befragung von rund 1.500 österreichischen Unternehmen zur Einschätzung ihrer aktuellen und künftigen wirtschaftlichen Lage. Der WIFO-Investitionstest ist eine halbjährliche Befragung von Unternehmen zu ihrer Investitionstätigkeit ( http://www.konjunkturtest.at/ ). Die Indikatoren sind Salden zwischen dem Anteil der positiven und jenem der negativen Meldungen an der Gesamtzahl der befragten Unternehmen.

Arbeitslosenquote
Österreichische Definition: Anteil der zur Arbeitsvermittlung registrierten Personen am Arbeitskräfteangebot der Unselbständigen. Das Arbeitskräfteangebot ist die Summe aus Arbeitslosenbestand und unselbständig Beschäftigten (gemessen in Standardbeschäftigungsverhältnissen). Datenbasis: Registrierungen bei AMS und Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger.

Definition gemäß ILO und Eurostat: Als arbeitslos gelten Personen, die nicht erwerbstätig sind und aktiv einen Arbeitsplatz suchen. Als erwerbstätig zählt, wer in der Referenzwoche mindestens 1 Stunde selbständig oder unselbständig gearbeitet hat. Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, und Lehrlinge zählen zu den Erwerbstätigen, nicht hingegen Präsenz- und Zivildiener. Die Arbeitslosenquote ist der Anteil der Arbeitslosen an allen Erwerbspersonen (Arbeitslose plus Erwerbstätige). Datenbasis: Umfragedaten von privaten Haushalten (Mikrozensus).

Definition der Arbeitslosenquote
Personen in Schulungen: Personen, die sich zum Stichtag in AMS-Schulungsmaßnahmen befinden. Für die Berechnung der Arbeitslosenquote wird ihre Zahl weder im Nenner noch im Zähler berücksichtigt.

Unselbständig aktiv Beschäftigte: Zu den "unselbständig Beschäftigten" zählen auch Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, sowie Präsenzdiener mit aufrechtem Beschäftigungsverhältnis. Zieht man deren Zahl ab, so erhält man die Zahl der "unselbständig aktiv Beschäftigten".


 

 Mitterlehner: Exportstärke stützt Österreichs Wachstum
Wirtschaftsminister zur Wifo-/IHS-Prognose: Aufschwung beschleunigt sich - Investitionen und Innovationen unterstützen
Wien (bmwfj) - "Der Aufschwung hat sich nach einer schwierigen ersten Jahreshälfte verfestigt und gewinnt im Jahr 2014 deutlich an Fahrt. Auch die Stimmung bei den Unternehmen hat sich verbessert. Diesen Trend wollen wir auf allen Ebenen verstärken", sagt Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner zu den am 04.10. veröffentlichten Konjunkturprognosen. Laut Wifo soll das Bruttoinlandsprodukt heuer um 0,4 Prozent und 2014 um 1,7 Prozent steigen, während das IHS ein Wachstum von 0,5 Prozent und 1,8 Prozent erwartet. "Entscheidend für ein stärkeres Wachstum ist, dass wir gute Rahmenbedingungen für Investitionen sichern und die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen gezielt unterstützen. Als kleine offene Volkswirtschaft muss Österreich im internationalen Wettbewerb vor allem mit Innovationen punkten. Unsere Exportstärke treibt das Wachstum an und entscheidet mehr denn je über Wohlstand und Arbeitsplätze im Land", so Mitterlehner.

Die Prognose für das Exportwachstum wurde vom Wifo für heuer von 1,8 auf 2,5 Prozent nach oben revidiert und soll sich 2014 sogar auf 5,5 Prozent beschleunigen. "Die Erschließung neuer Märkte außerhalb Europas ist ein zentraler Erfolgsfaktor. Aufgrund der bewährten Diversifikations-Strategie profitieren wir von den stärker wachsenden Zukunftsmärkten wie China und Indien und verteilen gleichzeitig das Risiko besser", verweist Mitterlehner auf die positiven Effekte der Internationalisierungsoffensive "go international". "Damit unterstützen wir Klein- und Mittelbetriebe beim ersten Schritt über die Grenzen, bei der Eroberung von Fernmärkten und der Vermarktung ihrer Innovationen. Unsere Exportförderungen bringen entscheidende Vorteile bei Markterschließungen", betont Mitterlehner.

"Österreich entwickelt sich heuer erneut besser als die Eurozone. Wir dürfen uns damit aber nicht zufrieden geben. Um den Vorsprung gegenüber der Konkurrenz zu sichern, müssen wir unsere Leitbetriebe und KMU als Partner unterstützen, Hürden abbauen und positive Anreize für Investitionen und Gründungen setzen", bekräftigt Mitterlehner. "Im Gegensatz dazu senden Umverteilungsdebatten und der Ruf nach neuen Steuern die völlig falschen Signale aus, weil dadurch Investoren abgeschreckt werden", so Mitterlehner abschließend.


 

 Schieder: Erfolgreiche Krisenbewältigung in Österreich
Binnennachfrage durch Steuerentlastung stärken
Wien (sk) - Die von den Wirtschaftsforschungsinstituten heute prognostizierte Konjunkturerholung für Österreich ist für Finanzstaatssekretär Andreas Schieder ein Beleg dafür, dass die Krisenbewältigungsstrategie der österreichischen Regierung richtig war und ist. "Durch Konjunkturprogramme und gezielte Zukunftsinvestitionen hat die Politik der Regierung ihren Beitrag geleistet, dass das Wachstum nicht abgewürgt wird, sondern aus der Krise heraus wieder zulegen kann", betont Schieder. Die eher schwache Binnennachfrage sei aber auch ein Auftrag, mit einer Entlastung kleinerer und mittlerer Einkommen den Konsum zu stärken, so Schieder am 04.10.

Österreich habe in den vergangenen fünf Jahren die Krise besser bewältigt als die meisten anderen EU-Staaten - das zeigen alle Wirtschaftsdaten, von der Arbeitslosenrate über den Export bis zur Wirtschaftskraft pro Kopf. Auch der Euro-Raum stabilisiere sich nun durch die richtigen Maßnahmen, konstatiert Schieder. Wichtig sei nun, in dieser Phase der anspringenden Konjunktur die Binnennachfrage zu stärken und damit auch den Arbeitsmarkt zu beleben. "Eine baldige steuerliche Entlastung kleinerer und mittlerer Einkommen, die direkt dem Konsum nützt, ist die richtige Strategie", so Schieder abschließend.

 

 

 

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