"Wie geht’s Österreich?"

 

erstellt am
03. 10. 13
15.00 MEZ

79% der Bevölkerung mit Lebenssituation zufrieden; materielle Lebensbedingungen, Gesundheit und Partnerschaft wichtige Faktoren für Lebenszufriedenheit
Wien (statistik austria) - Das Niveau des Wohlbefindens lässt sich nicht ausschließlich an der Entwicklung des Wirtschaftswachstums ablesen, wie das nun aktualisierte Indikatorenset "Wie geht's Österreich?" (WgÖ) von Statistik Austria zeigt, das Fortschritt und Wohlstand in Österreichs Gesellschaft umfassend abbildet. Während das reale BIP im Krisenjahr 2009 einen Einbruch von -4,1% pro Kopf verzeichnete, sich 2011 wieder auf dem Niveau des Vorkrisenjahres einpendelte und 2012 gedämpft wuchs (+0,4%), blieb die gesamte Lebenszufriedenheit 2012 mit 79% sehr oder ziemlich zufriedenen Personen in Österreich unverändert hoch. Umweltprobleme wie der hohe Energieverbrauch (2012 rund 1.100 PJ), die Flächenversiegelung (durchschnittlich +1,1% pro Jahr seit 2001) oder das hohe Verkehrsaufkommen verschärften sich hingegen weiter.

Das WgÖ-Indikatorenset, das 2012 erstmals veröffentlicht wurde und nun mit aktualisierten Daten präsentiert wird, stellt dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) 30 Schlüsselindikatoren in den Bereichen materieller Wohlstand, Lebensqualität sowie Nachhaltigkeit der natürlichen Umwelt zur Seite.

Lebensqualität: Hohe Gesamtlebenszufriedenheit, jedoch "unzufriedene" Subgruppen
79% der in Österreich lebenden Personen waren 2012 mit ihrem Leben sehr oder ziemlich zufrieden, nur 2% waren mit ihrem Leben ziemlich oder sehr unzufrieden. 92% jener Personen, die einen sehr guten Gesundheitszustand berichteten, waren auch mit ihrem Leben sehr oder ziemlich zufrieden. Dies traf auch auf 89% der Personen zu, deren Haushaltseinkommen im obersten Einkommensquintil lag. 83% der in Partnerschaft lebenden Personen waren ebenfalls sehr oder ziemlich mit ihrem Leben zufrieden. Umgekehrt fanden sich überdurchschnittlich hohe Anteile Unzufriedener in einkommensschwachen Gruppen (14% im untersten Einkommensquintil waren eher/ziemlich/sehr unzufrieden mit ihrem Leben), bei getrennt lebenden Personen (14% eher/ziemlich/sehr unzufrieden) oder bei Personen, die über einen sehr schlechten Gesundheitszustand berichteten (31% eher/ziemlich/sehr unzufrieden).

Materielle Deprivation, Arbeitslosigkeit, schlechte Gesundheit, geringe soziale Teilhabe und Probleme in der Wohnumgebung wiesen in der Analyse die stärksten negativen Zusammenhänge mit der Gesamtlebenszufriedenheit auf. Formale Bildung wirkte sich hingegen lediglich vermittelnd auf die Lebenszufriedenheit aus, da sie mit besseren Jobchancen und einem besseren Gesundheitszustand einhergeht.

Längsschnittanalysen zeigen darüber hinaus, dass jene Personen signifikante Zuwächse in der Lebenszufriedenheit aufwiesen, die mit einem Partner/einer Partnerin zusammenzogen, die den Bereich der Armutsgefährdung verlassen konnten oder eine Verbesserung des Gesundheitszustandes erfuhren. Umgekehrt trugen insbesondere Verschlechterungen des Gesundheitszustandes zu einem signifikanten Rückgang der Lebenszufriedenheit bei.

BIP, Haushaltseinkommen und Konsum unterschiedlich; Einkommensschere öffnet sich weiter
Das reale BIP verzeichnete im Krisenjahr 2009 einen Einbruch (-4,1% pro Kopf), pendelte sich jedoch 2011 wieder auf dem Niveau des Vorkrisenjahres ein und wuchs 2012 gedämpft (+0,4%). Im Vergleich dazu wurde das reale Einkommen privater Haushalte pro Kopf (VGR, inkl. sozialer Sachtransfers und Non-Profit Organisationen) von der Krise 2009 weit weniger stark erfasst (-0,1% pro Kopf). Von 2009 bis 2011 gingen die realen Haushaltseinkommen jedoch kontinuierlich zurück, 2012 wuchsen sie um verhaltene 0,6%.

Die Entwicklung des realen privaten Konsums (inkl. sozialer Sachtransfers und Non-Profit Organisationen) zeigte sich ambivalent: Zwar erwarben die privaten Haushalte 2012 pro Kopf mehr Waren und Dienstleistungen zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse als in den Jahren davor. Allerdings verlief die reale Konsumentwicklung seit 1995 unter jener des BIP und stagnierte 2012 im Vergleich zum Vorjahr (+0,1%), und auch im Krisenjahr 2009 hatte es einen Anstieg gegeben (2009: +0,7% im Vgl. zum Vorjahr). Sowohl im langfristigen Verlauf als auch in der Entwicklung seit 2008 kann ein Auseinanderdriften von niedrigen und hohen inflationsbereinigten Einkommen der unselbständig Erwerbstätigen beobachtet werden (inflationsbereinigte Entwicklung seit 1998: unterstes Einkommensquintil -17%, oberstes Quintil +2%). Größtenteils sind Struktureffekte, wie etwa zunehmende Teilzeit- oder Saisonarbeit oder der Eintritt billigerer Arbeitskräfte in den Arbeitsmarkt, für diese Entwicklung verantwortlich.

Wirtschaftswachstum im Spannungsfeld zu Umweltzielen
Ressourcenverbrauch und Treibhausgase liegen weiterhin auf zu hohem Niveau: Der inländische Materialverbrauch wuchs von 1995 bis 2011 um 6,3%, die Treibhausgasemissionen stiegen um 3,9%. Während der Energetische Endverbrauch von 1995 bis 2012 (vorläufige Schätzung) um 30,6% zunahm, verzeichnet Österreich beim Anteil der Erneuerbaren Energieträger eine positive Entwicklung. 2012 betrug der Anteil am Bruttoendenergieverbrauch nach einer ersten Schätzung 32%, ein Erreichen des Europa 2020-Ziels von 34% ist damit wahrscheinlich. Die Dimension Verkehr stellt ein bedeutendes Problemfeld dar: Im Vergleich zum Wirtschaftswachstum (reales BIP +40,5% bis 2012) stiegen der Energieverbrauch des Verkehrs (+46,0% bis 2012) sowie die Transportleistung des Lkw-Verkehrs auf österreichischem Territorium (+67,5% bis 2011) überproportional. Energieeinsparende Strukturänderungen (z. B. Verlagerung des Transports von der Straße zur Schiene) sind derzeit nicht sichtbar. Als wesentliches Umweltproblem erweist sich auch die zunehmende Bodenversiegelung durch Bau- und Verkehrsflächen (seit 2001 durchschnittlich +1,1% pro Jahr).

 

 

 

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