Österreich hat sich gut positioniert

 

erstellt am
03. 10. 13
15.00 MEZ

Globale Produktions- und Wirtschaftsintegration
Wien (wifo) - Die Studie des wiiw im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend "Die Position Österreichs in der Weltwirtschaft: Wertschöpfungshandel, internationale Produktionsnetzwerke und globale Verflechtungen" ist als kostenloser Download unter http://fiw.ac.at erschienen. Die Zahl der Arbeitsplätze in Österreich, die vom Export abhängen, ist zwischen 1995 und 2009 um über 50% auf 1,27 Mio. gestiegen. Grund für diese Entwicklung ist neben dem allgemeinen Wirtschaftswachstum auch eine stärkere internationale Ausrichtung der heimischen Wirtschaft. Die für die heimische Beschäftigung ausschlaggebende österreichische Wertschöpfung in den Exporten wuchs in den letzten Jahren trotz Wirtschaftskrise durchschnittlich um 6% jährlich. Zudem zeigt sich, dass fast die Hälfte der exportierten Wertschöpfung auf Dienstleistungen entfällt. Zu diesen Ergebnissen kommt eine wiiw-Studie über den österreichischen Außenhandel auf Wertschöpfungsbasis und Österreichs Position in globalen Produktionsnetzwerken, die im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend erstellt wurde.

Internationale Produktionsverflechtungen Österreichs nehmen zu
Wer glaubt, dass in österreichischen Exporten nur österreichische Wertschöpfung steckt, der irrt. Ob Mozartkugeln, Motorräder oder Seilbahnen fast alle österreichischen Unternehmen sind auf ausländische Rohstoffe und Zulieferungen angewiesen. Beim Export österreichischer Waren ist daher zwischen inländischen und ausländischen Wertschöpfungsanteilen zu unterscheiden. Eine systematische Zerlegung der österreichischen Exporte in einzelne Wertschöpfungskomponenten zeigt, dass 35% des Werts der heimischen Ausfuhren auf ausländische Wertschöpfung entfällt. Dieser Anteil ist über die letzten Jahrzehnte merklich angestiegen eine unmittelbare Folge einer intensivierten internationalen Arbeitsteilung und einer verstärkten Einbindung österreichischer Unternehmen in internationale Produktionsnetzwerke. Maßgeblich haben die engen Produktionsverflechtungen mit Deutschland sowie den mittel- und osteuropäischen Ländern (MOEL) zu dieser Entwicklung beigetragen.

Die internationale Organisation der Produktion und die damit verbundene geographische Fragmentierung der Wertschöpfungskette kann zu erheblichen Produktivitätssteigerungen führen, wovon auch österreichische Unternehmen, die Teil von derartigen Produktionsnetzwerken sind, profitieren.

Dienstleistungen sorgen für die Hälfte der exportierten Wertschöpfung
Deutsche Autos, französischer Wein, Spielzeug aus China und Handys aus Südkorea sind in Österreich allgegenwärtig. Seltener ist schon der Besuch beim Zahnarzt in Ungarn, und kaum jemand jettet für die neue Frisur zum Coiffeur nach Paris. Diese Beispiele zeigen ein generelles Phänomen auf: im Allgemeinen werden Güter stärker international gehandelt als Dienstleistungen, die mitunter als "nichthandelbar" gelten. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass in den Handelsstatistiken Sachgütererzeugnisse das Gros der Exporte (70%) ausmachen; nur etwa ein Viertel entfällt auf Dienstleistungen. Diese Vorrangstellung des Güterexports wird allerdings stark relativiert, stellt man auf die Wertschöpfungsanteile der einzelnen Industrien in den Exporten ab. Hier ergeben sich erhebliche Unterschiede zu dem gewohnten Bild. Bei Betrachtung der Wertschöpfung tragen nun die Dienstleistungen fast die Hälfte zu den Exporten bei (49%). Grund hierfür ist der "indirekte Export" von Dienstleistungen. Beispielsweise wird mit einer Seilbahn (neben einer Vielzahl an Zulieferprodukten) auch eine Reihe von Dienstleistungen wie die Steuerungssoftware oder Instandhaltungsleistungen mitexportiert. Im Gegensatz zu den traditionellen Handelsstatistiken werden in den Wertschöpfungsexporten derartige "indirekte" Dienstleistungsexporte dem jeweiligen Dienstleistungsbereich zugeordnet.

Nichtsdestoweniger weist Österreich auch auf Basis der Wertschöpfungsexporte eine relativ starke Spezialisierung im industriellen Bereich auf, insbesondere bei Mittel- und Mittelhochtechnologien, zu denen unter anderem der Maschinenbau und die Automobilindustrie zählen.

China bereits drittwichtigster Absatzmarkt
Bemerkenswerte Unterschiede ergeben sich auch in Hinblick auf die Haupthandelspartner Österreichs. Während Deutschland unangefochten der Hauptabsatzmarkt für österreichische Exporte auch auf Basis der Wertschöpfung bleibt, stellen sich China und andere große Schwellenländer wie Russland und Brasilien als unterschätzte Zielmärkte heraus. Ihr Anteil an der im Ausland nachgefragten österreichischen Wertschöpfung liegt wesentlich höher als in den Exportstatistiken ausgewiesen. China etwa nimmt, hinter Deutschland und den USA, bereits den dritten Platz im Ranking Österreichs wichtigster Exportdestinationen ein. Hingegen spielen die mittel- und osteuropäischen Handelspartner allen voran Ungarn, Tschechien und Polen - eine geringere Rolle als Absatzmärkte für österreichische Unternehmen. Sie sind für Österreichs Außenhandel primär als Kooperationspartner in globalen Produktionsnetzwerken von Bedeutung.

Trotz Offshoring: Hohes Exportwachstum hilft auch Beschäftigung
Eine geographische Zersplitterung der Produktionsprozesse bedeutet auch, dass sich die für die österreichischen Exporte erforderlichen Arbeitsplätze nicht mehr ausschließlich in Österreich befinden, sondern auch in Deutschland, der Slowakei, China oder sonst wo auf der Welt sein können. Die Untersuchung dieser Tatsache ergibt, dass gegenwärtig mehr ausländische Arbeitsplätze als Arbeitsplätze in Österreich an österreichische Exporte gekoppelt sind. Die meisten dieser Arbeitsplätze im Ausland entfallen dabei auf China und Deutschland. Dennoch stieg die Zahl der exportabhängigen Arbeitsplätze in Österreich zwischen 1995 und 2009 von 820.000 auf knapp 1,27 Mio., wobei die Zahl 2008 mit 1,39 Mio. Arbeitsplätzen noch wesentlich höher lag. Die für die heimische Beschäftigung ausschlaggebende österreichische Wertschöpfung in den Exporten wuchs in den letzten Jahren trotz Wirtschaftskrise durchschnittlich um 6% jährlich und damit deutlich schneller als die Importe.

Der "Forschungsschwerpunkt Internationale Wirtschaft" (FIW) wird im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend (BMWFJ) im Rahmen der Internationalisierungsoffensive der Bundesregierung von drei Instituten Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO), Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw), Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Rechenzentrum (WSR) betrieben. Er bietet Zugang zu internationalen Außenwirtschafts-Datenbanken, eine Forschungsplattform und Informationen zu außenwirtschaftsrelevanten Themen.

Die Studien 2013 zeigen die Ergebnisse von den drei Themenbereichen "Trends und Auswirkungen von ausländischen Direktinvestitionen", "Österreichs "Trade in Value Added"" und "Analyse der österreichischen Warenverkehrsbilanz", die 2012 vom Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend (BMWFJ) ausgeschrieben und aus Mitteln der Internationalisierungsoffensive finanziert wurden.

 

 

 

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