NÖ Fahrzeugindustrie will Standortnachteile bekämpfen

 

erstellt am
14. 10. 13
15.00 MEZ

St. Pölten (noewpd) - Die Betriebe der Fahrzeugindustrie in Niederösterreich haben auf dem internationalen Markt hart zu kämpfen. Vor allem das Lohndumping in den neuen EU-Ländern des Ostens machen der Branche schwer zu schaffen. "Wir wollen nicht, dass die Spirale noch weiter nach unten geht, sondern österreichische Unternehmer bleiben", meint Fachvertretungsvorsitzender Hans Brantner gegenüber dem NÖ Wirtschaftspressedienst.

Besonders wichtig ist Brantner, dass auch in den sogenannten neuen EU-Ländern "menschenwürdige Löhne angestrebt werden." "Leider wird der Abstand zwischen Österreich und den CEE-Ländern immer größer. In den letzten 20 Jahren ist der Monats-Brutto-Lohn eines tschechischen Metallfacharbeiters von 300 auf zirka 650 Euro gestiegen. Das ist eine Steigerung in zwei Jahrzehnten um 350 Euro. Im gleichen Zeitraum ist in meinem Unternehmen der Monats-Brutto-Lohn für vergleichbare Mitarbeiter von 1.390 auf 3.017 Euro gestiegen, was eine Steigerung in 20 Jahren von 1.627 Euro ausmacht. Das heißt, die Schere klafft immer weiter auseinander. Erschwerend kommt hinzu, dass die Lohnnebenkosten in Österreich ungefähr doppelt so hoch sind", rechnet Brantner vor.

Die Fahrzeugindustrie fordert daher neben einer Senkung der Lohnnebenkosten für die ganze EU menschenwürdige Monatslöhne von mindestens 1.000 Euro. "Das wäre zwar immer noch ein Bruchteil unserer Lohnkosten. Es würde uns aber schon viel helfen, unsere Arbeitsplätze in Österreich zu erhalten. Denn im Moment müssen wir uns mit Wettbewerbern in Ostpolen oder in Rumänien herumschlagen, deren Monatslöhne 320 bis 350 Euro betragen. Da können wir einfach nicht mit", sagt Brantner.

Zudem erhöhe die hohe Abhängigkeit der heimischen Unternehmen von ausländischen Konzernen und Veränderungen in den Wertschöpfungsketten seit Jahren kontinuierlich den Druck auf den Automobilstandort Österreich. Von der Wirtschaftskrise im Jahr 2009 hat sich die Branche bis heute nicht ganz erholt. Die schwierigen Rahmenbedingungen führen seit geraumer Zeit zu geringeren Erträgen und beeinträchtigen die Innovationskraft der Betriebe.

Weniger Erträge bedeuten damit auch weniger Geld für Investitionen. "In den letzten Jahren haben wir hier gegenüber dem wichtigsten Handelspartner Deutschland aufgrund geringerer F & E-Aufwendungen, niedrigerer Produktivität und höherer Lohnkosten deutlich an Boden verloren", so Brantner. "Um die Arbeitsplätze in der heimischen Fahrzeugindustrie zu halten, müssen wir unbedingt verhindern, dass die Branche durch eigens produzierte Standortnachteile beeinträchtigt wird."

Derzeit gibt es in Niederösterreich 28 Betriebe, die in der NÖ Wirtschaftskammer der Fachgruppe der Fahrzeugindustrie angehören. Sie beschäftigen 2.222 Mitarbeiter, davon 88 Lehrlinge. Der Tätigkeitsbereich der Verbandsfirmen umfasst die Sparten Automobilbau, Produktion von Zweirädern, Herstellung von Aufbauten, Anhänger und Karosserien, Kfz-Komponenten- (Motoren- und Getriebefertigung) und Teile-Industrie, Kfz-Reparaturen sowie Flugzeugbau. Rund fünf Prozent des Umsatzes wird von den Unternehmen durchschnittlich in die Forschung und Entwicklung investiert.

 

 

 

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