Pogromgedenken in Innsbruck

 

erstellt am
31. 10. 13
14.00 MEZ

"Zersplitterte Nacht" feierte Kinopremiere
Innsbruck (rms) - Zum 75-jährigen Gedenkjahr an die Reichspogromnacht 1938 in Innsbruck feierte der Film „Zersplitterte Nacht - 9. November 1938, als die Nacht am kältesten war..“ am 30. Oktober im Innsbrucker Metropolkino seine Premiere. Er erzählt die wahre Geschichte des Ing. Richard Berger, dem Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde Innsbruck, der in der Reichspogromnacht 1938 ermordet wurde.

Realisiert unter der Federführung des ehemaligen Innsbrucker Gemeinderates Hermann Weiskopf (avg Produktion), der nicht nur Regie führte, sondern auch selbst vor der Kamera stand, ist ein Film entstanden, der berührt, erschüttert und in eindrucksvollen Bildern an eines der dunkelsten Kapitel der Innsbrucker Stadtgeschichte heranführt. Interviews mit den Zeitzeugen, die heute in Israel und England leben, waren die Grundlage für die Entstehung dieses Films.

Zahlreiche VertreterInnen aus Politik, Wirtschaft und Kultur, darunter Landeshauptmann-Stellvertreterin Mag.a Ingrid Felipe, Bürgermeisterin Mag.a Christine Oppitz-Plörer, Bischof Dr. Manfred Scheuer, Superintendent Mag. Olivier Dantine, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Dr. Ester Fritsch und zahlreiche Innsbrucker GemeinderätInnen, waren unter den Premierengästen.

„Es ist der Stadt Innsbruck ein großes Bedürfnis, einen Beitrag zur Versöhnung mit den Opfern des Nationalsozialismus in Tirol zu leisten“, betonte die Bürgermeisterin bei ihrer Ansprache: „2011 und 2012 hat die Stadt Innsbruck mit der Verleihung der Verdienstkreuze an unsere ehemaligen jüdischen MitbürgerInnen in mehrfacher Hinsicht ein Zeichen gesetzt. Dieser Film trägt mit dazu bei, dieses dunkle Kapitel unserer Geschichte und das geschehene Unrecht gewissenhaft aufzuarbeiten.“

Stargäste und Zeitzeugen waren im Metropol zu Gast
Mit Ottfried Fischer, Christine Mayn, Nick Wilder oder auch Julia Gschnitzer konnten bekannte KünstlerInnen für die Rollen gewonnen werden, die der Premiere beiwohnten.

Mit 95 Jahren nahm auch Zeitzeugin Erika Shomrony die Reise von Israel nach Innsbruck auf sich, um am Kinoabend dabei zu sein. Sie hat – gemeinsam mit zwei weiteren Zeitzeugen (Abi Bauer und Abraham Gafni) – eine nicht unbedeutende Rolle in der Produktion. Auch die direkten Nachfahren Bergers, Richard Benson und Joram Berger, waren bei der Premierenfeier zu Gast in Innsbruck.

Prädikat: besonders sehenswert und qualitativ wertvoll
Die Förderung von Kunst und Kultur ist eine der Kernaufgaben der Innsbrucker Stadtpolitik. „Zersplitterte Nacht“ wurde im Rahmen der städtischen Kulturförderung stadt_potenziale 2009 mit 18.000 Euro unterstützt. Hermann Weiskopf bezeichnete diese Förderung als „Initialzündung, ohne die dieser Film nicht realisiert werden hätte können.“

Allein die Tatsache, dass der Film bei Vorführungen in Innsbruck, Berlin, Venedig und Tel Aviv mit großer Begeisterung aufgenommen worden ist, verdeutlicht seine hohe Qualität. Er wurde in das prestigeträchtige Visual Center des Holocaust Memorial Center Yad Vashem in Jerusalem aufgenommen, die wohl höchste Auszeichnung für diesen Tiroler Film.

Historische Fakten
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 organisierte die NSDAP Mord- und Gewaltaktionen gegen die jüdische Bevölkerung im gesamten Deutschen Reich. Den Vorwand dafür lieferte der Tod des Gesandten Ernst von Rath, der am 7. November 1938 vom polnischen Juden Herschel Grynszpan bei einem Schussattentat in der Deutschen Botschaft in Paris schwer verletzt wurde und am 9. November verstarb.

Diese Nacht wurde wegen der vielen zerbrochenen Fensterscheiben zynisch als „Reichskristallnacht“ bezeichnet. In Innsbruck fanden in der „Pogromnacht“ die mitunter blutigsten Ausschreitungen im gesamten Reich statt. Die erschütternde Bilanz der Innsbrucker „Reichskristallnacht“: Richard Graubart, Wilhelm Bauer und Richard Berger wurden ermordet; Josef Adler stirbt an den direkten Folgen seiner Verletzungen im Jänner 1939 in Wien. Karl Bauer ist in Folge der Schreckensnacht bis an das Ende seines Lebens 1966 in New York geistig verwirrt.

Rollkommandos überfielen mit gezielten Aktionen 25 Innsbrucker Familien, zerstörten Wohnungseinrichtungen, schlugen Männer zusammen und verprügelten auch Frauen. Verhaftungen wurden durchgeführt. Die Synagoge in der Sillgasse wurde zerstört, Geschäfte geplündert.

Der Film „Zersplitterte Nacht“ läuft ab 31. Oktober 2013 regulär im Programm des Metropolkinos Innsbruck. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit von Schul- und Sondervorstellungen.

 

 

 

Informationen: http://www.avgproduktion.com

 

 

 

 

 

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