Unternehmertum als attraktive
 Karriereoption für Techniker

 

erstellt am
31. 10. 13
14.00 MEZ

Linz (jku) - Eine vom Institut für Unternehmensgründung und Unternehmensentwicklung an der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz durchgeführte Studie hat ergeben, dass drei Viertel aller österreichischen Studierenden in den technisch-naturwissenschaftlichen Studienfächern unmittelbar nach Studienabschluss eine unselbständige Tätigkeit ins Auge fasst, 14% möchten direkt in die Selbständigkeit starten. Über die Hälfte der TN-Studierenden plant den Berufsstart in einem Klein- und Mittelbetrieb bzw. einem Start-up-Unternehmen. Nach einigen Jahren Berufserfahrung verschiebt sich der Berufswunsch jedoch markant zugunsten der Option Selbständigkeit: 40 % möchten nach fünf oder mehr Jahren Berufspraxis selbstständig tätig sein.

In einer von der Rudolf-Trauner-Stiftung geförderten Studie wurden Erfolgsfaktoren für die Gründung und Führung technologieorientierter Unternehmen ermittelt. Darauf basierend wurden Vorschläge entwickelt, wie Hochschulausbildung in technisch-naturwissen-schaftlichen Studienrichtungen gestaltet werden sollte, um das unternehmerische Potenzial zu fördern (Entrepreneurship Education). An dieser internationalen Erhebung in Form einer dreistufigen Delphi-Studie haben sich über 100 Entrepreneurship-Experten aus Unternehmen, Hochschulen und Beratungseinrichtungen beteiligt.

Mut und Kreativität zeichnen gute Führungskräfte aus
Als wichtigste Persönlichkeitseigenschaften und Kompetenzen zur Gründung und Führung technologieorientierter Unternehmen stehen aus Sicht der Experten Mut und Risikofähigkeit, Ausdauer und Durchhaltevermögen, Kontakt- und Kommunikationsfähigkeit, Kreativität, Belastbarkeit und Zielorientierung an vorderster Stelle.

Förderung von unternehmerischem Potenzial mit gezielten Maßnahmen
Der Großteil der Experten spricht sich für eine Integration von Entrepreneurship-Education als Wahlpflichtfach bzw. als Freifach in technisch-naturwissenschaftlichen Studiengängen aus, ergänzt durch extracurriculare Maßnahmen auf freiwilliger Basis.
Es sollen insbesondere erwachsenengerechte interaktive Lernformen eingesetzt werden. Von besonderer Bedeutung ist die Praxisorientierung: (Jung)-Unternehmer als "role models" und Lehrbeauftragte aus der Praxis sollen den in Unterricht einbezogen werden. Insbesondere anglo-amerikanische Experten betonen die gezielte Einbindung von Unternehmern in die Universität in Form von "Entrepreneur-in-residence"-Konzepten.
Als wichtiger Erfolgsfaktor wird die Arbeit an unternehmerischen Problemstellungen zur Bewusstseinsbildung gesehen: Fortgeschrittene Studierende sollen mit realen Start-ups in Beratungsprojekten arbeiten können. Dies sollte durch Lernen mittels Fallstudien ergänzt werden, wobei diese cases Branchen- und Regionalbezug aufweisen sollten.

Erfahrungswissen und ein gutes Netzwerk wichtig für Gründungsvorbereitung
Die für technisch-naturwissenschaftliche Gründer relevanten Kompetenzen umfassen nicht nur das einschlägige fachlich-technische, kaufmännische und juristische Wissen zur Gründung und Führung von Unternehmen, sondern auch Erfahrungswissen, Netzwerkkompetenz, soft skills und Branchen-Know-How. Business Planning als wichtigstes Tool der Gründungsvorbereitung sollte entsprechend eingeübt werden. Verhandeln und Verkauf (sales training) sollten praxisorientiert vermittelt werden - entweder in curricularen oder außercurricularen Aktivitäten. Auch die Kenntnis der Konkurrenz und der Kundenbedürfnisse stellt einen zentralen Erfolgsfaktor dar: Hier sollte frühzeitig Recherchekompetenz vermittelt werden. Gerade für technologieorientierte Start-ups wird die gezielte Zusammenstellung eines Gründungsteams mit einem breiten Kompetenzportfolio als wesentlicher Erfolgsfaktor angesehen. Entsprechend sollte bereits der Unterricht teamorientiert gestaltet werden.
Möglichst frühzeitig sollte gerade den Technikstudierenden die Bedeutung einer adäquaten Kapitalausstattung und damit der rechtzeitigen gezielten Vorbereitung auf die Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten und Förderungen vermittelt werden.

Experten fordern bessere Unterstützung der Alumni
Hochschulen sollen für die technologieorientierten Gründungsprojekte ihrer Alumni Infrastruktur für Gründungsprojekte (z.B. Laborplätze, Co-Working-Spaces) bereitstellen und ein Netzwerk fachlich versierter Ansprechpersonen als Mentoren einrichten. Direkt an den Hochschulen sollten einschlägige Start-up-Zentren für Erstinformation und Vernetzung mit anderen Einrichtungen der regionalen Gründungsberatung eingerichtet werden, nach Möglichkeit auch hochschulübergreifende Prä-Inkubatoren (wie in Oberösterreich "Akostart"). Gerade die anglo-amerikanischen Experten betonen die Bedeutung eines entsprechenden Commitments durch Bereitstellung entsprechender Ressourcen für diese Zentren.

40% der TN-Studierenden möchten nach 5+ Jahren im Beruf selbständig tätig werden
Drei Viertel der Studierenden technisch-naturwissenschaftlicher Studienrichtungen an österreichischen Hochschulen (Basis: n= 1.952) fassen für die Zeit direkt nach ihrem Studienabschluss eine unselbständige Tätigkeit ins Auge: 41 % in einem Klein- und Mittelunternehmen, 16 % in einem Großunternehmen, 20 % im Bereich Forschung bzw. im öffentlichen Dienst, 14 % möchten selbständig werden oder sind es bereits. D.h. über die Hälfte der antwortenden TN-Studierenden plant den Berufsstart in einem Klein- und Mittelbetrieb bzw. Start-up-Unternehmen.

Für die Zeit von fünf und mehr Jahren nach Studienabschluss verschiebt sich der Berufswunsch markant zugunsten der Option Selbständigkeit: 40% der antwortenden TN-Studierenden möchten, nachdem sie einige Jahre berufliche Erfahrungen gesammelt haben, selbständig tätig werden.

"Die Expertenerhebung bestätigt die grundsätzliche Ausrichtung unseres Entrepreneurship-Ausbildungskonzeptes an der JKU", meint dazu Prof. Norbert Kailer vom Institut für Unternehmensgründung und Unternehmensentwicklung an der Linzer Universität. "Wir setzen Praktiker ein, kooperieren mit innovativen Unternehmen und greifen JKU-Patente in unseren Lehrveranstaltungen auf. Wir haben deshalb auch den hochschulübergreifenden Prä-Inkubator ‚Akostart OÖ' eingerichtet, um technologieorientierte Gründungen besser vorbereiten zu können. Technisch-naturwissenschaftliche Absolventen finden interessante Forschungsperspektiven an Hochschulen und attraktive Karrieremöglichkeiten in der Industrie vor. Es ist deshalb erfreulich, dass ein Teil auch die Option überlegt, mit einer markttragfähigen Gründungsidee selbständig zu werden. Dabei sollten unsere Studierenden und Absolventen unterstützt und begleitet werden."

 

 

 

Informationen: http://www.iug.jku.at

 

 

 

 

 

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