Hitze, Dürre, Starkregen

 

erstellt am
29. 10. 13
14.00 MEZ

Neue detaillierte Klima-Simulationen geben Auskunft über zu erwartende Veränderungen in Europa
Graz (universität) - Der jüngst veröffentlichte erste Teil des aktuellen Weltklimaberichts informiert über Veränderungen des globalen Klimasystems. Um zu erwartende Auswirkungen auf regionaler Ebene besser vorhersehen und sich darauf einstellen zu können, braucht es aber auch kleinräumigere Simulationen. Eine internationale Kooperation von 27 Forschungsinstitutionen, die von Andreas Gobiet, Wegener Center der Karl-Franzens-Universität Graz, und Daniela Jacob, Climate Service Center Hamburg, koordiniert wird, hat im Rahmen der Initiative EURO-CORDEX Klimaszenarien für Europa in noch nie dagewesener Detailgenauigkeit entwickelt. Sie geben Auskunft über die wichtigsten zu erwartenden Veränderungen bis zum Ende des 21. Jahrhunderts – inklusive Extremwetterereignisse wie Dürren, Hitzewellen und Starkniederschläge – und sollen der Klimafolgenforschung in Europa als Grundlage dienen.

Die neuen Klimaszenarien der EURO-CORDEX-Initiative weisen auf einen Temperaturanstieg in Europa um ein bis fünf Grad Celsius hin, mit regionalen Unterschieden. „Für Südeuropa ist die rascheste Erwärmung im Sommer zu erwarten, in Ost- und Nordeuropa im Winter“, präzisiert Ass.-Prof. Dr. Andreas Gobiet vom Wegener Center der Karl-Franzens-Universität Graz. Was die Modelle außerdem zeigen: Niederschläge werden voraussichtlich in Nordeuropa zu- und im Süden abnehmen. „Die meisten Länder Europas können damit rechnen, dass es mehr und heftigere Starkniederschläge geben wird“, so Gobiet. In Südeuropa erwartet man längere Trockenperioden und stärkere Hitzewellen.

Globale Klimamodelle arbeiten mit einer räumlichen Auflösung von 100 bis 200 Kilometern. Das heißt, so weit liegen die Punkte, die in den Berechnungen berücksichtigt werden, jeweils auseinander. „Damit lassen sich weltweite Entwicklungen und die Haupttrends in größeren Gebieten, wie zum Beispiel auf einem Kontinent, beschreiben, nicht aber kleinräumigere Klimaveränderungen“, erklärt Andreas Gobiet. Das gelte vor allem für Gegenden rund um Gebirgszüge oder Küstenregionen, derer es in Europa viele gibt. Insbesondere Extremwetterereignisse wie Starkniederschläge oder Stürme lassen sich in den globalen Simulationen kaum abbilden.

Um diese Lücken zu schließen, „zoomen“ hochauflösende regionale Klimamodelle in einzelne Gebiete. Dabei können sie zahlreiche zusätzliche Details in ihre Berechnungen einfließen lassen. „Einige der EURO-CORDEX-Simulationen weisen eine weltweit einzigartige Auflösung von nur zwölf Kilometern auf“, unterstreicht Andreas Gobiet die Pionierleistung. Jedes Modell berücksichtigt drei verschiedene Entwicklungs-Szenarien mit den dazugehörigen Treibhausgas-Emissionen: ein optimistisches, das mit einer globalen Erwärmung von weniger als zwei Grad Celsius rechnet, ein mittleres und ein extremes. Insgesamt wurden mit zehn verschiedenen Modellen nahezu 100 Simulationen durchgeführt. „Die Vielzahl unterschiedlicher Berechnungen erlaubt es, die mögliche Bandbreite der zukünftigen Klimaentwicklung weit besser abzuschätzen als je zuvor“, so Gobiet.

Ab Dezember 2013 werden die EURO-CORDEX-Simulationen in einer Datenbank öffentlich zugänglich sein. Damit stehen erstmals detaillierte Informationen als Grundlage für neue Studien in der Klimafolgenforschung und für die Entwicklung von Anpassungsstrategien zur Verfügung.

Die federführende Beteiligung des Wegener Centers der Karl-Franzens-Universität Graz an der EURO-CORDEX-Initiative unterstreicht die international anerkannte Kompetenz der österreichischen Klimaforschung, die 2012 mit der Schaffung des Netzwerks „Climate Change Centre Austria (CCCA)“ ein gemeinsames Sprachrohr gefunden hat. Das CCCA wird auch die Nutzung der EURO-CORDEX-Ergebnisse für die österreichische Klimafolgenforschung unterstützen.

EURO-CORDEX ist eingebettet in die globale CORDEX-Initiative, die kleinräumige Klimaszenarien für verschiedenste Regionen der Erde erstellt und ihre ersten Ergebnisse von 4. bis 7. November 2013 auf einer Konferenz in Brüssel vorstellt.

 

 

 

Informationen:
http://www.wegcenter.at
http://ccca.boku.ac.at
http://www.euro-cordex.net

 

 

 

 

 

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