75. Jahrestag der Novemberpogrome

 

erstellt am
11. 11. 13
10.30 MEZ

Gedenken an die Grazer Pogromnacht
Zum 75. Mal jährt sich das schreckliche Ereignis
Graz (stadt) -- In der Grazer Synagoge gedachte am Abend 09.11. die Israelitische Kultusgemeinde Graz gemeinsam mit vielen Gästen der schrecklichen Vorkommnisse in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938. In dieser Nacht, die sich gestern zum 75. Mal jährte, fand die sogenannte Reichspogromnacht statt, die von den Nationalsozialisten infolge der vielen zersplitterten Fenster verharmlosend als „Reichskristallnacht" bezeichnet wurde. In dieser Nacht gingen die Grazer Synagoge und die Zeremonienhalle am jüdischen Friedhof in Flammen auf. In Graz wurden außerdem jüdische Geschäfte und Wohnungen verwüstet und jüdische Mitbürger misshandelt. Die Pogrome, die auch in anderen Städten stattfanden, markierten den Übergang von der Diskriminierung der Juden seit 1933 zur systematischen Verfolgung.

Ruth Yu-Szammer, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, beschrieb in ihrer Rede die Erlebnisse ihres Vaters, der als 14-Jähriger zusehen musste, wie die Synagoge in Graz niedergebrannt wurde, und dessen Leben sich nach dieser Nacht schlagartig änderte. Außerdem sprach sie sich dafür aus, dass man zwar einerseits der Opfer gedenken, andererseits aber auch diejenigen bestärken solle, die mit ihrem Handeln etwas dafür tun, dass so eine Reichspogromnacht oder gar Shoa nie wieder möglich sind.

Landeshauptmann Franz Voves betonte, dass uns die unvorstellbare Realität im Nationalsozialismus ein Mahnmal sein solle, und wir nicht vergessen dürfen, wozu Ausgrenzung von einigen durch wenige unter Duldung von vielen führen kann. „Nie wieder – niemals wieder darf so etwas geschehen", so Voves.
Bürgermeister Siegfried Nagl rief auf: „Wir müssen unserer Generation, und auch den nachfolgenden die menschlichen Abgründe vor Augen führen, davor warnen und gemeinsam an einer besseren Welt bauen. Die Warnung dieser Nacht ist es, dass es nie wieder so eine Gleichgültigkeit gegen das Unrecht geben darf."

Der Superintendent der Evangelischen Kirche in der Steiermark, Hermann Miklas betonte, dass man sich die Bilder des Schreckens immer wieder vor Augen halten müsse, denn nur so könne man den unvorstellbaren Wahnsinn in seiner vollen Wucht erkennen. Er sprach sich für die Arbeit an einer möglichst gerechten sozialen und gesellschaftlichen Ordnung aus, die die beste Prävention gegen Extremismus sei.

Umrahmt wurde die Gedenkfeier mit Musik der „Berki Band". Außerdem trug Alfred Schwarzenberger Ausschnitte aus dem Buch „Über.leben - das Tagebuch des B.Kaufmann" vor, in dem Yu-Szammer den Lebensweg ihres Vaters nachgezeichnet hat. Unter den Gästen befanden sich auch LH-Stv. Hermann Schützenhöfer, Stadträtin Elke Kahr, Stadträtin Lisa Rücker, Direktor des ORF Landesstudios Steiermark Gerhard Draxler und Weihbischof Franz Lackner.

 

 

 

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