Pionierarbeit in der Forschung an der Med Uni Graz

 

erstellt am
14. 11. 13
10.30 MEZ

Weltweit erstmalig Messung der Sauerstoffversorgung des Gehirns bei Neugeborenen gelungen
Graz (meduni) - "Hauptsache das Kind ist gesund." Das wünschen sich natürlich alle Eltern zur Geburt ihres Kindes. Für die spätere Entwicklung ist vor allem die Gesundheit des Gehirns ausschlaggebend, was einer optimalen Sauerstoffversorgung bei der Geburt bedarf. Daher wurde an der Medizinischen Universität Graz die von Univ.-Prof. Dr. Berndt Urlesberger geleitete "Forschungseinheit für zerebrale Entwicklung und Oximetrie" gegründet, um die Sauerstoffversorgung des kindlichen Gehirns während der ersten Lebensminuten zu erforschen. Aktuelle Forschungsergebnisse wecken nun das internationale Interesse an der Einrichtung an der Med Uni Graz und der dort geleisteten Pionierarbeit.

Die Geburt - Ein radikaler Einschnitt in die Sauerstoffversorgung
Die Geburt stellt einen radikalen Einschnitt in die Sauerstoffversorgung von Neugeborenen dar. Die relativ niedrige Sauerstoffversorgung im Mutterleib muss mit einem Schlag auf ein ungleich hohes Niveau gebracht werden. "Der Geburtsvorgang bedeutet für das Kind quasi den plötzlichen Wechsel vom Mount Everest auf Höhe des Meeresspiegels", schildert Berndt Urlesberger die große Veränderung, mit der das Neugeborene bei der Geburt konfrontiert wird. Nie wieder wird der gesamte Organismus ohne jegliche Vorbereitung einer derart ausgeprägten Veränderung der Umgebung ausgesetzt. Daher benötigt das Neugeborene auch eine gewisse Zeit der Anpassung, wobei eine Atemunterstützung mit Sauerstoff erforderlich sein kann. "Wir wissen heute, dass sowohl zu viel als auch zu wenig Sauerstoff schädliche Auswirkungen und somit Spätfolgen für das Gehirn haben kann", so Berndt Urlesberger.

Weltweit erstmalig umfassende Messung der Sauerstoffversorgung des Gehirns in den ersten Lebensminuten
Mit dem Einsatz der Nahinfrarot Spektroskopie (NIRS) ist dem Team um Berndt Urlesberger und Ass.-Prof. Dr. Gerhard Pichler nun weltweit erstmalig gelungen, die Sauerstoffversorgung des Gehirns in den ersten Lebensminuten in einem großem Kollektiv zu messen. Diese neue Methode ist vollkommen schmerzlos, da lediglich Licht in das Gewebe gestrahlt wird. "Hier wurde an der Med Uni Graz richtige Pionierarbeit geleistet", berichtet Berndt Urlesberger stolz, da es zu diesem Thema bis dato wenig Wissen gab. Auf Basis der Forschungsergebnisse konnten nun Normalwerte der Sauerstoffversorgung des Gehirns von gesunden Neu- bzw. Frühgeborenen erstellt werden.

Die erstmalige systematische Dokumentation der Sauerstoffsättigung des Gehirns in den ersten Lebensminuten stößt in der Fachwelt auf großes Interesse und Anerkennung, die Daten sind nun weltweit im klinischen Alltag verwertbar.

Die spektakulärste Entdeckung der Grazer Wissenschaftler zeigt, dass die Sauerstoffversorgung des Gehirns nicht parallel zur Sauerstoffsättigung des arteriellen Blutes verläuft, da unmittelbar nach der Geburt das Gehirn bevorzugt mit Sauerstoff versorgt wird. In weiterer Folge wurde an der Klinischen Abteilung für Neonatologie der Med Uni Graz eine Studie durchgeführt, in welcher Kinder untersucht wurden, die nach der Geburt eine Unterstützung der Atmung benötigten im Vergleich zu Kindern, deren Atmung sich nach der Geburt problemlos angepasst hat.

Bevorzugte Sauerstoffversorgung des Gehirns nur bei gesunden Neugeborenen gegeben
Die Studienergebnisse zeigen, dass nur bei gesunden Neugeborenen das Gehirn in der Sauerstoffversorgung bevorzugt wird. "Sobald eine Atemunterstützung bei Frühgeborenen notwendig wird, ist eine bevorzugte Sauerstoffversorgung des Gehirns nicht mehr sichtbar", erklärt Gerhard Pichler. Hier setzt das Team rund um Berndt Urlesberger und Gerhard Pichler in Zukunft an und arbeitet in einem aktuellen Projekt an der Fragestellung, ob die unterstützte Beatmung durch Sauerstoff zukünftig an der arteriellen Sauerstoffsättigung abgeleitet werden soll, so wie es bisher der Fall ist, oder ob die Anpassung der Sauerstoffgabe an die regionale Sättigung des Gehirns Vorteile für das Neugeborene bietet.

 

 

 

Infomationen: http://www.medunigraz.at

 

 

 

 

 

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