Lesung mit Elisabeth Orth anlässlich
 75 Jahre Novemberpogrom

 

erstellt am
25. 11. 13
14.00 MEZ

Heinisch-Hosek: Anlässlich des Gedenkens an die Novemberpogrome 1938 einen Schwerpunkt auf die Schicksale von Frauen legen
Wien (bpd) - "Als Frauenministerin ist es mir ein besonderes Anliegen, anlässlich des Gedenkens an die Novemberpogrome 1938 einen Schwerpunkt auf die Schicksale von Frauen zu legen. Darum ist es mir eine Ehre, dass mit Elisabeth Orth eine große Schauspielerin für diese Lesung zur Verfügung steht", sagte Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek am Abend des 21.11. in ihrer Begrüßung bei der Veranstaltung "Lesung mit Elisabeth Orth anlässlich 75 Jahre Novemberpogrom" in Wien. "Nach einer großartigen Idee von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer, Ereignisse zum Gedenken an die Novemberpogrome zu bündeln, ist ein umfangreiches, sehr würdevolles Programm entstanden. Diese Veranstaltung ist ein wesentlicher Teil davon."

Anstelle eines Rückblicks auf die Geschehnisse der Novemberpogrome brachte Heinisch-Hosek das Schicksal einer Frau näher. Käthe Leichter war promovierte Doktorin der Philosophie an der Universität Heidelberg. Dieser Titel wurde ihr 1939 vom Nazi-Regime aberkannt, weil sie versucht hatte, sich gefälschte Ausweispapiere zu beschaffen, um durch eine Flucht ins Ausland ihr Leben zu retten. Das Gericht verurteilte sie zu einer siebenmonatigen Haftstrafe, aus der sie nicht mehr entlassen wurde. Nach ihrer Gefangenschaft im KZ Ravensbrück wurde Käthe Leichter 1942 in Bernburg ermordet.

Käthe Leichters Sohn Franz schrieb an die Universität und erhielt folgende Antwort, aus der die Ministerin rezitierte: "Wir erachten es für notwendig, aufgrund der uns zur Verfügung stehenden Akten den Fall Ihrer Mutter, die verfolgt, gedemütigt, entehrt und durch das Nazi-Regime ihres Lebens beraubt wurde, genau zu prüfen. […] Nach den damaligen 'gesetzlichen' Bestimmungen war mit jeglicher strafgerichtlichen Verurteilung der automatische Verlust der Doktorwürde verbunden. In einem Schreiben vom 31. Oktober 1939 mit Übersendung des Urteils wies das Landesgericht Wien die Universität Heidelberg hierauf hin. Wir können nur mit Entsetzen und tiefempfundener Scham zur Kenntnis nehmen, dass der damalige Rektor der Universität Frau Dr. Leichter – den 'gesetzlich' genannten Bestimmungen folgend – mit einem in die Haftanstalt gesandten Brief vom 7. Dezember 1939 aufforderte, sich künftig 'der Führung der Doktorwürde zu enthalten'. […] Die strafgerichtliche Verurteilung und damit auch der daraus resultierende Verlust der Doktorwürde Ihrer Mutter ist auf der Grundlage einer 'gesetzlichen' Regelung erfolgt, die im höchsten Maß menschenrechtswidrig und daher ungültig ist. Ihre Mutter gilt aus der Sicht unserer Universität selbstverständlich als promovierte Wissenschaftlerin, die den Heidelberger Doktortitel zu Recht führte und deren Namen mit dem Heidelberger Doktortitel verbunden ist und verbunden bleibt." Die Entziehung der Doktorwürde von Käthe Leichter wurde annulliert.

"Der Rest des Briefes erfolgte in ähnlich würdevoller und wertschätzender Art und ist späte Genugtuung für Käthe Leichters Sohn und auch für die Reputation dieser großartigen Frau", so Heinisch-Hosek abschließend.

Elisabeth Orth, österreichische Schauspielerin, Kammerschauspielerin und Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters, las unter anderem Texte von Rosa Jochmann und Selma Meerbaum-Eisinger. Für die musikalische Umrahmung sorgte das Original Wiener Salonensemble.

 

 

 

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