>Transcending Cultures<

 

erstellt am
22. 11. 13
14.00 MEZ

Essl Art Award CEE 2013 powered by the main shareholder of Vienna Insurance Group von 06.12.2013 – 02.03.2014 im Essl Museum Klosterneuburg
Kliosterneuburg (essl museum) - Mit >Transcending Cultures< gibt das Essl Museum einen aktuellen, eindrucksvollen Einblick in die jungen Kunstszenen Zentral- und Sudosteuropas. Zu sehen sind neue Werke von zwanzig Kunstlerinnen und Kunstlern aus Bulgarien, Kroatien, Rumanien, Tschechien, Ungarn, der Slowakei, Slowenien und der Turkei.

Im Sinne des Titels >Transcending Cultures< bestimmen grenzuberschreitende Dialoge die Prasentation und eroffnen somit neue Diskursmoglichkeiten. Gezeigt werden Arbeiten der Preistrager des ESSL ART AWARD CEE 2013 sowie der Collector's Invitations von Prof. Agnes Essl, die aufgrund ihrer hohen kunstlerischen Qualitat und Individualitat von der internationalen Jury ausgewahlt wurden.

Drängende Fragen für junge Kunst
Sind anhand einzelner Werke der Preistrager, die aus acht verschiedenen Kulturlandschaften Europas kommen, gemeinsame Tendenzen uber die Landesgrenzen hinaus zu beobachten? Was bewegt junge Kunstler heute, wie verarbeiten sie die sozialen, politischen und kulturellen Umbruche und Veranderungen und welchen Stellenwert nimmt das Private ein? Welche Rolle spielen nationale kulturelle Traditionen fur sie und reagieren sie auf die fortschreitende Globalisierung? Welche Medien stehen im Vordergrund, gibt es uberhaupt noch Schwerpunkte bei der Wahl der Medien und spielt die Fixierung auf ein bestimmtes Medium noch eine Rolle?

Künstler präferieren Video und Neue Medien
Auffallend viele der Preistrager arbeiten medienubergreifend, wie beispielsweise Daniel Nicolae Djamo, Marcel Mališ oder Dia Zekany. Insbesondere fur den bulgarischen Kunstler Zoran Georgiev, der sich aktuell sowohl im Bereich Video, Installation als auch in der Raumskulptur bewegt, ist das Konzept fur die Wahl seines Mediums bestimmend. Insgesamt ist jedoch der Bereich Video und neue Medien bei den Werken der jungen Kunstler dominierend, eine Tendenz, die schon bei den vergangenen Awards zu beobachten war. Das klassische und marktdominierende Medium Malerei spielt hingegen bei den von der Jury ausgewahlten Kunstlern kaum eine Rolle. Ausnahmen bestatigen jedoch die Regel und so haben sich Gabor Kristof und Alin Bozbiciu ganz dem Medium der Malerei verschrieben. Mit einer ahnlichen Stringenz bei der Wahl eines Mediums arbeiten auch die beiden Fotografen Kund Kopacz und Bashir Borlakov. Beide uberlassen in ihren Fotos nichts dem Zufall, dennoch konnten sie in ihrer Bildsprachen nicht unterschiedlicher sein. Wahrend Borlakov in seinen surrealen, durchkomponierten Bildwelten Figuren der Mexikanischen Geschichte inszeniert, haben Kopacz' Fotografien einen fast dokumentarischen Charakter. Symbolhafte, reduzierte Kompositionen zeigen Lebenssituationen von Menschen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkunft.

Ästhetische Bildsprache, poetische Werke
Besonders auffallend ist die poetische, hochst asthetische Bildsprache, von der einige (Video-) Arbeiten der Ausstellung bestimmt sind. Dieser Aspekt findet sich in so unterschiedlichen Werken und Positionen wie beispielsweise bei Jelena Lovrec, Alin Bozbiciu, Leda Vaneva, Mario Leko, Zuzana .abkova oder Andra Nedelcu. Die Videokunstler Andra Nedelcu, Mario Leko und Zuzana .abkova beziehen sich in ihren Werken auf Vorlagen aus der Literatur oder arbeiten mit Phanomenen der Musik. Wahrend das Gedicht .Dejeuner du matin" von Jaques Prevert den Ausgangspunkt fur Nedelcus Video .Breakfast" bildet, ist Mario Leko in seinen traumhaft, poetischen Videos von Gedichten Dylan Thomas' inspiriert. Zuzana .abkova hingegen setzt sich in ihren Videos (-installationen) intensiv mit Musik und Tanz auseinander. Diese Verbindung von bildender Kunst und Musik ist auch fur die Skulpturengruppe .Instrumans" von Dan Adle.ic bestimmend, wenn auch medial ganzlich anders umgesetzt. Auch in der Videoarbeit .The Unspectacular" schafft der turkische Kunstler Volkan Kýzýltunc .Bilder" von geradezu poetischem Charakter. Mit unbeweglicher Kamera filmt er jeweils fur mehrere Sekunden einzelnen Personen in einem Viertel Istanbuls, das abgerissen werden soll. Die Menschen stehen einfach nur da und durch die Zeit, die der Kunstler dem Betrachter gibt, entsteht eine intensive Nahe, die durch eine Dokumentarfotografie kaum so stark sein konnte.

Verlust und Bewahren von Erinnerung
Kýzýltuncs Video .Miss you", in dem er Ausschnitte alter 8mm Filme neu zusammenfugt, zeigt eine sensible Auseinandersetzung mit Verlust und Bewahren von Erinnerung. Mit Erinnerung, aber im Kontext personlicher Geschichte beschaftigt sich auch Viktor Takac in seiner Arbeit .New Castle". Ausgangspunkt bildet das alte Haus seiner dementen Grosmutter, das lange nicht mehr existiert. Seine Videoinstallation erzahlt vom verlorenen Zuhause, sowohl dem realen Ort als auch dem Verlust der Erinnerung. Diese tiefgreifende Auseinandersetzung mit der ganz individuellen (Familien-) Geschichte scheint auch fur andere Kunstler der Ausstellung wesentlich.

Lebensgeschichten, personlich besetzte Objekte und Atmospharisches bilden eine thematische Grundlage fur die kunstlerische Arbeit, wie beispielsweise bei .Buni" und .The notebook" von Daniel Djamo oder den mit Sand befullten Glasobjekten (.Arenas") von Jelena Lovrec. Im Sand der Glaskugeln hat die Kunstlerin Objekte vergraben, die fur sie eine ganz personliche Geschichte und Bedeutung haben und Symbole innerer Kampfe und Gefuhle sind. Indem der Betrachter die Glaskugeln schuttelt, kann er diese einem Mantra gleich immer wieder an die Oberflache bringen oder wieder im Sand vergraben.

Fragen von Identität und Gesellschaft
Durch die intensive Beschaftigung mit der eigenen Geschichte greift Lovrec auch Fragen der eigenen Identitat auf. So insbesondere auch in ihrer aus 99 Kacheln bestehenden Arbeit .All together". Diese Auseinandersetzug mit subjektiver, aber auch gesellschaftlicher Identitat ist in verschiedenen Werken der Ausstellung erfahrbar. In der Videoinstallation .Selves" von Leda Vaneva stellt sie die Frage, was medial durch die Abbildung einer Person oder aber ihres liebsten Objektes uber ihre Identitat ausgesagt werden kann. Auch Kund Kopacz reflektiert in seinen bereits erwahnten Fotografien uber Identitat und Perspektiven seiner eigenen Generation.

Mit Fragen der eigenen Identitat konfrontiert der slowakische Kunstler Marcel Mališ den Betrachter in seinem Werk .La rivoluzione siamo noi", behandelt darin aber vor allem Aspekte der gesellschafts-politischen Geschichte seines eigenen Landes. Auf zwei rotierenden Billboard Flachen (die dritte Flache zeigt einen Spiegel) sehen wir zwei Fotos seiner Schulklasse, die zwischen 1989 und 1990 aufgenommen wurden und anhand derer, der vermeintliche Wandel dieser Jahre nachvollzogen werden kann. Mališ stellt in seiner Arbeit jedoch die These auf, dass die Revolution nur an der Oberfläche stattgefunden hat. Auch in der Installation .In between denied citizen" von Gregor Maver wird eine intensive Auseinandersetzung mit Identitat und der Geschichte seines Landes erfahrbar.

Politik und grenzüberschreitende Erfahrungen Die ungarische Kunstlerin Dia Zekany beschaftigt s ich in ihren Arbeiten mit der ganz aktuellen politischen Geschichte und den sozialen Umstanden im eigenen Land. In der 33-teiligen Bildserie .Passing is Forbidden!" ubermalt die Kunstlerin in den Niederlanden gefundene Ansichtskarten, Magazin-Cover oder Einladungskarten, wobei alle Eingriffe ungarische Bezuge haben. Wie diese Arbeit ist auch das Objekt .Untitled (Munich)" von Ýrem Tok wahrend eines Auslandsaufenthaltes entstanden, der als Moglichkeit zu einem grenzuberschreitenden Austausches fur die Arbeit junger Kunstler eine wichtige Funktion einnimmt. In den .ausgehohlten" Geschichtsbuchern lasst sie eine Art Mikrokosmos entstehen und reflektiert darin auf spielerische Weise ihre Erfahrungen in Munchen.

Kunst und Leben
Die Verbindung von Kunst und Leben ist zentraler Aspekt der Arbeiten des kroatischen Preistragers Vanja Babiæ und ist auch bei der tschechischen Kunstlerin Karima Al-Mukhtarova wiederzufinden. Wahrend Babiæ Installationen mehr wie Versuchanordnungen erscheinen, tragen Al-Mukhtarovas Werke surreale, beinahe marchenhafte Zuge und bewegen sich an der Schwelle zwischen Installation und Performance. So ist beispielsweise der ausgestellte Heuhaufen nur Artekfakt der ursprunglichen Aktion der Kunstlerin.

Das kuratorische Konzept der Ausstellung eines offenen, landerubergreifenden Diskurses gibt den jungen Kunstlern die Moglichkeit eines internationalen Erfahrungsaustausches, durch den auch die eigene Arbeit im Kontext des Anderen neu bewertet bzw. kritisch reflektiert werden kann, gleichzeitig aber auch das Besondere und Einzigartige erst zum Vorschein bringt. "Diese Gelegenheit [des EAA CEE] ermoglicht nicht nur einen kunstlerischen Dialog innerhalb der eigenen Landesgrenzen, sondern auch weit uber diese hinaus. So tragt auch die diesjahrige Abschlussausstellung den bezeichnenden Titel >Transcending Cultures<", so Lora Sarýaslan, Jurymitglied Turkei.

 

 

 

Informationen: http://www.essl.museum

 

 

 

 

 

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