Österreich etabliert sich im Kreis der Nettogläubiger

 

erstellt am
02. 12. 13
10.30 MEZ

Anhaltende Exportstärke lässt Österreichs Finanzforderungen weiter steigen
Wien (oenb) - Aufgrund des äußerst ungünstigen globalen Wirtschaftsumfelds war der hochvernetzte österreichische Kapitalmarkt in den vergangenen Jahren durch Zurückhaltung der Investoren sowie eine stagnierende internationale Finanzverflechtung gekennzeichnet. Die traditionell deutlich ausgeprägten Nettoverpflichtungen der heimischen Volkswirtschaft konnten weiterhin abgebaut und 2012 erstmalig in einen Überschuss gedreht werden. Österreich gehört damit innerhalb der EU einer kleinen Gruppe von Nettogläubigern an, die sich durch vergleichsweise gute Wirtschaftsdaten und hohe Bonität auszeichnen, woraus sich an den internationalen Kapitalmärkten günstige Finanzierungskonditionen ergeben. Ausländische Investoren kaufen nicht nur den Großteil der heimischen Bundesemissionen, sondern spielen auch im stark wachsenden Geschäft mit österreichischen Unternehmensanleihen eine entscheidende Rolle.

Österreichs Nettoforderungen gegenüber dem Ausland erreichten Ende Juni 2013 bereits 9 Mrd Euro oder 3% des BIP. „Erfolge im internationalen Güter- und Dienstleistungsverkehr führen seit 2002 regelmäßig zu Leistungsbilanzüberschüssen, die mit Nettokapitalexporten verbunden sind“, erläuterte Dr. Johannes Turner, Direktor der Hauptabteilung Statistik, bei einer Pressekonferenz in der Oesterreichischen Nationalbank. „So konnten Österreichs Nettoverpflichtungen – die 2007 noch bei rund einem Fünftel der Wirtschaftsleistung lagen – laufend abgebaut und 2012 erstmalig in einen Überschuss verwandelt werden“, so Turner. Derzeit hat nur ein Viertel der 28 EU-Länder Nettogläubigerstatus an den internationalen Kapitalmärkten. Neben Österreich sind dies Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Luxemburg und die Niederlande, deren Bonität – wie jene Österreichs – von den wichtigen Ratingagenturen überdurchschnittlich gut eingeschätzt wird, woraus sich geringe Risikoaufschläge ergeben. „Gemeinsam mit vergleichsweise geringer Arbeitslosigkeit und moderaten Lohnstückkosten fügt sich die Entwicklung der österreichischen Nettoposition zu einem erfreulich positiven Gesamtbild der heimischen Wettbewerbsfähigkeit“, ergänzte Turner.

Positiv wirkt sich auch die Finanzierungsstruktur der heimischen Volkswirtschaft aus, die von Fremdkapitalinstrumenten dominiert wird. Dies erlaubt im gegenwärtigen Niedrigzinsumfeld eine günstige und langfristige Finanzierung. Rund 70% der gesamten Verpflichtungen (827 Mrd Euro) entfielen Ende Juni 2013 auf Fremdkapital; vor allem auf langfristige Schuldverschreibungen des Bundes (173 Mrd Euro) und der Banken (117 Mrd Euro) sowie auf das Einlagengeschäft (124 Mrd Euro). Österreich absorbiert deutlich mehr Fremdkapital aus dem Ausland als es dort veranlagt und weist daher in diesem Segment Nettoverpflichtungen von 18% des BIP auf. Umgekehrt ergibt sich im Hinblick auf Eigenkapital eine deutliche Forderungsposition von 21% des BIP. Österreich ist als aktiver Direktinvestor vor allem in Mittel- und Osteuropa sehr engagiert.

Insgesamt bleibt jedoch der Euroraum Österreichs wichtigste Partnerregion im internationalen Kapitalverkehr: Mit rund 365 Mrd Euro sind dort rund 45% des gesamten im Ausland gehaltenen Finanzvermögens (835 Mrd Euro) ohne Währungsrisiko veranlagt. Allein auf Deutschland entfallen rund 140 Mrd Euro.

Gleichzeitig ist Österreich in hohem Ausmaß für ausländische Geldgeber attraktiv: Sowohl Bundesemissionen als auch die Anleiheverpflichtungen der staatsnahen Betriebe lagen jeweils zu rund drei Viertel in ausländischer Hand. Insgesamt gewinnen Unternehmensanleihen als Finanzierungsinstrument in Österreich zunehmend an Bedeutung: Seit 2007 hat sich der Marktwert der umlaufenden Papiere auf 65 Mrd Euro mehr als verdoppelt. Darin enthalten sind auch private Emittenten, die zunehmend auf diesen Markt drängen: Ende Juni 2013 erreichte das Umlaufvolumen dieser rund 200 Unternehmen bereits 27 Mrd Euro.

 

 

 

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