PISA 2012

 

erstellt am
04. 12. 13
10.30 MEZ

 Schmied: Trendumkehr und erstes Etappenziel erreicht
Bildungsministerin Dr. Claudia Schmied: "Bildungsreform entschlossen fortsetzen.
Wien (bmukk) - Bei Pisa 2012 wurden erstmals Schülerinnen und Schüler getestet, die von der im Jahr 2007 begonnenen Bildungsreform bereits teilweise profitiert haben. Die Ergebnisse sind erfreulich. "Das österreichische Bildungssystem schafft eine Trendumkehr und hat ein erstes Etappenziel erreicht", erklärt Bildungsministerin Dr. Claudia Schmied.

Alle drei Domänen, die "Lese-Kompetenz", die "Mathematik-Kompetenz" und die "Naturwissenschafts-Kompetenz" absolvierten die 15- bis 16-jährigen Schülerinnen und Schüler in Österreich deutlich besser als noch 2009 und erreichen damit die insgesamt größte Verbesserung, seitdem Österreich an der PISA-Studie teilnimmt:

  • Mathematik (+10 Punkte): von 496 auf 506, vom 18. auf den 11. Rang.
  • Lesen (+20 Punkte): von 470 auf 490, vom 31. auf den 21. Rang.
  • Naturwissenschaft (+12 Punkte): von 494 auf 506, vom 24. auf den 16. Rang.

Im internationalen Vergleich (in OECD und EU) gehört Österreich in allen Domänen gegenüber PISA 2009 zu den erfolgreichen "Aufsteigern". Damit ist Österreich bei PISA 2012 im Kompetenzbereich "Mathematik" signifikant über dem OECD-Mittelwert, im Kompetenzbereich "Lesen" noch signifikant darunter und im Kompetenzbereich "Naturwissenschaft" im OECD-Mittelwert.

Erfreuliche Verbesserungen konnten die 15- bis 16-jährigen Schülerinnen und Schüler in Österreich von 2009 auf 2012 auch bei den Spitzen- und Risikogruppen erreichen:

In "Mathematik" konnte die Risikogruppe von 23,2 auf 18,7 Prozent reduziert werden, die Spitzengruppe ist von 12,9 auf 14,3 Prozent angestiegen.

Im "Lesen" ging die Risikogruppe von 27,5 auf 19,5 Prozent zurück, und die Spitzengruppe stieg von 4,9 auf 5,5 Prozent.

In der "Naturwissenschaft" sank die Risikogruppe von 21 auf 15,8 Prozent, die Spitzengruppe blieb von 8 auf 7,9 Prozent stabil.

"Die Ziele der österreichischen Bildungspolitik müssen entschlossen weiter verfolgt werden. Dazu müssen die bestehenden Herausforderungen in der "Lese-Kompetenz", beim Leistungsunterschied zwischen Knaben und Mädchen und der Schülerinnen und Schüler mit migrantischem Hintergrund sowie vor allem in der Bildungsvererbung angenommen werden", erklärt die Bildungsministerin.

Noch immer zeigen Jugendliche, deren Eltern einen tertiären Bildungsabschluss aufweisen, einen klaren Leistungsvorsprung auf Jugendliche, deren Eltern höchstens einen Abschluss der Pflichtschule erreichten. In der Mathematik beträgt dieser Vorsprung durchschnittlich 104, im Lesen 106 und in der Naturwissenschaft 117 Punkte.

Eine faktenbasierte Bildungspolitik findet in der Kooperation mit dem BIFIE (Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung des österreichischen Schulwesens) und der OECD (Organisation for Economic Cooperation and Development) unverzichtbare, wissenschaftlich arbeitende Partner. Internationale Studien wie PISA, PIRLS und TIMSS stellen internationale Vergleiche der Grundkompetenzen auf verschieden Schulstufen dar. PIAAC ist ein Vergleich der Grundkompetenzen der erwerbstätigen Bevölkerung. Die OECD Skills Strategy wird wichtige Impulse in Richtung Kompetenzentwicklung ermöglichen. Die in Österreich flächendeckend eingeführten Bildungsstandards sind eine Rückmeldung an jede einzelne Schule mit dem Ziel, standortbezogene Schulentwicklung zu ermöglichen.

Diese Datenbasis und Befunde werden auf unterschiedlichen Ebenen erhoben und ergänzen sich. Sie bilden die wissenschaftliche Grundlage, um sinnvolle bildungspolitische Maßnahmen zu setzen und sind zentrale Bestandteile der österreichischen Schulentwicklung. Die Erkenntnisse aus den vorangegangenen Erhebungen sind in die Reformprojekte der letzten Jahre eingeflossen und davon profitieren die österreichischen Schülerinnen und Schüler.

Die PISA-Ergebnisse 2012 zeigen einmal mehr deutlich, dass es keine Alternative zum eingeschlagenen Weg der Weiterentwicklung des österreichischen Schulwesens gibt. Die eingeleiteten Schulentwicklungsprojekte sind die Voraussetzungen für das Gelingen unserer Zukunft. Bildungspolitik wirkt mittel- und langfristig. Es ist für die Ergebnisse entscheidend, dass die in den letzten Jahren implementierten Maßnahmen jetzt entschlossen umgesetzt werden.


 

Rosenkranz: PISA-Ergebnis kein Zeugnis für Reformerfolge Schmieds
Wien (fpd) - Mit gemischten Gefühlen sieht der FPÖ-Bildungssprecher Dr. Walter Rosenkranz das jüngste PISA-Ergebnis: "Natürlich ist es schön, wenn die österreichischen Schüler ein gutes Ergebnis erzielt haben." Gleichzeitig hat Rosenkranz aber Bedenken, ob eine Leistungsverbesserung im dargestellten Ausmaß überhaupt realistisch ist. "Abgesehen davon, dass es sich bei derartigen Testungen nur um punktuelle Momentaufnahmen handelt, hören wir auch immer wieder aus Lehrerkreisen, dass es als Vorbereitungen für PISA-Tests sehr wohl das vom Ministerium bestrittene Teaching-to-the-test gibt. Dass auch in anderen Ländern wie etwa Finnland die Schüler gezielt auf die Test hingetrimmt werden, macht das Ganze nicht besser", so Rosenkranz weiter.

"Den österreichischen Schülern sei es zu wünschen, dass die PISA-Ergebnisse die Realität widerspiegeln." Aus der Wirtschaft höre man tagtäglich andere Befunde über das Können der heimischen Schulabsolventen. "Von einem Erfolg der Reformen von Unterrichtsministerin Schmied kann daher keine Rede sein. Im Gegenteil wird der Bildungsstandort mit der Gesamtschule und anderen Schmiedschen Verschlimmbesserungen nachhaltig verschlechtert", schließt Rosenkranz.


 

 Walser: Talsohle hoffentlich durchschritten
Grüne: Fördermaßnahmen haben Zahl der RisikoschülerInnen gesenkt
Wien (grüne) - "Fordern und fördern sind das Rezept zum Erfolg", zeigt sich Harald Walser, Bildungssprecher der Grünen, erfreut über die leichte Verbesserung der Leistungen in der PISA-Untersuchung 2012.

"Zum Zeitpunkt der Testung war für die SchülerInnen der Neuen Mittelschulen noch der gemeinsame Lehrplan von AHS und Hauptschule in Kraft. Viele SchülerInnen haben das höhere Bildungsangebot angenommen und mit zusätzlicher Förderung auch bewältigt", sagt Walser und ergänzt: "Das beweist ebenso wie die größere Zahl von SchülerInnen mit AHS-Berechtigung nach der NMS, dass man sich große Ziele für alle stecken muss, statt nach sozialen und regionalen Kriterien zu selektieren."

Walser warnt vor der in den Regierungsverhandlungen offensichtlich schon paktierten Kürzung der Ressourcen für die NMS. "Das würde die Erfolge wieder zunichtemachen". Zudem bedauert er, dass mit der Einführung der Neuen Mittelschulen als Regelschulen der AHS-Lehrplan nicht mehr zu Anwendung kommt. "Das wird sich erst in Zukunft auswirken und führt dazu, dass auch sehr gute SchülerInnen aus der NMS gegenüber der AHS im Nachteil sind."

Zu den PISA-Ergebnissen sagt Walser: "Die Ergebnisse zeigen, dass Fördermaßnahmen für benachteiligte SchülerInnen zu Leistungssteigerungen für alle führt. Eine Gemeinsame Schule mit individueller Förderung ist ein Gebot der Zeit".


 

Lugar: Lesen muss man lernen, beim Rechnen kann man schummeln
Wien (str) - "Der Grund, warum eine Verbesserung beim Lesen praktisch überhaupt nicht zu erkennen ist, sie in Mathematik aber eklatant ist, liegt daran, dass man Lesen lernen muss, beim Rechnen aber schummeln kann", kommentiert Team Stronach Bildungssprecher Robert Lugar die Ergebnisse des PISA-Tests. "Um die Ergebnisse in Mathematik zu verbessern, wurden 2011 an die betroffenen Mathematiklehrer die Fragen vorab ausgegeben. Fragen wie etwa "Schätzen sie die Fläche der Antarktis" sind ohne Kenntnis der Frage vorab schwer lösbar", stellt Lugar klar.

Der Umstand, dass versucht wird, durch Schummeln ein besseres Ergebnis zu erreichen, "zeigt, wie krank unser Schulsystem derzeit ist", so Lugar. Er kritisiert: "Statt die Qualität der Schule zu verbessern wird einfach geschummelt." Deshalb fordert das Team Stronach "einen PISA-Test, bei dem die Fragen der strengsten Geheimhaltung unterliegen und ein Manipulieren somit unmöglich ist."


 

 Landertshammer: PISA-Ergebnis kein Grund zu Euphorie
An Bildungsreform führt kein Weg vorbei – Österreich hat zwar Boden gut gemacht - Zahl der Jugendlichen, die nicht sinnerfassend lesen können, nach wie vor zu groß
Wien (pwk) - Angesichts der Ergebnisse der PISA-Studie 2012 mit dem Schwerpunkt Mathematik betont Michael Landertshammer, Leiter der Abteilung für Bildungspolitik der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) sowie Institutsleiter des WIFI Österreich, dass es zwar erfreulich sei, dass Österreich im Ranking der 65 Nationen und Regionen, die am PISA-Test teilnehmen, besser da stehe als beim letzten Test, der Teufel aber im Detail liege: "Denn nach wie vor erreicht rund ein Viertel der österreichischen 15- bzw. 16-jährigen in zumindest einem der drei überprüften Kompetenzbereiche - Lesen, Mathematik, Naturwissenschaften - nicht einmal Mindeststandards." Da sei es auch nicht tröstlich, dass Österreich diesbezüglich mit einem Prozentsatz von 26% leicht besser dastehe als der OECD-Durchschnitt (29%). Elf Prozent der Jugendlichen dieser Altersgruppe gehören in Österreich sogar in allen drei Bereichen zur Risikogruppe und rund 20% der Schüler können nicht sinnerfassend lesen. "Dieser Prozentsatz ist in jedem Fall zu hoch und er schreit geradezu nach der längst dringend nötigen Bildungsreform", so Landertshammer.

Die Sozialpartner haben diesbezüglich etliche Reformkonzepte erarbeitet und der Politik vorgelegt, die zumindest als Diskussionsgrundlage dienen können. Es liegt jetzt an der künftigen Regierung, eine umfassende Bildungsreform endlich anzugehen. Landertshammer: "Entsprechende Konzepte liegen in den Schubladen; diese müssen nur geöffnet werden!"

Österreich landete beim PISA-Schwerpunktbereich "Mathematik" mit 506 Punkten knapp hinter Deutschland auf Platz elf der OECD-Staaten (Durchschnitt 494 Punkte). Südkorea (554 Punkte) führt das Ranking unter den OECD-Ländern vor Japan (536) an. Die absolut besten Werte erzielten die Nicht-OECD-Regionen Shanghai (613), Singapur (573), Hongkong (561) und Taiwan (560). Im Prüfbereich "Lesen" schnitt Österreich mit 490 Punkten und Rang 21 unterdurchschnittlich gegenüber den anderen OECD-Ländern (496 Punkte) ab. Im Themenbereich "Naturwissenschaften" erreichte Österreich mit 506 Punkten den 16. Rang unter den OECD-Nationen (OECD-Durchschnitt 501 Punkte).


 

 Kaske: Gerade jetzt in die Bildung unserer Kinder investieren
Abschneiden zeigt, dass Bildungsinvestitionen Wirkung haben - größte Herausforderung ist weiterhin Stopp der Bildungsvererbung
Wien (ak) - "In die Bildungschancen unserer Kinder muss weiter investiert werden", kommentiert AK Präsident Rudi Kaske die PISA-Ergebnisse für Österreich. Die leichten Verbesserungen zeigen, dass etwa der Ausbau der ganztägigen Schulen, Sprachförderung und die Bildungsstandard-Tests den Kindern bessere Chancen bringen. Die größte Herausforderung sei nach wie vor, dass unser Bildungssystem die sozialen Unterschiede zwischen den Elternhäusern zu wenig ausgleicht. "Gerade bei der Bildung darf jetzt nicht gespart werden", sagt Kaske. Er fordert die Mittelzuteilung an die Schulen nach sozialen Kriterien, ein zweites Gratis-Kindergartenjahr und den weiteren Ausbau der Ganztagsschulen in bester Qualität.

"Im österreichischen Bildungssystem haben wir immer noch Nachholbedarf", sagt Kaske. Besonders dramatisch sei, dass die soziale Herkunft der Kinder weitgehend über ihren Schulerfolg entscheidet. Das gelte insbesondere für Kinder mit Migrationshintergrund. Kaske: "Da verlieren wir zu viele Talente, die Vererbung von Bildung muss gestoppt werden."

Die Arbeiterkammer will für bessere Bildungschancen:

  • Die Förderung unserer Kinder soll ausgebaut werden durch ein zweites Gratis-Kindergartenjahr.
  • Ganztägige Schulen verbessern nachweislich den Lernerfolg der Kinder und entlasten die Eltern von teurer Nachhilfe. Beim beschleunigten Ausbau muss auf die Qualität der Betreuung und des Lernens geachtet werden.
  • Bei der Mittelverteilung an die Schulen soll eine Rolle spielen, wie die SchülerInnen von ihrer sozialen Herkunft her zusammengesetzt sind. Die Schulen müssen ausgleichen können, dass nicht alle Eltern ihren Kindern beim Lernen helfen oder teure Nachhilfe bezahlen können.


 

 Neumayer: Herausforderungen bleiben
Erfreuliche Entwicklungen in Mathematik und Naturwissenschaften - Notwendiger Hauptfokus auf Elementarbereich, also Kindergarten und Schule
Wien (pdi) - Als "eine positive Entwicklung, aber keinen Grund zum Jubeln", bezeichnete der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Mag. Christoph Neumayer die veröffentlichten Ergebnisse der PISA-Studie 2012. "Es ist natürlich sehr erfreulich, dass wir Punktezuwächse in allen getesteten Bereichen aufweisen und Österreich in Mathematik und Naturwissenschaften über dem OECD-Schnitt liegt. Die heimischen Leseleistungen bleiben aber mit 20 Prozent Risikoschüleranteil nach wie vor eine echte Schwachstelle und international unterdurchschnittlich", so Neumayer.

"Die Ergebnisse zeigen zwar auf, dass wir das Niveau aus dem Jahr 2000 wieder erreicht, uns aber nicht darüber hinaus verbessert haben", so der IV-Generalsekretär. Alarmierend sei neben der Kluft zwischen Burschen und Mädchen in Mathematik außerdem, dass fast 19 Prozent der Schülerinnen und Schüler in Mathematik und elf Prozent in allen drei getesteten Bereichen nach wie vor der Risikogruppe angehören. "Die Studie zeigt leider einmal mehr auf, dass Schülerleistungen und sozio-kultureller Hintergrund in Österreich eng miteinander verknüpft sind. Daher braucht es eine grundlegende Reform des Bildungssystems", so Neumayer, denn "ein Ausruhen auf den PISA-Ergebnissen wäre eindeutig der falsche Weg". Ein bildungspolitischer Hauptfokus müsse auf dem elementaren Bildungsbereich liegen. Der Kindergarten müsse aufgewertet und die erste "Bildungsstation" für jedes Kind werden. "Das heißt: Kindergärten in die Bundeskompetenz, einheitliche Qualitätsstandards für alle Kindergärten in Österreich, eine Aufwertung der Ausbildung aller künftigen Elementarpädagogen und Förderung der Kinder von Beginn an. Wir müssen uns endlich von einer Politik des 'Reparierens' im späteren Bildungsverlauf zu verabschieden", betonte Neumayer.

"Außerdem muss endlich Schluss sein mit ideologischen Debatten von vorgestern und dem Herumschrauben an einzelnen Rädern des Systems. Wir brauchen eine Verbesserung der Bildungsqualität und die Förderung individueller Potenziale", so Neumayer. "Sinnvoll wäre eine Schule der 10-14 Jährigen, die die individuellen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Begabungen fördert, Leistungsdifferenzierung und auf Basis modernisierter Lehrpläne eine neue Unterrichtsqualität und zeitgemäße Lehr- und Lernmethoden sicherstellt, ein entsprechendes Arbeits- und Lernumfeld für Schüler und Pädagogen bietet, ohne parteipolitischen Einfluss Autonomie lebt und schulautonome Profilbildung und Spezialisierung ermöglicht", betonte der Generalsekretär.

 

 

 

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