WIFO-Prognose für 2014 und 2015

 

erstellt am
19. 12. 13
10.30 MEZ

Aufschwung bleibt wegen Konsumschwäche flach
Wien (wifo) - Frühindikatoren signalisieren für Österreich eine baldige Konjunkturbelebung. Diese wird vor allem durch Nachholinvestitionen und eine höhere Exportnachfrage aus wichtigen Zielländern wie Deutschland und den USA gestützt. Der Konsum bleibt wegen der mäßigen Lohnentwicklung, der angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt und der Konsolidierung der öffentlichen Haushalte schwach, die Konjunkturdynamik daher eingeschränkt. Die Teuerung nimmt im Prognosezeitraum leicht ab, die Arbeitslosenquote erhöht sich 2014 noch.

2013 schwächte sich die Expansion der Weltwirtschaft zum dritten Mal in Folge ab. Die Zunahme des Welthandels war ebenfalls träge, nicht zuletzt da auf den Handel zwischen den krisengeschüttelten Euro-Ländern ein relativ großer Anteil davon entfällt. Mit der prognostizierten Konjunkturaufhellung expandiert das Handelsvolumen wieder stärker (2014 +5,0%, 2015 +6,5%), das Wachstum der Weltwirtschaft verstärkt sich schrittweise (2014 +3,6%, 2015 +4,0%). Der österreichische Außenhandel profitiert von der Belebung auf wichtigen Zielmärkten, vor allem Deutschland, den USA und einigen Ländern Ostmitteleuropas. Laut WIFO-Konjunkturtest schätzen die heimischen Unternehmer die künftige Entwicklung zuletzt erheblich optimistischer ein. Der WIFO-Frühindikator deutet auf einen verhaltenen Aufschwung hin; nach der Aufhellung finanzwirtschaftlicher Indikatoren besserten sich zuletzt auch einige realwirtschaftliche Kennzahlen. Aufgrund der gebremsten Dynamik des privaten Konsums wird die Konjunkturbelebung allerdings nur verhalten ausfallen. Die Stagnation der Nettoreallöhne, die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte und die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt belasten die Kaufkraft der privaten Haushalte. Die Zunahme des Arbeitskräfteangebotes ist durch Sondereffekte wie strengere Regeln für den Pensionszugang und die Arbeitsmarktöffnung für Arbeitskräfte aus Bulgarien und Rumänien geprägt. Sie kann 2014 nicht vollständig durch die Zunahme der Beschäftigung absorbiert werden, die Arbeitslosenquote steigt daher auf 7,9% und verharrt 2015 auf diesem Niveau.

Die Entwicklung der öffentlichen Haushalte ist gekennzeichnet von Einmaleffekten (Versteigerungserlöse, Steuerabkommen mit der Schweiz und Liechtenstein, Kapitalzuschuss an Banken) und neuen Konsolidierungsmaßnahmen. Die vorliegende Prognose unterstellt Abgabenerhöhungen und Ausgabensenkungen von rund 2 Mrd. € im Jahr 2014 und 1 Mrd. € im Jahr 2015. Das durch den "Kassasturz" identifizierte zusätzliche Budgetdefizit würde aufgrund seiner Zusammensetzung nur schwach expansiv wirken; auch haben die unterstellten zusätzlichen Konsolidierungsmaßnahmen leicht restriktive Effekte. Diese vergleichsweise kleinen und gegenläufigen Impulse dürften einander ausgleichen. Nach lediglich +0,3% im Jahr 2013 dürfte das reale BIP 2014 und 2015 um jeweils 1,7% expandieren.

Im Euro-Raum besserte sich die Konjunktur zuletzt. Die restriktive Budgetpolitik und die geringe Inflation erschweren allerdings den Abbau der Verschuldung der privaten Haushalte und Unternehmen, die in einigen Ländern sehr hoch ist und teilweise weiter steigt. Dies belastet den privaten Konsum, die Investitionen und die Kreditvergabe. Die Leistungsbilanzdefizite der Peripherieländer könnten sich in einem Aufschwung wieder ausweiten, deren außenwirtschaftliche Verwundbarkeit bildet daher weiterhin ein Risiko.

Die Notenbank der USA wird mit der Einschränkung der Anleihenkäufe eine geldpolitische Trendwende einleiten. Aufgrund der günstigen real- und finanzwirtschaftlichen Bedingungen wird die Konjunktur davon kaum beeinträchtigt werden. Die Budgetkonsolidierung im Jahr 2013 dämpfte die Konjunktur nicht übermäßig, da sie großteils einnahmenseitig erfolgte und die Verschuldung der privaten Haushalte zuvor bereits deutlich gesunken war. Wie die Erfahrungen vom Oktober 2013 vermuten lassen, dürfte das Schuldenlimit, das aktuell bis Mitte 2014 ausreicht, weiter angehoben werden, um die Refinanzierungserfordernisse des Staates zu decken.

Die Mehrwertsteuererhöhung 2014 wird Japan zwar aus der Deflation führen, gleichzeitig aber die Konjunktur dämpfen. Ein Anstieg der nominellen Löhne ist noch nicht absehbar. In Brasilien belasten erhöhte Importpreise und Zinssätze, in Indien auch Kapitalverkehrskontrollen die Konjunktur. China und Russland setzen den Übergang zu geringeren Potentialwachstumsraten fort.

 

 

 

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