Signalmoleküle maßgeblich an der
 Entstehung von ARDS beteiligt

 

erstellt am
15. 01. 14
11.30 MEZa

Grazer Forscher entdecken neuen Pathomechanismus des Lungenödems
Graz (meduni) - Das "Acute Respiratory Distress Syndrome" ARDS beschreibt eine massive Reaktion der Lunge auf verschiedene schädigende Faktoren. Dem akuten progressiven Lungenversagen liegt dabei eine klar identifizierbare, nicht kardiale Ursache zu Grunde. Ausgelöst wird das ARDS durch direkte bzw. indirekte Schädigung der Lunge. Einem Team von WissenschafterInnen mit essentieller Beteiligung von Univ.-Prof. Dr. Andrea Olschewski, Leiterin des Ludwig Boltzmann Institutes für Lungengefäßforschung und Univ.-Prof.in für Experimentelle Anästhesiologie an der Med Uni Graz ist es nun gelungen, einen neuen Pathomechanismus des Lungenödems und damit für die Entstehung von ARDS zu entschlüsseln.

Akutes progressives Lungenversagen - Eine Erkrankung mit weitreichenden Folgen
PatientInnen mit ARDS müssen oft im Rahmen der intensivmedizinischen Behandlung betreut und künstlich beatmet werden. Das Lungenversagen kann dabei durch direkte Schädigung der Lunge - wie zB. die Inhalation toxischer Gase oder die Aspiration von Mageninhalt oder Wasser - bzw. indirekte Schädigung der Lunge - wie etwa durch Sepsis, schweres Trauma mit Schock oder chronische Lungenkrankheit - begründet sein. Ebenso kann ein Lungenödem zur akuten respiratorischen Insuffizienz führen.

Bei intakten Gefäßwänden der Lungenkapillaren tritt nahezu keine Flüssigkeit in die Umgebung aus. Dieser Normalzustand kann jedoch gestört werden, wodurch es zu Flüssigkeitsansammlungen in den Lungenbläschen bzw. im Lungengewebe kommen kann. Als Folge dieser Einlagerung von Flüssigkeit kann der Körper nicht mehr genügend Sauerstoff in den Blutkreislauf aufnehmen. Hier sind die WissenschafterInnen auf einen neuen Mechanismus gestoßen, der maßgeblich an der Entstehung von ARDS beteiligt ist.

Signalmoleküle maßgeblich an der Entstehung von ARDS beteiligt
Zytokine regulieren das Wachstum der Zellen im menschlichen Körper und zählen zur Gruppe der Signalmoleküle. Andrea Olschewski untersuchte hier im Speziellen den Transforming Growth Factor TGF und dessen Einfluss auf die Entstehung von ARDS. Der transformierende Wachstumsfaktor TGF wird wiederum in drei Gruppen eingeteilt, wobei der Faktor TGF-beta das Interesse der Wissenschafterin weckte. TGF-beta ist ein stark konserviertes Protein und hat in der Zelle eine entzündungshemmende Wirkung, wird mit verschiedenen Heilungsprozessen in Zusammenhang gebracht und reguliert viele Mechanismen in der Zelle, wie Wachstum, Zelldifferenzierung oder Abwehr. Jedoch scheint TGF-beta auch an der Entwicklung der Lungenfibrose beteiligt zu sein.

In der aktuellen Arbeit konnte Andrea Olschewski in einer Reihe von Experimenten nachweisen, dass TGF-beta den epithelialen Natriumkanal reguliert und zu dessen Internalisierung führt. "Der epitheliale Natriumkanal ist ein membranständiger Ionenkanal und damit ein wichtiges Transportprotein in der Zelle, das zB. den Flüssigkeitstransport über das Membransystem der Zelle regelt", erklärt Andrea Olschewski. Wenn nun TGF-beta dazu führt, dass der epitheliale Natriumkanal von der Zelloberfläche verschwindet, ist auch der Transportprozess über das Membransystem der Zelle gestört.

Die WissenschafterInnen konnten in ihrer Arbeit belegen, dass der TGF-beta Spiegel von PatientInnen mit ARDS doppelt so hoch ist, wie bei gesunden Kontrollpersonen. "Es ist möglich, dass dieses erhöhte Angebot von TGF-beta die normalen Regulationsmechanismen außer Kraft setzt. Dadurch verschwinden auch die epithelialen Natriumkanäle. In Folge dessen kann die alveoläre Flüssigkeit nicht abtransportiert werden und ARDS entsteht", erläutert Andrea Olschewski die Ergebnisse ihrer Forschung. Die Frage, wie kann man diese neue Kenntnisse für die Therapie von ARDS nutzen kann, ist Gegenstand weiterer Untersuchungen.

 

 

 

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