Teuerung in Österreich

 

erstellt am
24. 01. 14
11.30 MEZ

Hausgemachte Gründe für höchste Inflation des Euroraums im Dezember
Wien (ba) - „Im Dezember 2013 ist die Inflation gemessen am harmonisierten Verbraucherpreisindex in Österreich auf 2 Prozent im Jahresvergleich gestiegen. Erstmals seit Beginn der Preisindex-Berechnung Mitte der 1990er Jahre weist Österreich damit die höchste Teuerung aller Mitgliedsländer des Euroraums auf“, fasst Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer zusammen. Mit einer durchschnittlichen Jahresinflation von 2,1 Prozent war das Jahr 2013 in Österreich dennoch eines der preisstabilsten überhaupt.

Die im Vergleich mit dem Durchschnittswert im Euroraum von 1,4 Prozent 2013 höhere Inflationsrate in Österreich ist nach Ansicht der Ökonomen der Bank Austria nur zum Teil durch die unterschiedliche Konjunkturentwicklung erklärbar. Denn die Euroraum-Teuerungsrate enthält auch Preistrends von Ländern wie Griechenland, Slowenien oder Italien, die 2013 noch in einer Rezession gesteckt sind und daher mit anderen Nachfragegegebenheiten als Österreich konfrontiert waren. „Aber auch im Vergleich mit Ländern mit einer ähnlichen Konjunkturentwicklung weist Österreich eine deutlich höhere Inflation auf. Im Jahresdurchschnitt 2013 ist die Inflation in Österreich 0,5 Prozentpunkte höher als etwa in Deutschland. Dieser Inflationsaufschlag kann nicht durch konjunkturelle Unterschiede erklärt werden. Dazu kommt, dass dieser stärkere Inflationsauftrieb im Jahr 2013 kein einmaliges Phänomen ist. Bereits seit einigen Jahren ist die Teuerung in Österreich höher als in Deutschland“, analysiert Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Abgaben und Gebühren stiegen seit 2007 doppelt so stark wie in Deutschland
In Österreich ist ein erheblicher Teil der höheren Teuerung im Vergleich zu Deutschland auf die stärkere Anhebung sogenannter „administrierter Preise“ zurückzuführen. Die Preise für Sachgüter und Dienstleistungen, die entweder vollständig oder zum überwiegenden Teil von der öffentlichen Hand beeinflusst werden, stiegen innerhalb der vergangenen sechs Jahre in Österreich um 15,8 Prozent, davon allein über 3 Prozent im Jahr 2013. In Deutschland war der Anstieg der administrierten Preise im gleichen Zeitraum mit nur 7 Prozent dagegen nicht einmal halb so hoch. Der harmonisierte Verbraucherpreisindex zu konstanten Steuersätzen ist in Österreich seit 2007 um 15,2 Prozent gestiegen, damit also geringer als der Gesamtindex (15,8 Prozent), was zeigt, dass ein Teil der Teuerung auch Steuererhöhungen geschuldet ist. „Die Anhebung administrierter Preise, wie diverse Abgaben und Gebühren, sowie auch Steuererhöhungen haben in den vergangenen sechs Jahren Preisdruck nach oben erzeugt. Strukturelle Besonderheiten in Österreich, wie zum Beispiel demographische Trends, sowie geringer Wettbewerb in einigen Branchen haben den Preisauftrieb quer über alle Wirtschaftsbereiche weitergetragen. Die vergleichsweise hohe Inflation in Österreich ist somit nicht importiert, sondern hausgemacht“, fasst Bruckbauer zusammen.

Nahrungsmittel-, Wohnkosten- und Treibstoffpreise waren 2013 keine Inflationstreiber
Ein Blick auf die Preisentwicklung der einzelnen Warengruppen zeigt, dass es im Vergleich zu Deutschland, nicht die oft diskutierten Nahrungsmittelpreise und auch nicht die Wohnkosten insgesamt oder die Treibstoffpreise sind, die für den höheren Preisauftrieb verantwortlich sind. Die Nahrungsmittelpreise sind zwar in Österreich um 3,8 Prozent im Vorjahr gestiegen, aber in Deutschland sogar um 4,2 Prozent. Wohnen wurde in Österreich 2013 tatsächlich spürbar teurer. Die Preise in der Warengruppe Wohnen, Wasser und Haushaltsenergie stiegen mit 2,7 Prozent überdurchschnittlich stark an, doch auch in Deutschland betrug der Anstieg immerhin 2,5 Prozent. Dabei steht dem starken Anstieg der Wohnungsmieten in Österreich ein unterdurchschnittlicher Preisauftrieb der Haushaltsenergie entgegen. Bei den Treibstoffpreisen zeigte sich infolge sinkender Weltmarktpreise 2013 sogar ein inflationsdämpfender Effekt, der in Österreich mit einem Rückgang um 3,7 Prozent zum Vorjahr sogar stärker als in Deutschland (-3,5 Prozent) ausfiel.

Preisanstieg in Österreich seit 2007 rund ein Drittel höher als in Deutschland
Von 2007 bis 2013 stiegen die Preise in Österreich um insgesamt 15,8 Prozent. In Deutschland betrug der Anstieg im gleichen Zeitraum nur 11,6 Prozent. Somit war der Preisanstieg in Österreich rund ein Drittel höher als in Deutschland. Die Differenz von 4,2 Prozentpunkten über sechs Jahre ist auf eine höhere Preisdynamik auf breiter Ebene zurückzuführen. Einen besonders hohen Anteil an diesem Teuerungsaufschlag haben die starken Preissteigerungen in den Warengruppen Hotels und Restaurants (Anteil am Inflationsdifferential von 4,2 Prozentpunkten: 48 Prozent), Bekleidung und Schuhe (19 Prozent), Hausrat und Hausinstandhaltung (ca. 16 Prozent) sowie Gesundheit (15 Prozent).

Auch 2014 wird Teuerung in Österreich spürbar über jener in Deutschland liegen
In Österreich ist in den kommenden Monaten zwar weiterhin eine niedrige Inflation zu erwarten. Im Jahresdurchschnitt 2014 ist sogar ein Wert unter der 2-Prozent-Marke möglich. „Wir gehen davon aus, dass auch 2014 die Teuerung in Österreich spürbar über jener in Deutschland liegen wird. Die jüngst angekündigte Anhebung von Steuern- und Gebühren, die mit März wirksam werden, könnte den Inflationsaufschlag von bisher geschätzten 0,3 Prozentpunkten sogar noch erhöhen. Die Maßnahmen werden den Preisauftrieb 2014 um rund einen Viertel Prozentpunkt zusätzlich erhöhen“, meint Bruckbauer.

Die im Vergleich zu Deutschland seit mehreren Jahren höhere Inflation könnte sich langfristig auch als Bumerang für die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft erweisen. Die nominellen Lohnstückkosten sind in Österreich seit 2007 um rund 16 Prozent angestiegen, während sich für Deutschland nur eine Zunahme von 13,8 Prozent errechnet. „Der dauerhaft stärkere Preisauftrieb als in Deutschland birgt die Gefahr, dass über den höheren Inflationsdruck auf die Erzeugerpreise und die Lohndynamik die österreichische Wirtschaft an Wettbewerbsfähigkeit und damit als wichtiger Zulieferer für die deutsche Wirtschaft an Boden verliert“, meint Bruckbauer.

 

 

 

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