Rückgabe der letzten NS-Raubgut-Objekte
 des Hauses der Natur

 

erstellt am
22. 01. 14
11.30 MEZ

Schellhorn: Ehrliches Bekenntnis zu begangenem Unrecht
Salzburg (lk) - "Wir müssen uns zu begangenem Unrecht ehrlich bekennen. So weit es irgendwie möglich ist, müssen wir auch versuchen, es wiedergutzumachen." Dies erklärte Kulturreferent Landesrat Dr. Heinrich Schellhorn am 21.01. bei einer Pressekonferenz im Haus der Natur, in der die Ergebnisse der aufwendigen Provenienz-Forschungen unter 900.000 Objekten des Museums vorgestellt wurden. Schellhorn zeigte sich in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Kuratoriums des Hauses der Natur glücklich, "dass jetzt die wahrscheinlich letzten in der NS-Zeit unrechtmäßig angeeigneten Objekte erfasst wurden und zurückgegeben werden können."

Wie bekannt war das Museum in der NS-Zeit unter der Leitung des bekennenden Nationalsozialisten Eduard Paul Tratz Teil der SS-Forschungsorganisation "Ahnenerbe". Tratz nutzte die NS-Diktatur und die Eroberungsfeldzüge zum Raub von Objekten aus jüdischem, katholischem, französischem, polnischem und sowjetischem Besitz.

Es gab bereits in der unmittelbaren Nachkriegszeit einige Rückgaben. Seit 2010 aber wurden in einem umfassenden Forschungsprojekt die Bestände des Museums systematisch auf ihre Herkunft hin untersucht. Dabei wurde man erneut fündig. Diese Forschungen konnten nun abgeschlossen werden. Sie ermöglichen eine abschließende Phase der Rückgabe des Raubgutes.

Dabei wird laut Beschluss des Kuratoriums des Haus der Natur das ursprünglich für die geordnete Rückgabe von geraubten Kunstobjekten gedachte "Restitutionsgesetz" sinngemäß angewandt.

Die Provenienz-Forschungen im Haus der Natur sind Teil eines umfassenden Forschungsprojektes zur Geschichte des Hauses unter der Leitung des Historikers Univ.- Prof. em. Dr. Robert Hoffmann. Die Ergebnisse des gesamten Forschungsprojektes werden noch im Lauf des Jahres 2014 vorgestellt.

An der Pressekonferenz des Hauses der Natur nahmen dessen Direktor Dr. Norbert Winding, Projektleiter Univ.-Prof. Dr. Robert Hoffmann, Sammlungsleiter Dr. Robert Lindner und Landesrat Dr. Heinrich Schellhorn teil.

Kein "Schluss der Debatte"

Schellhorn sieht in der nun möglichen abschließenden Phase der Rückgabe des Raubgutes einen ganz wichtigen Schritt und er bedankt sich bei allen, die ihn möglich gemacht haben. Er sieht darin aber keinen "Schluss der Debatte" um das Haus der Natur, seine Geschichte, seinen Gründer und langjährigen Direktor Eduard Paul Tratz. Einen solchen kann es nicht geben. Bekanntlich konnte Tratz als angesehener Ehrenbürger der Stadt Salzburg noch bis 1976 als Museumsdirektor wirken. Schellhorn dazu: "Der für die Opfer des NS-Regimes unerträglich nachsichtige und verharmlosende Umgang der Nachkriegsgesellschaft mit den NS-Tätern trifft voll und ganz auch auf Eduard Paul Tratz zu. Es ist dies aber kein Alleinstellungsmerkmal des Hauses der Natur, das war ein Versagen der ganzen Gesellschaft."

 

 

 

Informationen: http://www.hausdernatur.at/geschichtsprojekt.html

 

 

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Die Nachrichten-Rubrik "Österreich, Europa und die Welt"
widmet Ihnen der
Auslandsösterreicher-Weltbund

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at