Mitterlehner will Crowdfunding in Österrreich erleichtern

 

erstellt am
03. 02. 14
11.30 MEZ

Wien (bmwfj) - "Crowdfunding gewinnt an Bedeutung, um die Projekt- und Unternehmensfinanzierung zu unterstützen. Das ist vor allem eine Folge der Finanzkrise und der darauf folgenden strengeren Eigenkapitalanforderungen der Banken und Basel-III-Richtlinien", betonte Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner am Abend des 30.01. bei einer hochrangig besetzten Crowdfunding-Veranstaltung in Wien mit EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier sowie Unternehmern und Experten. "Wir sollten daher die Chancen von Crowdfunding in Österreich nützen, Barrieren abbauen, Regulierungen vereinfachen, aber auch nicht über das Ziel hinaus schießen. Wir brauchen eine Balance zwischen Risikokapital und Anlegerschutz", sprach sich Mitterlehner für ein ausgewogenes Vorgehen aus. "Unser Ziel ist es, Crowdfunding als sinnvolle Ergänzung zur Kreditfinanzierung zu etablieren. Das hat auch den Vorteil, dass Unternehmen schon in einer sehr frühen Phase Feedback zu ihrer Produktidee direkt vom Markt erhalten", so Mitterlehner.

"Österreichs Wirtschaft ist aufgrund des traditionellen Hausbankenprinzips besonders stark von Bankenkrediten abhängig, deren Vergabe als Folge der Finanzkrise restriktiver geworden ist. Umso wichtiger ist es, dass wir zuletzt mehrere Maßnahmen gesetzt haben, um die Risikokapitalfinanzierung gerade für Start-Ups zu erleichtern", verwies Mitterlehner auf Initiativen wie den Gründerfonds, den Business-Angel-Fund und das im Vorjahr novellierte Kapitalmarktgesetz, wodurch die Prospektpflichtgrenze von 100.000 auf 250.000 Euro erhöht worden ist. "Damit sind wir jetzt nicht mehr das Land mit der strengsten Schwelle, sondern liegen in etwa im Mittelfeld der Europäischen Union, wobei wir uns hier noch durchaus weiter nach oben bewegen könnten. Es sollte uns in diesem Zusammenhang bewusst sein, dass die EU-Kommission eine Prospektpflicht erst ab einem Vorhaben über fünf Millionen vorschreibt", sagte Mitterlehner.

Neue Angebote für Start-Ups und KMU
Als nächsten Schritt will Mitterlehner bei der Förderbank Austria Wirtschaftsservice (aws), die pro Jahr rund 2.700 Start-Ups fördert, eine neue Kontaktmarktplattform anbieten. Diese ermöglicht Unternehmen eine Listung, um sich für alternative Finanzierungen wie zum Beispiel Crowdfunding zu bewerben. Als weitere Maßnahme sollen Klein- und Mittelbetriebe bei der Erstellung eines Kapitalmarktprospektes unterstützt werden, dessen Erstellung und Genehmigung oft zu hohen Kosten von mehr als 60.000 Euro führt. In einem Pilotprojekt der aws sollen daher 25 Prozent der förderbaren externen Kosten übernommen werden. In der ersten Pilotphase ab dem 2. Quartal 2014 steht dafür eine Million Euro zur Verfügung. "Wir wollen Service-Unterstützung bieten, aber auch die Bekanntheit von Crowdfunding erhöhen, um Vorurteile abzubauen", so Mitterlehner.

Um das volle Potenzial der neuen Finanzierungsform nutzen zu können, sind auch auf europäischer Ebene weitere Schritte nötig. Daher bedankte sich Mitterlehner abschließend bei EU-Binnenmarkt-Kommissar Barnier für die europaweit laufende Konsultation, ob und in welchen Bereichen Bedarf für eine EU-weite Harmonisierung von Crowdfunding besteht. Österreich werde sich daran auch in Zukunft intensiv beteiligen, um Best-Practice-Modelle einzubringen und gemeinsam neue Lösungen zu finden. "Wir sind bei der Bewertung von Crowdfunding mittlerweile auf einem höheren Level angelangt, das wir weiter forcieren wollen. Durch das Bereitstellen von mehr Risikokapital erhöhen wir unsere Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit", sagte Mitterlehner.

Hochrangig besetzte Diskussion
Bei der vom Wirtschaftsministerium im Rahmen der Reihe "Wirtschaft im Wandel" ausgerichteten Veranstaltung diskutierten nach den Reden von Mitterlehner und Barnier zahlreiche Unternehmer und Experten über die Chancen und Herausforderungen des Crowdfundings, darunter waren Klaus Kumpfmüller (Vorstand Finanzmarktaufsicht), Heinrich Staudinger (Geschäftsführer Waldviertler Werkstätten), Oliver Gajda (Präsident European Crowdfunding Network), Markus Roth (Geschäftsführer creative BITS), Theresa Steininger (Geschäftsführerin Wohnwagon) und Reinhard Willfort (Geschäftsführer Innovation Service Network, Crowfunding Plattform 1000x1000).

 

 

 

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