Arena Analyse 2014 prophezeit Rückkehr der Werte

 

erstellt am
29. 01. 14
11.30 MEZ

Zweiter NR-Präsident Kopf lud zu Präsentation der Studie ins Parlament
Wien (pk) - Was bringt die Zukunft? Welche wichtigen Veränderungen passieren, ohne dass sie bemerkt werden? Kümmert sich die Politik um die richtigen Probleme? Antworten auf diese Fragen versucht die Arena Analyse zu geben. Das Beratungsunternehmen Kovar & Partners befragt seit einigen Jahren gemeinsam mit zwei Medienpartnern zahlreiche Experten und Expertinnen, um aktuelle Entwicklungen in Politik und Gesellschaft aufzuspüren. Die wichtigsten Erkenntnisse aus rund 40 im vergangenen Jahr durchgeführten Interviews wurden am Abend des 28.01. auf Einladung von Zweitem Nationalratspräsidenten Karlheinz Kopf im Parlament präsentiert.

Glaubt man der Einschätzung der befragten ExpertInnen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, sind ethische Werte wieder auf dem Vormarsch. Die Menschen stellen in immer mehr Lebensbereichen einen Anspruch auf ethische Korrektheit. Das wird, wie Walter Osztovics, einer der Studienautoren der Arena Analyse 2014 meint, vor allem im Bereich der Wirtschaft deutlich sichtbar. Auch im Wirtschaftsleben müssten Entscheidungen zunehmend mit Werten unterlegt werden. Der "rücksichtslose Macher" sei out, gefragt seien Ehrlichkeit, Anständigkeit und korrektes Verhalten. Den Menschen sei nicht mehr egal, wie ein ökonomisches Ziel erreicht werde.

Den neuen Trend macht Osztovics nicht nur am sich ändernden Konsumverhalten fest, auch an den Arbeitsplatz werden ihm zufolge höhere Ansprüche gestellt. Man stelle sich zunehmend die Frage, wofür arbeite ich. Der Begriff Gemeinwohl gewinne an Bedeutung. Außerdem sind laut Studie Werte wie Freiheit, Aufsässigkeit und Querdenken im Kommen. Was die Politik betrifft, ortet Osztovics unter anderem einen Wunsch nach einer stärkeren Ergebnisorientierung.

Präsentiert wurde die Arena Analyse 2014 im Rahmen einer von Kopf neu ins Leben gerufenen Veranstaltungsreihe. Unter dem Titel "Zukunft der Demokratie" will der Zweite Nationalratspräsident gesellschaftspolitisch relevante Fragen zum Thema moderne Demokratie diskutieren und aufarbeiten: Bedarf die "Herrschaft des Volkes" im 21. Jahrhundert einer Revitalisierung? Welche Rolle spielen parlamentarische Demokratie, direkte Demokratie und Bürgerbeteiligung überhaupt noch im Denken des Menschen? Kann eine stärkere Einbindung des Stimmvolkes zu einer Belebung des politischen Prozesses führen? Wenn ja, welche Modelle sind erstrebenswert? All diese Fragen sollen im Rahmen der Reihe diskutiert und aufgearbeitet werden.

Kopf: Politik muss sich systematisch mit Zukunft befassen
Die Zukunft brülle nicht, sie flüstere. Wer zukunftsrelevante Themen identifizieren und darauf aufbauend richtige Entscheidungen treffen wolle, müsse genau hinschauen und hinhören, zeigte sich Kopf heute bei der Präsentation der Arena Analyse überzeugt. Das gelte gleichermaßen für die Politik wie für die Wirtschaft. Wenn es nicht gelinge, sich neben der mühevollen Alltagsarbeit in einem ausreichenden Maß mit längerfristigen Entwicklungen zu beschäftigen, werde man von der Zukunft überrollt. In diesem Sinn braucht es nach Meinung von Kopf mehr PolitikerInnen, die sich systematisch mit der Zukunft befassen. Dabei sei es auch notwendig, ausgetretene Pfade und ideologische Bahnen zu verlassen, ohne jedoch die Werteorientierung insgesamt aufzugeben.

Was Kopf vielfach vermisst, ist ein positiver Zugang zu Veränderungen. Sowohl die Medien als auch die Zivilgesellschaft leben seiner Meinung nach vom "Alarmismus", nach dem Motto "bad news are good news". Es gebe ein Zuviel an Angst vor Neuem. Was die aktuelle Diskussion um eine Ausweitung der direkten Demokratie und die geplante parlamentarische Enquete-Kommission zur Demokratiereform betrifft, wünscht sich der Zweite Nationalratspräsident eine stärkere wechselseitige Wertschätzung zwischen Politik und Zivilgesellschaft.

"Unternehmen, die sich daneben benehmen, bekommen Rechnung präsentiert"
Das zentrale Ergebnis der Arena Analyse 2014, die zunehmende Bedeutung von Werten, wurde auch in einer an die Präsentation anschließenden Podiumsdiskussion unter der Moderation von Gerald Groß unterstrichen. Wenn sich Unternehmen daneben benehmen, bekommen sie die Rechnung von ihren Stakeholdern wie Kunden und Mitarbeitern präsentiert, machte etwa Unternehmensberaterin Agnes Streissler-Führer geltend. Es setze sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass man Werte verfolgen müsse, um am Ende des Tages einen Gewinn in der Bilanz zu haben.

Nach Auffassung von Werner Wutscher, der mit seinem Unternehmen New Venture Scouting junge Firmengründer unterstützt, hat sich die Wertebasis in den letzten Jahren dramatisch verändert. Während früher Wissen Macht gewesen sei, sei jetzt Transparenz eine zentrale Maxime. Zudem steige der Druck der Zivilgesellschaft insgesamt. Wutscher zufolge ist es aufgrund der zunehmenden Pluralität auch schwieriger geworden, Dinge konsensual zu lösen.

Universitätsprofessor Nikolaus Franke, Vorstand des Instituts für Entrepreneurship und Innovation an der Wirtschaftsuniversität Wien, wies auf den zunehmenden Wunsch hin, selbstbestimmt zu arbeiten. Karl Stoss, Generaldirketor von Casinos Austria, hob die soziale und gesellschaftspolitische Verantwortung seines Unternehmens hervor.

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at