NS-Zeit des Schlosses Kleßheim
 wird historisch aufgearbeitet

 

erstellt am
07. 02. 14
11.30 MEZ

Stöckl: Kunsthistorikerin Walderdorff bekommt volle Unterstützung des Landes
Salzburg (lk) - "Jedes Land muss seine Geschichte kennen. Dazu zählt für mich auch die Geschichte seiner Gebäude und Sehenswürdigkeiten. Ich halte es daher für eine notwendige, spannende und herausfordernde Aufgabe, dass nunmehr auch eine historische Aufarbeitung des Schlosses Kleßheim stattfindet." Das sagte der für die Liegenschaften des Landes Salzburg ressortzuständige Landeshauptmann- Stellvertreter Mag. Dr. Christian Stöckl am 07.02. anlässlich eines Lokalaugenscheines mit der Kunsthistorikerin Dr. Imma Walderdorff auf Schloss Kleßheim. Walderdorff arbeitet am Projekt "Schloss Kleßheim als Gästehaus des Führers 1938-1945 – Funktion und Ausstattung: vom Barockschloss zum nationalsozialistischen Repräsentationssitz im internationalen Kontext".

"Dem Wunsch der Wissenschafterin, während des Projektes auch Zugang zu den Inventarlagern des Landes zu erhalten, in dem Gegenstände aus dem Schloss Kleßheim lagern, habe ich gerne und selbstverständlich entsprochen. Walderdorff hat die volle Unterstützung der Salzburger Landesliegenschaften. Wir geben ihr uneingeschränkten Zugang in die Lager, stellen bei Bedarf Personal zur Seite und unterstützen sie bei ihren Arbeiten mit unserem Wissen. Mir ist wichtig, dass sich das Land bei einem derartigen Projekt auch aktiv einbringt. Der genaue Bedarf bzw. die weiteren Möglichkeiten des Landes werden sich dann nach der erfolgten Erstbesichtigung der Lager und der darin befindlichen Gegenstände beurteilen lassen. Mein Zugang jedenfalls ist, dass das Land Salzburg nichts zu verstecken und nichts zu verbergen hat. Vielmehr ist es hoch an der Zeit, dass alles ans Tageslicht kommt und lückenlos aufgearbeitet wird", betonte Stöckl.

Ziel des Forschungsprojektes sei es, durch eine fundamentale Quellenbearbeitung erstmalig die Funktion und die Nutzung des Schlosses Kleßheim während der NS-Zeit umfassend zu dokumentieren. "Die kunsthistorische und historische Grundlagenforschung ermöglicht in weiterer Folge eine qualitative Bewertung des Schlosses als bedeutenden NS-Repräsentationsbau im internationalen Kontext durchzuführen", erläuterte Walderdorff. "Ein wesentlicher Aspekt des Projekts stellt die Recherche zu den für Kleßheim getätigten Kunstankäufen der NS-Zeit dar. Damit leistet das Projekt in Hinblick auf den NS-Kunstraub einen wesentlichen Beitrag zum Desiderat einer Untersuchung des Netzwerks österreichischer Kunsthändler während der Zeit des NS-Regimes anhand der Gesamtausstattung eines bis dato vollkommen unbearbeiteten NS-Repräsentationsbaus", so Walderdorff.

Schloss Kleßheim wurde auf Wunsch Adolf Hitlers 1940 durch extensive Umbaumaßnahmen und eine dem nationalsozialistischen Stil entsprechende Ausstattung einer neuen Funktion als "Gästehaus des Führers" zugeführt. Trotz der schier unermesslichen Fülle an Dokumentationsmaterialien wurden Bau und Ausstattung, Funktion und kulturpolitische Bedeutung dieses für die NS-Zeit durch seine Sonderstellung herausragenden Schlosskomplexes bis heute nicht wissenschaftlich bearbeitet.

"Ich bin froh, dass sich Walderdorff nunmehr dieses Kapitels in der Geschichte Salzburgs annimmt und wünsche ihr spannende und erfolgreiche Forschungen", so Stöckl. Die Ergebnisse des Forschungsprojektes sollen im Jahr 2016 vorliegen und veröffentlicht werden.

 

 

 

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