Blick zurück nach vorn

 

erstellt am
12. 02. 14
11.30 MEZ

Jüdische Shoah-Überlebende zu Gast in Graz
Graz (stadt) - "Schalom", mit dem jüdischen Friedensgruß hieß der Grazer Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl am 11.02. eine Gruppe jüdischer Shoa-Überlebender im Rathaus willkommen. 15 ZeitzeugInnen aus Wien trafen auf Initiative des Vereins "Centropa" mit SchülerInnen und LehrerInnen der steirischen Landeshauptstadt zusammen. Thema dieses Treffens war zum einen die Auseinandersetzung mit dem Holocaust und zum anderen das vielfältige jüdische Leben des 20. Jahrhunderts. Gemeinsam besuchten die SeniorInnen und die SchülerInnen anschließend das GrazMuseum.

Offene Worte
Beim Empfang im Rathaus umriss Nagl die Geschichte der Jüdischen Gemeinde in der steirischen Landeshauptstadt, in der über Jahrhunderte der Antisemitismus auf der Tagesordnung stand, welcher in der Zeit des Nationalsozialismus so vielen jüdischen Menschen das Leben kostete. "Wir Politiker müssen uns der Verantwortung stellen, müssen ein deutliches Zeichen setzen und mahnend an diese Zeiten erinnern, stellvertretend für jene, die das nicht mehr tun können. Wir haben aber auch den Auftrag, das zu bestärken, was uns nach vorne bringt. Da müssen wir alle auch vor unserer Tür kehren und dem Populismus Einhalt gebieten."

Erinnerungen an Graz

Prof. Franziska Smolka ist eine jener ZeitzeugInnen, die einen besonderen Bezug zu Graz haben, sind doch ihre Großeltern und ihre Eltern hier aufgewachsen und hat sie nach Ende des Zweiten Weltkrieges mit ihrer damals nach Moskau geflüchteten Familie wieder in Graz gelebt. Von ihrem sechsten bis zu ihrem elften Lebensjahr hat sie im vormals arisierten Haus in der Kepler Straße 49 gewohnt. Was sie mit Graz verbindet? "Das ist eine schwierige Frage. Die Stadt ruft auf der einen Seite schmerzliche Erinnerungen an jene hervor, die nicht mehr sind, die ich vermisse. Aber es ist auch die Stadt, in der ich gute Freunde habe, mit denen ich über all die Jahre Kontakt hatte. Die Erinnerung an meine Volksschulzeit ist schon etwas verblasst. Und doch weiß ich noch, dass ich mich damals dafür genierte, dass ich zwei Paar Schuhe besaß, während die Hälfte der anderen Kinder nicht einmal eines hatte. Auch in dieser Zeit hatte ich das Gefühl, anders zu sein, am Rande zu stehen."

Die Geschichte ihrer Familie und von 70 weiteren hat Tanja Eckstein vom Café Centropa in Form von umfangreichen Interviews aufgeschrieben und hier veröffentlicht.

 

 

 

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