Erholung setzt sich fort

 

erstellt am
11. 02. 14
11.30 MEZ

Wien (wifo) - Frühindikatoren deuten auf eine langsame Erholung der Wirtschaft in Österreich und der EU hin. Während sich besonders die Konjunktureinschätzung durch die Unternehmen in der österreichischen Sachgütererzeugung verbesserte, kühlte sich das heimische Konsumklima zuletzt etwas ab. Die Industriekonjunktur belebte sich bereits im IV. Quartal 2013, auch der Tourismus verzeichnete in der bisherigen Wintersaison Umsatzzuwächse.

Der Welthandel und die weltweite Industrieproduktion wurden Ende 2013 wieder ausgeweitet, wobei die Dynamik hauptsächlich von den asiatischen Schwellenländern getragen wurde. In anderen Schwellenländern wie Brasilien oder Südafrika kühlt sich die Konjunktur hingegen ab, weitere Kapitalabflüsse drohen. Auch die chinesische Wirtschaft expandierte zuletzt in geringerem Tempo.

In den USA wuchs die Wirtschaft im IV. Quartal 2013 hingegen weiterhin robust, für das aktuelle Quartal deuten Umfragewerte jedoch auf einen unsicheren Verlauf hin. Die Notenbank kündigte an, im Februar ihre lockere Geldpolitik etwas zurückzunehmen und die monatlichen Ankäufe von langfristigen Staatsanleihen weiter einzuschränken.

In der EU zeichnete sich bereits Ende 2013 eine langsame Erholung der Industriekonjunktur ab. Aktuelle Vorlaufindikatoren deuten auf eine Belebung der Wirtschaft hin. In Deutschland, dessen Exporte bereits seit Herbst 2013 zunehmen, verbesserte sich die Stimmung der Unternehmen laut ifo-Geschäftsklimaindex im Jänner ebenso spürbar.

Auch in Österreich bekräftigen die aktuellen Ergebnisse des WIFO-Konjunkturtests den positiven Trend der Konjunkturerwartungen. Vor allem die österreichischen Sachgütererzeuger schätzen die Situation zuletzt deutlich günstiger ein. Gemäß dem WIFO-Frühindikator ist in den kommenden Monaten eine Aufwärtstendenz der heimischen Wirtschaft zu erwarten.

Die Konsumentenstimmung kühlte sich hingegen im Jänner erneut etwas ab. Das spiegelt die im IV. Quartal anhaltende Kaufzurückhaltung im Bereich der langlebigen Konsumgüter wider. Die realen Einzelhandelsumsätze (vorläufig, ohne Kfz-Handel) waren im Dezember rückläufig. Positive Impulse liefert hingegen der Tourismus, die bisherige Wintersaison brachte reale Umsatzzuwächse.

Auf dem Arbeitsmarkt zeigen sich kaum Besserungstendenzen: Die Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten stieg im Jänner erneut geringfügig (saisonbereinigt +0,1% gegenüber dem Vormonat). Gleichzeitig nimmt die Zahl der Arbeitslosen weiter zu: Im Jänner waren 369.800 Personen arbeitslos gemeldet, um 9,3% mehr als im Jänner des Vorjahres. Nach österreichischer Berechnungsmethode lag die Arbeitslosenquote saisonbereinigt im Jänner wie im Vormonat bei 7,9%.


Periodenvergleiche
Zeitreihenvergleiche gegenüber der Vorperiode, z. B. dem Vorquartal, werden um jahreszeitlich bedingte Effekte bereinigt. Dies schließt auch die Effekte ein, die durch eine unterschiedliche Zahl von Arbeitstagen in der Periode ausgelöst werden (etwa Ostern). Im Text wird auf "saison- und arbeitstägig bereinigte Veränderungen" Bezug genommen.

Die Formulierung "veränderte sich gegenüber dem Vorjahr . . ." beschreibt hingegen eine Veränderung gegenüber der gleichen Periode des Vorjahres und bezieht sich auf unbereinigte Zeitreihen.

Die Analyse der saison- und arbeitstägig bereinigten Entwicklung liefert genauere Informationen über den aktuellen Konjunkturverlauf und zeigt Wendepunkte früher an. Die Daten unterliegen allerdings zusätzlichen Revisionen, da die Saisonbereinigung auf statistischen Methoden beruht.

Wachstumsüberhang
Der Wachstumsüberhang bezeichnet den Effekt der Dynamik im unterjährigen Verlauf (in saisonbereinigten Zahlen) des vorangegangenen Jahres (t0) auf die Veränderungsrate des Folgejahres (t1). Er ist definiert als die Jahresveränderungsrate des Jahres t1, wenn das BIP im Jahr t1 auf dem Niveau des IV. Quartals des Jahres t0 (in saisonbereinigten Zahlen) bleibt.

Durchschnittliche Veränderungsraten
Die Zeitangabe bezieht sich auf Anfangs- und Endwert der Berechnungsperiode: Demnach beinhaltet die durchschnittliche Rate 2005/2010 als 1. Veränderungsrate jene von 2005 auf 2006, als letzte jene von 2009 auf 2010.

Reale und nominelle Größen

Die ausgewiesenen Werte sind grundsätzlich real, also um Preiseffekte bereinigt, zu verstehen. Werden Werte nominell ausgewiesen (z. B. Außenhandelsstatistik), so wird dies eigens angeführt.

Produzierender Bereich
Diese Abgrenzung schließt die NACE-2008-Abschnitte B, C und D (Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden, Herstellung von Waren, Energieversorgung) ein und wird hier im internationalen Vergleich verwendet.

Inflation, VPI und HVPI
Die Inflationsrate misst die Veränderung der Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahr. Der Verbraucherpreisindex (VPI) ist ein Maßstab für die nationale Inflation. Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) ist die Grundlage für die vergleichbare Messung der Inflation in der EU und für die Bewertung der Preisstabilität innerhalb der Euro-Zone.

Die Kerninflation als Indikator der Geldpolitik ist nicht eindeutig definiert. Das WIFO folgt der gängigen Praxis, für die Kerninflation die Inflationsrate ohne die Gütergruppen unverarbeitete Nahrungsmittel und Energie zu verwenden. So werden knapp 87% der im österreichischen Warenkorb für den Verbraucherpreisindex (VPI 2010) enthaltenen Güter und Dienstleistungen in die Berechnung der Kerninflation einbezogen.

WIFO-Konjunkturtest und WIFO-Investitionstest
Der WIFO-Konjunkturtest ist eine monatliche Befragung von rund 1.500 österreichischen Unternehmen zur Einschätzung ihrer aktuellen und künftigen wirtschaftlichen Lage. Der WIFO-Investitionstest ist eine halbjährliche Befragung von Unternehmen zu ihrer Investitionstätigkeit ( http://www.konjunkturtest.at/ ). Die Indikatoren sind Salden zwischen dem Anteil der positiven und jenem der negativen Meldungen an der Gesamtzahl der befragten Unternehmen.

Arbeitslosenquote
Österreichische Definition: Anteil der zur Arbeitsvermittlung registrierten Personen am Arbeitskräfteangebot der Unselbständigen. Das Arbeitskräfteangebot ist die Summe aus Arbeitslosenbestand und unselbständig Beschäftigten (gemessen in Standardbeschäftigungsverhältnissen). Datenbasis: Registrierungen bei AMS und Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger.

Definition gemäß ILO und Eurostat: Als arbeitslos gelten Personen, die nicht erwerbstätig sind und aktiv einen Arbeitsplatz suchen. Als erwerbstätig zählt, wer in der Referenzwoche mindestens 1 Stunde selbständig oder unselbständig gearbeitet hat. Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, und Lehrlinge zählen zu den Erwerbstätigen, nicht hingegen Präsenz- und Zivildiener. Die Arbeitslosenquote ist der Anteil der Arbeitslosen an allen Erwerbspersonen (Arbeitslose plus Erwerbstätige). Datenbasis: Umfragedaten von privaten Haushalten (Mikrozensus).

Definition der Arbeitslosenquote
Personen in Schulungen: Personen, die sich zum Stichtag in AMS-Schulungsmaßnahmen befinden. Für die Berechnung der Arbeitslosenquote wird ihre Zahl weder im Nenner noch im Zähler berücksichtigt.

Unselbständig aktiv Beschäftigte: Zu den "unselbständig Beschäftigten" zählen auch Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, sowie Präsenzdiener mit aufrechtem Beschäftigungsverhältnis. Zieht man deren Zahl ab, so erhält man die Zahl der "unselbständig aktiv Beschäftigten".

 

 

 

Informationen: http://www.wifo.ac.at

 

 

 

 

 

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