Wenn der Blick über den Tellerrand sich lohnt

 

erstellt am
06. 03. 14
11.30 MEZ

Graz (rcpe) - Was haben ein Maschinenbauer, ein Forschungszentrum im pharmazeutischen Bereich sowie ein Unternehmen für die Entwicklung von Antriebssystemen gemeinsam? Auf den ersten Blick nichts, doch ergeben sich beim genaueren Hinsehen bemerkenswerte Synergien, welche die Unternehmenspartner RCPE GmbH, AVL List GmbH und Gebrüder Lödige Maschinenbau GmbH erkannt und für neue Innovationen nutzen.

Konkret geht es bei dem dafür aufgesetzten branchenübergreifenden Projekt um die Simulation von Prozessen in der Verfahrenstechnik, welche für die Produkt- und Geräteoptimierung maßgeblich sind. Während mit dem Tool AVL FIRE® Flüssigkeits- und Luftströme simuliert werden, hat es das Kompetenzzentrum RCPE geschafft mittels seines Programms XPS den Transport von Feststoffpartikeln zu simulieren. Das Ziel des gemeinsamen Projektes ist es den leistungsstarken Partikel-Simulationscode XPS mit AVL FIRE® zu koppeln. Die Simulation der Interaktion zwischen Strömung auf der einen und festen Partikeln auf der anderen Seite wird so möglich.

Eine Koppelung, die auch für den deutschen Maschinenbauer Lödige durchaus interessant ist, da sich so völlig neue Möglichkeiten eröffnen. Bei den von Lödige entwickelten Maschinen wird bei vielen Anwendungen ein so genanntes Wirbelbett erzeugt, das entweder mechanisch durch Mischelemente oder durch einen Luftstrom erzeugt wird. Dabei spielt die die Wechselwirkung der Partikel untereinander sowie die Wechselwirkung der Partikel mit der diese umströmende Luft die entscheidende Rolle für das angestrebte Mischergebnis. Während das RCPE die Vorgänge im Mischer mittels XPS simuliert, baut Lödige zeitgleich das verfahrenstechnische Gerät.

Doch auch über den Gerätebau hinweg, wird die Software Anwendung beim Gerätehersteller finden. Gerade die vielseitige Anwendung der gekoppelten Software auf unterschiedlichste Geräte und Produktionsprozesse ermöglicht eine breite Palette an simulationsgestützten Testläufen mit unterschiedlichen Stoffen und Produkten. Eine stetige Produkt- und Gerätoptimierung wird so möglich.

Die Software besteht derzeit als Prototyp. Nach Projektabschluss im Jahr 2015 wird AVL diesen zur Kommerzialisierung übernehmen, der Kreis schließt sich.

„Dass zwei so starke Partner wie die AVL und Lödige auf uns setzen, zeigt uns einmal mehr, dass wir am richtigen Weg sind, und sich der Blick über den Tellerrand lohnt!“ freuen sich die beiden Geschäftsführer des RCPE Johannes Khinast und Thomas Klein über die gelungene Innovation.

Neben den beiden Industriepartnern AVL und Lödige, arbeitet das RCPE im Projekt eng mit dem Institut für Prozess- und Partikeltechnik der TU Graz, sowie dem Institut für Mathematik und wissenschaftliches Rechnen der KF Universität Graz zusammen. Die beiden wissenschaftlichen Partner leisten mit Personal- und Sachleistungen einen wertvollen Beitrag. Durch den Zugang zur Infrastruktur der beiden Grazer Universitäten, wird Forschung am State of the Art möglich.

Hintergrund

Dass die Simulation gegenüber dem herkömmlichen Trial & Error Verfahren erhebliche Vorteile bietet, liegt klar auf der Hand. Durch die Simulation eines Prototyps muss nicht real mit teils gefährlichen Stoffen experimentiert werden. So kann bereits im Vorfeld eine Aussage über notwendige Größenordnungen der zu mischenden Partikel oder etwa der benötigten Temperaturen der Luft- und Pulverströme getroffen werden. Darüber hinaus ist die angestrebte Simulation gegenüber bisherigen Prozessanalysen weitaus flexibler. Während bestehende Programme zur Prozessanalyse nur punktuelle Aussagen liefern, können in der Simulation zu jedem Zeitpunkt, zu jedem Partikel und zu jedem relevanten Parameter Abfragen erstellt werden. Ein enormer Vorteil, der sowohl Kosten als auch Zeit spart.

Ein weiteres Problem bestand bisher darin, dass das Experimentieren im Labormaßstab seine Grenzen hatte. Während Versuche im Labormaßstab einwandfrei funktionierten, konnten beim Einsatz in der Originalgröße Probleme auftreten. Wenn bspw. Stoffe nicht zu 100% aus den Maschinen entfernt wurden, war dies v.a. im Lebensmittelbereich eine Herausforderung. Mittels der Simulationssoftware kann nun genau bestimmt werden wo sich die Rückstände befinden oder wie sie dort hingelangen.

Die Kollaboration zwischen RCPE und AVL auf diesem Gebiet ist nicht neu. Die beiden Partner haben bereits im Vorfeld gemeinsam an Projekten gearbeitet. Im Fokus stand dabei das Simulationstool AVL FIRE, welches durch einen stetigen iterativen Prozesse weiterentwickelt und letztlich pharmatauglich gemacht wurde.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.rcpe.at

 

 

 

 

 

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