Tirol: Lebensqualität im ländlichen Raum steigern

 

erstellt am
06. 03. 14
11.30 MEZ

LRin Christine Baur und LR Johannes Tratter luden zur Enquete „Bunter und vielfältiger – Perspektiven für Frauen und Männer am Land“
Innsbruck (lk) - Oft wird der ländliche Raum lediglich mit Landwirtschaft und Tourismus assoziiert. Dieser Stereotyp hat aber längst seine Gültigkeit verloren. „Die zunehmend besser ausgebildeten Menschen – und hier vor allem auch die Frauen – weisen ein großes Spektrum an Berufen, Wünschen und Lebenszielen auf“, betont Frauenlandesrätin Christine Baur. Ein weiteres Merkmal ist die zunehmende Mobilität, die sich im Gegensatz zur Mütter- und Großmüttergeneration sowohl im räumlichen, aber auch im sozialen und kulturellen Bereich vergrößert hat. Die Konsequenz aus dieser Entwicklung ist, dass sich einerseits sowohl das soziale Umfeld, aber auch die von der öffentlichen Hand bereitgestellten Leistungen anpassen müssen. Aus diesem Grund wurde von der Abteilung JUFF/Fachbereich Frauen und Gleichstellung sowie der Abt. Landesentwicklung und Zukunftsstrategie in Zusammenarbeit mit dem Institut für interdisziplinäre Gebirgsforschung an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften die Enquete „Bunter und vielfältiger – Neue Perspektiven für Frauen und Männer am Land“ organisiert.

Perspektiven schaffen
Im Rahmen der Enquete erörtern kommunale und regionale AkteurInnen aus Politik, Verwaltung, Regionalentwicklung, Jugendarbeit und Frauenorganisationen jene Chancen, die der ländliche Raum für die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen (Frauen und Männer, Kinder, Jugendliche und Ältere, Einheimische und Zugezogene) bietet. „Auch wenn über Perspektiven im ländlichen Raum diskutiert wird, sehe ich den Punkt Lebensqualität als zentralen Faktor. Hier geht es genauso darum, in der eigenen Gemeinde die passende Infrastruktur vorzufinden – vom Nahversorger über bedarfsgerechte Kinderbetreuung bis hin zum Breitband-Ausbau. Ebenso wichtig sind lebendige und attraktive Ortszentren, erschwinglicher Wohnraum oder die Möglichkeit zur aktiven Mitgestaltung des eigenen Lebensumfeldes. In all diesen Bereichen setzt das Land an: Über die Raumordnung, den Gemeindeausgleichsfonds, die Wohnbauförderung und nicht zuletzt bereits seit mehr als 25 Jahren über die Dorferneuerung“, betont LR Johannes Tratter.

Chancengleichheit vorantreiben

„Befragungen in Tiroler Dörfern haben gezeigt, dass bei der Zufriedenheit mit dem Leben am Land markante Unterschiede zwischen Männern und Frauen zutage treten“, berichtet Mathilde Schmitt vom Institut für interdisziplinäre Gebirgsforschung. „Vor allem die Gleichstellung von Männern und Frauen hinkt noch hinterher. Hier muss im Bereich Chancengleichheit in Arbeitsteilung, aber auch bei sozialrechtlichen Bestimmungen nachjustiert werden“. Dies betreffe vor allem Frauen, die Betreuungs- und Versorgungspflichten haben und die adäquate Entlastungsangebote benötigen, aber auch auf einen effizienten Öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind.

„Meist sind es die gut ausgebildeten jungen Frauen, die als erste aus dem ländlichen Raum in die Städte auswandern“, weiß Elisabeth Stögerer-Schwarz, Leiterin des Fachbereichs Frauen und Gleichstellung. „Selbst dann, wenn sich Berufs- und Familienorientierung für Frauen und Männer einander angleichen, müssen auf institutioneller Ebene die nötigen Strukturen geschaffen werden, um Menschen Gründe zu bieten, sich am Land niederzulassen oder dort zu verbleiben“, fordert Baur. Doch zu allererst müsse geklärt sein, was die Lebensqualität am Land ausmacht und wie sie mit der Geschlechter- und Generationenfrage verknüpft ist. „Jede/r Gemeindebürger/in hat Begabungen, Erfahrungen, Wünsche, wie er/sie die eigene Heimat gestalten will. Über die Lokale Agenda 21 haben Bürgerinnen und Bürger die Chance, selbst an der Entwicklung ihrer Gemeinde mitzuwirken. Durch persönliche und engagierte Mitarbeit wächst die Identifikation mit der Heimatgemeinde, aber auch das Verständnis für Kommunalpolitik und lösungsorientiertes Denken in größeren Zusammenhängen. Letztlich profitieren alle von einem Mehr an Gemeinschaft und Miteinander“, stellt Tratter abschließend klar.

 

 

 

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