Eiweißstoffe lassen Tumorzellen kontrolliert absterben

 

erstellt am
20. 03. 14
11.30 MEZ

Mechanismus zum steuerbaren Zelltod bei Lymphomen identifiziert
Graz (universität) - Mit jährlich mehr als 1.000 Neuerkrankungen zählen Lymphome in Österreich zu den häufigsten Tumorerkrankungen. Zwar konnten in den letzten Jahren große therapeutische Fortschritte in der Behandlung erzielt werden, in der Ursachenforschung zum Entstehen dieser Tumoren gibt es jedoch noch viele offene Fragen. Die Lymphomforschungsgruppe an der klinischen Abteilung für Hämatologie der Medizinischen Universität Graz, unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Peter Neumeister und Mitarbeit von Mag. Dr. Alexander Deutsch, präsentiert einen neuen molekularen Mechanismus, der Tumorzellen in den programmierten Zelltod treibt.

Häufige Tumorerkrankung mit Bedarf nach Ursachenforschung
Lymphome sind Tumoren, die sich aus den Zellen des Lymphgewebes entwickeln können. Mit über 1.000 Neuerkrankungen jährlich, zählen sie zu den häufigsten Tumorerkrankungen in Österreich, wobei alle Altersgruppen von Lymphomen betroffen sein können. "Durch die Entwicklung neuer Therapieansätze konnte in den letzten zehn Jahren ein großer therapeutischer Fortschritt in der Behandlung erzielt werden", beschreibt Mag. Dr. Alexander Deutsch, Klinische Abteilung für Hämatologie der Med Uni Graz, die erfolgreichen Entwicklungen der letzten Dekade. Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung beträgt die Heilungsrate jedoch nach wie vor unter 50%, sodass weiterhin die Notwendigkeit der Entwicklung einer zielgerichteten Therapiemaßnahme besteht. "Trotz der Häufigkeit von Lymphomen ist über deren molekulare Entstehungsmechanismen noch relativ wenig bekannt", fügt Alexander Deutsch hinzu. Daher haben sich die Grazer WissenschafterInnen der Ursachenforschung auf diesem Gebiet verschrieben.

Eiweißstoffe können Tumorzellen absterben lassen
In bösartigen Lymphomen konnten die WissenschafterInnen der Med Uni Graz eine stark verminderte bis gänzlich fehlende Aktivität zweier Transkriptionsfaktoren (NR4A1 und NR4A3) identifizieren. Transkriptionsfaktoren sind DNA bindende Eiweißstoffe, welche die Regulation komplexer genetischer Programme im Körper übernehmen. "Speziell ein niedriger NR4A1 Gehalt in der Tumorzelle bedingt einen wesentlich aggressiveren Krankheitsverlauf", beschreibt Alexander Deutsch ein wichtiges Ergebnis der durchgeführten Studie. Dieser aggressivere Krankheitsverlauf ist in weiterer Folge mit einer schlechteren Prognose für den Patienten verbunden.
Versuche im Mausmodell lassen jedoch hoffen. "Im Labor ist es uns durch Gentransfer von NR4A1 in die Tumorzelle gelungen, die Lymphomzelle in den programmierten Zelltod zu treiben", so Alexander Deutsch. Ein Transfer des Transkriptionsfaktors NR4A1 in Lymphomzellen führt im Labor also zum Tod der Tumorzelle. In weiterer Folge gelang es den WissenschafterInnen Substanzen zu identifizieren, welche im Zellversuch den NR4A1-Gehalt auf ein höheres Niveau treiben und somit die Lymphomzellen in den programmierten Zelltod treiben.

Medikamentöse Steuerung des Tumorzelltodes scheint möglich
Die Bedeutung des Eiweißkörpers NR4A1 für die Regulation des Zelltodes von Lymphomzellen bzw. dessen tumorunterdrückende Wirkungsweise, stellt ein bedeutendes Forschungsergebnis dar. "Im Modell konnte durch eine medikamentöse Anhebung des zellulären NR4A1 Gehalts im Lymphdrüsentumor bereits ein Tumorzelltod ausgelöst werden", berichtet Alexander Deutsch über die Forschungsergebnisse, die in enger Zusammenarbeit mit dem Labor für Hämatophatologie der Med Uni Graz, entstanden sind. In diesen bahnbrechenden Forschungserfolgen sehen die Grazer WissenschafterInnen die Basis für eine zukünftige medikamentöse Therapie bei PatientInnen mit Lymphdrüsenkrebs.

Deutsch, AJ; Rinner, B; Wenzl, K; Pichler, M; Troppan, K; Steinbauer, E; Schwarzenbacher, D; Reitter, S; Feichtinger, J; Tierling, S; Prokesch, A; Scheideler, M; Krogsdam, A; Thallinger, GG; Schaider, H; Beham-Schmid, C; Neumeister, P NR4A1-mediated apoptosis suppresses lymphomagenesis and is associated with a favorable cancer specific survival in patients with aggressive B-cell lymphomas. Blood. 2014

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at