Österreichs Industrie verlor etwas an Schwung

 

erstellt am
28. 03. 14
11.30 MEZ

Produktionswachstum durch nachlassendes Auftragsplus gedämpft, aber weiter im Plus – Beschäftigungsstand im März unverändert
Wien (bank austria) - Der Aufwind in der österreichischen Industrie verliert an Kraft. „Nach den hohen Werten rund um den Jahreswechsel 2013/14 ist der Bank Austria Einkaufsmanagerindex im März auf 51 Punkte gesunken. Gegenüber dem Vormonat ist der Indikator um 2 Punkte zurückgegangen und damit auf den tiefsten Wert seit Sommer 2013 gesunken“, fasst Bank Austria Chefvolkswirt Stefan Bruckbauer die aktuellen Trends zusammen. Trotz des zweiten Rückgangs in Folge liegt der Bank Austria Einkaufsmanagerindex im März weiterhin über der Grenze von 50 Punkten und damit in jenem Wertebereich, der ein fortgesetztes Wachstum der österreichischen Industrie gegenüber dem Vormonat anzeigt. Alle Details der monatlichen Umfrage unter österreichischen Industriebetrieben bestätigen allerdings eine Verlangsamung des Aufwärtstrends im heimischen Produktionssektor zu Ende des ersten Quartals 2014. „Im März sorgten nachlassende Auftragssteigerungen für ein moderateres Produktionswachstum, von dem allerdings keine Beschäftigungsimpulse ausgingen. In einem abflauenden Nachfrageumfeld sanken sowohl Einkaufs- als auch Verkaufspreise und eine kostenbewusste Lagerpolitik rückte wieder stärker in den Mittelpunkt“, skizziert Bruckbauer die wichtigsten Ergebnisse der monatlichen Umfrage unter den Einkaufsmanagern der österreichischen Verarbeitenden Industrie.

Die Abschwächung des Bank Austria Einkaufsmanagerindex im März wurde vor allem durch eine spürbare Verringerung der Auftragsdynamik verursacht, die sich in einem schwächerem Anstieg der Produktionsleistung niederschlug. „Der Produktionsindex sank im März auf 51,3 Punkte, den tiefsten Wert seit Juli 2013. Während die Investitionsgüterhersteller einen guten Geschäftsverlauf vermeldeten, kam es im Vorleistungsgüterbereich sogar zu Einbußen, sowohl bei der Produktion als auch bei den Neubestellungen“, meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Insgesamt nahm aber sowohl die Binnennachfrage als auch das Exportneugeschäft, getragen von einer robusten Nachfrage aus Westeuropa, im März weiter zu. Das Auftragswachstum war im März stark genug, um den achten Monat in Folge die Auftragspolster zu erhöhen, wenn auch nur noch wenig.

Sinkende Preise
„Angesichts der nachlassenden Nachfragedynamik sanken im März sowohl die Einkaufs- als auch die Verkaufspreise. Der erstmalige Rückgang der Einkaufspreise seit dem Sommer 2013 fiel dabei im Durchschnitt deutlich stärker als jener der Verkaufspreise aus, was unterm Strich eine leichte Kostenentlastung für die Betriebe im Vergleich zum Vormonat bedeutet“, so Pudschedl. Neben dem geänderten Nachfrageumfeld, das sich auch in einer reduzierten Einkaufsmenge widerspiegelte, war der Preisrückgang im Einkauf auch eine Folge des intensiven Wettbewerbs. Insbesondere Vorleistungsgüterhersteller waren betroffen, während im Konsumgüterbereich die Einkaufspreise sogar leicht anstiegen. Auch die rückläufige Entwicklung der Verkaufspreise war vom starken Konkurrenzdruck sowie eines Überangebots gekennzeichnet.

Die geringeren Auftrags- und Produktionszuwächse veranlassten die heimischen Industriebetriebe zu einem noch kostenbewussteren Lagermanagement. Die Vormateriallager wurden im März wieder deutlich reduziert und auch die Bestände an Fertigwaren gingen bereits zum vierten Mal in Folge zurück. Die Abarbeitung von Neuaufträgen und Auftragsbeständen führte im März zu niedrigen Lagerbeständen, die sich in einer fortgesetzte Verlängerung der durchschnittlichen Lieferzeiten niederschlugen.

„Der Aufschwung in der heimischen Industrie hat zum dritten Mal in Folge zu einem Beschäftigungsanstieg im Produktionssektor geführt. Der Jobaufbau ist allerdings weiterhin nur sehr zurückhaltend und konzentriert sich auf Betriebe im Investitionsgüterbereich, die Kapazitätsausweitungen planen. Das derzeitige Wachstumstempo lässt auch in den kommenden Monaten keinen spürbaren Anstieg der Beschäftigung in der Verarbeitenden Industrie erwarten“, meint Bruckbauer. Seit rund zwei Jahren liegt die Beschäftigung in der österreichischen Sachgütererzeugung relativ konstant bei rund 584.000 und damit um etwa 20.000 unter dem Stand vor Ausbruch der Wirtschaftskrise 2008.

Trotz steigender Risiken setzt Industrie Wachstumskurs fort
Der aktuelle Bank Austria Einkaufsmanagerindex verdeutlicht, dass sich die beachtliche Wachstumsdynamik vom Jahresbeginn 2014, die sich etwa in einem Anstieg der Industrieproduktion im Jänner um 4,6 Prozent im Jahresvergleich zeigte, zum Ende des ersten Quartals 2013 hin abgeschwächt hat. Weiterhin befindet sich der Produktionssektor jedoch auf Wachstumskurs. Die Auftragslage verbessert sich und die Auftragspolster wachsen. Das Verhältnis zwischen Auftragseingängen und den Lagerbeständen zeigt im Vergleich zu den Vormonaten einen leichten Rückgang, befindet sich aber weiterhin deutlich im positiven Bereich. In der Vergangenheit war das ein sicherer Indikator für eine anhaltende Aufwärtsentwicklung der Industrie. „Ungeachtet steigender Risiken, wie der aufkeimenden Unsicherheiten infolge von Konjunktursorgen in China und anderen Schwellenländern sowie der Lage in der Ukraine, zeigt der aktuelle Bank Austria Einkaufsmanagerindex an, dass die heimische Industrie auch in den kommenden Monaten einen Aufwärtstrend zu halten vermag. Wir halten an unserer Wachstumsprognose für den Sektor von 4 Prozent real im laufenden Jahr, nach 0,7 Prozent 2013 fest“, meint Bruckbauer.

 

 

 

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