Metallsektor: Österreichs Vorzeigeindustrie
 wieder auf Wachstumskurs

 

erstellt am
10. 04. 14
11.30 MEZ

2014 wird Stahlindustrie und Metallverarbeitung das schwache Ergebnis des Vorjahres wieder ausgleichen: Sektor wächst um wenigstens 5 Prozent nominell
Wien (bank austria) - Österreichs investitionsgüternaher Metallsektor mit den zentralen Branchen Stahlindustrie und Metallverarbeitung wird 2014 das schwache Vorjahresergebnis mehr als kompensieren können. Zu dieser optimistischen Einschätzung kommt der aktuelle Metallsektor-Branchenbericht der Bank Austria Ökonomen. Beide Branchen des Sektors beendeten 2013 mit einem unterdurchschnittlichen Produktionsergebnis, wobei die Stahlindustrie noch ein Wachstum von 1,3 Prozent verbuchte, die Produktionsleistung der Metallverarbeiter hingegen sank um 0,5 Prozent. Zudem waren die Erzeugerpreise rückläufig und die Umsätze der Stahlindustrie sind deutlich, um 5,8 Prozent auf 15,5 Milliarden Euro gesunken – die Umsätze der Metallverarbeitung um 0,8 Prozent auf 14 Milliarden Euro.

Bank Austria Ökonom Günter Wolf: „Die Stahl- und die Metallwarenindustrie wird 2014 von den steigenden Investitionsausgaben der Unternehmen sowohl in Österreich als auch in wichtigen Exportmärkten profitieren, vor allem in Deutschland, dem Absatzmarkt von mehr als einem Drittel der Branchenexporte. Auch wenn Impulse von der Bauwirtschaft im In- und Ausland noch fehlen, kann der Sektor ein Umsatzplus von wenigstens 5 Prozent nominell erwarten und damit nicht nur das Minus von 2013 zur Gänze ausgleichen, sondern wieder rascher als in den letzten zehn Jahren wachsen“.

Stahlpreisentwicklung bestätigt langsame Konjunkturerholung
Nach einem zweijährigen Preisrückgang wird Stahl seit Mitte 2013 wieder langsam teurer. Der Durchschnittspreis der wichtigsten Stahlsorten am deutschen Markt ist von Juli 2013 bis März 2014 um 3,4 Prozent gestiegen und signalisiert zumindest einen verhaltenen Aufschwung. Dazu Wolf: „Auch wenn die Stahlpreise derzeit nur schwache Erholungssignale senden, rechnen wir im weiteren Jahresverlauf 2014 noch mit einem Tempogewinn der Stahl- und Metallwarenkonjunktur. Nicht zuletzt weil die Unternehmen beider Branchen in ihren Produktionserwartungen optimistisch geblieben sind und zudem in den letzten Monaten ihre Beschäftigungskapazitäten aufgestockt haben.“

Im Jänner und Februar 2014 ist die Beschäftigung in der Stahlindustrie um durchschnittlich 1,4 Prozent gestiegen und in der Metallverarbeitung um 1,1 Prozent, während die Industrie in Summe ihren Beschäftigtenstand um 0,2 Prozent reduzierte. Schon 2013 hat die Stahlindustrie die Zahl der Arbeitsplätze um 1,3 Prozent erhöht, die Metallverarbeitung um 0,6 Prozent; im Industriedurchschnitt stagnierte die Beschäftigung.

Wachstumsmotor Metallsektor mit erfreulichen Perspektiven
Wachstumsimpulse erhält der Metallsektor 2014 in erster Linie von den Investitionsgüterbranchen. Hingegen fehlen die Aufträge von Seiten der Bauwirtschaft, was die Metallverarbeiter stärker betrifft als die Stahlindustrie, da rund ein Drittel des Branchenumsatzes der Metallverarbeitung direkt oder indirekt von der Hochbaukonjunktur abhängt. 2014 wird sich die Investitionsschwäche im privat finanzierten Wirtschafts- und Bürobau, dem zentralen Kundensegment der Sparte Stahlbau, zwar etwas lockern, stärkere Zuwächse sind allerdings auch in den nächsten Jahren nicht zu erwarten. Im Vergleich zu den baunahen Sparten sind die Geschäftsaussichten für die Hersteller von Werkzeugen, Metallverpackungen, Schmiedewaren und für die Sparte Oberflächenveredelung von Metallen kurz- wie mittelfristig erfreulicher.

Dem Metallsektor mit den Metallverarbeitern und der Stahlindustrie als wichtigste Branchen kommt in der österreichischen Industrielandschaft eine besondere Rolle zu: Im europäischen Vergleich zählt Österreichs Industrie sogar zu den am stärksten auf den Metallsektor spezialisierten Wirtschaftsbereichen, mit einem Anteil an der Industriewertschöpfung von 17 Prozent, im Vergleich zu 14 Prozent im EU-27-Durchschnitt. Beide Branchen zählen zu den Wachstumsmotoren der heimischen Industrie, die maßgeblich von den engen (Zuliefer-) Verflechtungen mit den industriellen Wachstumsspitzenreitern angetrieben werden, vor allem von der Fahrzeugindustrie und dem Maschinenbau.

Metallsektor ist im internationalen Vergleich überdurchschnittlich wettbewerbsfähig
Im internationalen Vergleich ist der Sektor überdurchschnittlich wettbewerbsfähig, wie die kontinuierlich hohe Außenhandelsüberschüsse zeigen: 2013 erreichte der Exportüberschuss mit Stahl und Stahlwaren 3,3 Milliarden Euro und mit Metallwaren 2,1 Milliarden Euro. Die erfolgreichsten Exportartikel der österreichischen Metallverarbeitung sind Beschläge, Stahl- und Alu-Bauelemente. Seit Ende der 1990er Jahre hat sich die Außenhandelsrechnung in beiden Bereichen fast kontinuierlich verbessert, sowohl wert- als auch mengenmäßig. „Angesichts des relativ hohen Kostenniveaus im Land sind die Exporterfolge mit Blechen, Draht, Beschlägen, Stahl- und Alubauelementen bemerkenswert,da der Großteil der Produkte stärker im Preis- als im Qualitätswettbewerb steht. Das heißt, dass sich österreichische Hersteller in qualitativ hochwertigen Nischen erfolgreich spezialisieren und eine stabile Marktposition aufbauen konnten“, fasst Wolf zusammen

Eine Grundlage für die laufende qualitative Aufwertung der Produktpalette und für effiziente Produktionsprozesse ist die Innovationsbereitschaft der Unternehmen. Österreichs Metallsektor ist nach den Kriterien der EU-Innovationserhebungen auch überdurchschnittlich innovationsaktiv und erzeugt eine relativ wertschöpfungsintensive Produktpalette. Die Stahlindustrie generiert pro Beschäftigten im Durchschnitt 110.000 Euro Wertschöpfung, ein Ergebnis, das um rund 70 Prozent über dem EU27-Durchschnittsergebnis liegt, die Metallverarbeitung erreicht immerhin 68.000 Euro pro Beschäftigten beziehungsweise um 55 Prozent mehr als im EU-Schnitt.

Die hohe Wettbewerbsfähigkeit stärkt die Perspektiven beider Branchen des Metallsektors in Österreich, in einem Umfeld, das langfristig keine überdurchschnittlichen Nachfragezuwächse erwarten lässt. Im globalen Vergleich verliert Europas Metallindustrie an Bedeutung, da sich vor allem die wichtigsten Kunden, die Bauwirtschaft und die Fahrzeug- und Elektroindustrie, vergleichsweise undynamisch entwickeln. Die Infrastruktur ist relativ gut ausgebaut, der Wohnungsbestand im Schnitt ausreichend hoch und der Großteil der Haushalte ist bestens mit Haushaltsgeräten und Autos ausgestattet. Langfristig wird der Verbrauch an Stahlfertigwaren in Europa deutlich unter 1 Prozent pro Jahr wachsen, langsamer als in den letzten zwanzig Jahren mit durchschnittlich 1,1 Prozent im Jahr und deutlich langsamer als auf globaler Ebene. Der Weltstahlverband prognostiziert für die nächsten zwei Jahrzehnte ein Verbrauchswachstum von wenigstens 2 Prozent jährlich. Der Stahlstandort Europa wird dennoch, auch langfristig nicht vollständig an Bedeutung verlieren. „Ich bin zuversichtlich, dass die Branche in Europa weiterhin vom Fertigungsverbund mit ihren Verarbeitern vor Ort, der Fahrzeug- und Elektroindustrie und dem Maschinenbau profitieren wird. Ein Standortvorteil, der Österreichs Stahlindustrie wie den heimischen Metallverarbeitern besonders zugute kommt“, fasst Wolf zusammen.

 

 

 

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