Goldene Wiener Auszeichnung für Franz Koglmann
 und Hubert Scheibl

 

erstellt am
23. 05. 14
11.30 MEZ

Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny zeichnet Musiker und Komponist Franz Koglmann und Maler Hubert Scheibl mit dem Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien aus.
Wien (rk) - Franz Koglmann, Musiker und Komponist, und Hubert Scheibl, bildender Künstler, wurden am 22.05. im Wiener Rathaus mit dem "Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien" ausgezeichnet. "Franz Koglmann und Hubert Scheibl verbindet die unbedingte Hingabe zur künstlerischen Qualität und die Offenheit für andere Kunstformen. Beide setzten in ihrem jeweiligen künstlerischen Bereich neue Maßstäbe. Beide sind auch Suchende, die gewohnte Seh- und Hörweisen aufbrechen und das Publikum zu Neuem verführen", betonte Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny im Rahmen der Ehrung.

"Franz Koglmann ist ein völlig einzigartiger Musiker, Trompeter, Flügelhornist und Komponist. Das Trompetenspiel hat er von der Pike auf gelernt, sein meisterlich kühler Ton ist unverwechselbar", unterstrich Ronald Pohl, Standard Kulturkritiker, in seiner Laudatio und schloss: "Er hat die Moderne nach Verbündeten im Geiste durchkämmt".

"Scheibl stellt sich in seinem Werk aus. Er zeigt sich, verwischt sich, verschwindet wieder. Man merkst sofort: Man hat es mit einem Schaffenden zu tun, einem Entdecker, einem Wühler", so der Schriftsteller Clemens Berger. Scheibls Werk sei von Weite und Großzügigkeit geprägt, seine autonome Bildsprache sei nicht übersetzbar. "Hubert Scheibl fügt der Welt etwas hinzu, ohne das wir ärmer wären".

Hubert Scheibl bedankte sich bei jenen, die ihn so lange begleiten und aushalten.

Er mache nicht Jazz. Er mache Musik abseits des Kastldenkens, am Schnittpunkt des Jazz und der zeitgenössischen Musik, hielt Franz Koglmann in seiner Dankesrede fest.

Franz Koglmann, geboren 1947 in Mödling, absolvierte er eine dreijährige Buchbinderlehre, ehe das Prayner-Konservatorium und später das Konservatorium der Stadt Wien absolvierte, wo er Trompete und Jazz studierte. 1972 und 1973 folgten Studienaufenthalte in New York und Philadelphia.

Ab Anfang der 70er Jahre arbeitete Koglmann mit Wiener Avantgarde-Jazzern und gründete 1973 das Label "Pipe Records", auf dem er einige Schallplatten veröffentlichte. 1974 ist die Koglmann-Gruppe die musikalische Sensation beim "steirischen herbst" in Graz. Koglmann ist ein gefragter Musiker, der in zahlreichen internationalen Bands mitwirkte, so u. a. in der Ulrich Gumpert Workshop Band, im Trio mit Walter M. Malli und Eugene Chadbourne, im "Mitteleuropa Orchestra", im Trio mit Lol Coxhill und Andrea Centazzo sowie im Ensemble "Tatitu Tatatu" und Georg Gräwes "Grubenklangorchester".

1983 veranstaltete die Wiener Musik Galerie das dreitägige "Tatitu Tatatu"-Festival, in dessen Rahmen Koglmann sein "Pipetet", ein Ensemble mit je vier Musikern aus dem Klassik- und Jazzbereich, erstmals der Öffentlichkeit vorstellte. 1984 produzierte Koglmann für sein "Pipe Label" die LP "Schlaf Schlemmer, Schlaf Magritte", die für seine Arbeit signifikante Eigenschaften definiert: Eine freie, unakademische Synthese von Jazz mit europäischer Moderne, der Einsatz erstrangiger Instrumentalindividualisten, ein unkonventioneller Gebrauch verschiedener musikalischer Stilmittel sowie die Bezugnahme auf von Koglmann geliebte Werke der Literatur, der bildenden Kunst und des Films. Zahlreiche weitere LPs und CDs folgen. Tourneen und die Gründung weiterer Ensembles (Trio "KoKoKo" 1985, "Pipe Trio" 1986, "Monoblue Quartet" 1990) kennzeichneten auch die nächsten Jahre.

In den 1990er Jahren erfolgten zahlreiche Uraufführungen, u. a. des Programms "The Use of Memory" bei den Donaueschinger Musiktagen und ein "Pipetet"-Konzert im Rahmen des Festivals "Parallel Worlds", Wien Modern '94. 1997 führte Koglmann mit seinem "Pipetet" beim Festival "Hörgänge" im Wiener Konzerthaus seine Kantate "O Moon My Pin Up" erstmals auf. 2003 wurde seine erste Oper "Fear Death by Water" im Wiener Museumsquartier uraufgeführt. Mittlerweile erschienen noch zwei weitere Bühnenwerke, das Ballett "Identities" (Dortmund 2011) und die Oper "Join!" (Wien 2013).

Hubert Scheibl wurde 1952 in Gmunden geboren. Er absolvierte von 1976 bis 1981 ein Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Zu seinen Lehrern zählen Max Weiler und Arnulf Rainer. Scheibl war in den 1980er Jahren ein bedeutendes Mitglied der Gruppe der "Neuen Wilden". Er arbeitet auch als Zeichner und schafft vereinzelt Skulpturen und Installationen. Seine Werke wurden in vielen Ländern Europas und in den USA ausgestellt.

Die Galerie Thaddaeus Ropac beschreibt die Arbeiten Scheibls als "abstrakt-sensibel" und "gestenreich": "Als herausragender Vertreter einer abstrakt-sensiblen, gestenreichen Malerei unter den österreichischen Künstlern seiner Generation kreiert Scheibl Gemälde, in denen Reichtum an Formenwelten und Farbdimensionen ereignishafte Szenarien, Ekstasen und Abgründe erscheinen. Sinnliche und nervöse Elemente der Werke Scheibls auf Leinwand und Papier lassen die Geschwindigkeit und Unmittelbarkeit ihrer grafischen Attitüde, die Grenzen des Sichtbaren erkennen.

Der zeitlose Aspekt der Malerei von Hubert Scheibl verdankt sich seiner Fertigkeit, das innere Licht hinter der Bildebene einzufangen, das den Betrachtern ein Gefühl von tiefer Räumlichkeit vermittelt, einen Sog in eine Matrix aus Gestik und Farbe, ins Unauslotbare. Scheibl vermittelt ein Gefühl des emotionalen freien Falls, indem das Bild eine eigene Zeit- und Raumwahrnehmung festlegt".

 

 

 

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