Schalterlos durch den Alltag

 

erstellt am
28. 05. 14
11.30 MEZ

Forscher aus Oberösterreich und der Steiermark machen es möglich
Linz (lk) - Schalter und Knöpfe zum Drücken und Drehen an Alltagsgeräten sind künftig passè. Zumindest wenn es nach den Vorstellungen von Forschern aus Linz Weiz und Leoben geht. Gemeinsam entwickeln 14 Unternehmen und Forschungseinrichtungen nun in einem FFG-Projekt die Grundlage für die Bedienkonsole der Zukunft.

Benutzerfreundlich, multifunktionell und ästhetisch - so soll die Konsole für Bedienung von Alltagsgeräten künftig aussehen. Eine intuitive Bedienung, wie sie beispielsweise bei Tablets und Smartphones in den Alltag Einzug gefunden hat, soll künftig auch bei Haushaltsgeräten möglich und üblich sein. Nicht aber nur als zweidimensionale Fläche, sondern als dreidimensionale dünne, flexible Bedieneroberflächen für Haushaltsgeräte, die über hinterleuchtete, druckempfindliche Tasten verfügt. Durch einen effizienteren Herstell- und Montageprozess sind zudem wirtschaftliche Vorteile gegenüber herkömmlichen Schaltern möglich.

Oberösterreich ist top bei Smart Plastics
Die Plattform für diese Entwicklung bildet die 2011 gegründete Initiative Smart Plastics (ISP). Das Internationale Netzwerk an der Schnittstelle von Kunststoff, Mechatronik und Design ist in Österreich die wichtigste Kooperations- und Kommunikationsplattform für das Thema Smart Plastics. "Oberösterreich ist führend sowohl in dieser Plattform als auch im FFG-Projekt "3D-MEOD" vertreten. Ein Beweis mehr für die Stärke und Kooperationsfähigkeit der oö. Kunststoff-Unternehmen in der Forschung", sagt Wirtschafts-Landesrat Dr. Michael Strugl.

Wirtschafts-Landesrat Dr. Michael STRUGL
Oö. Kunststoff-Unternehmen sind Forschungskaiser
Eine Erhebung des Kunststoff-Clusters (KC) zeigt, dass der Ausbau der oö. Forschungseinrichtungen in der Kunststofftechnik in den letzten Jahren sich auch zahlenmäßig in den Unternehmen nieder schlägt. So weist die letzte Strukturerhebung der Statistik Austria bei den oberösterreichischen Unternehmen des KC eine F&E Quote von 5,2 % (Österreich: 3,8 %) auf. Vor knapp 10 Jahren lag die Quote in Oberösterreich bei 2,6 % (Ö: 2,8 %). Haben 2004 nur 37,6 % der produzierenden KC-Partnerunternehmen Forschung betrieben, sind es in Oberösterreich nun 50 % (Ö: 45,7 %). Die internen Forschungsausgaben pro Unternehmen sind in Oberöstersterreich in den letzten Jahren um 6,7 % pro Jahr gestiegen. Nur wer in neue Ideen und Innovationen investiert, wird nachhaltig Erfolge erzielen und sichert so unsere Arbeitsplätze und unser aller Wohlstand. Die oö. Kunststoff-Unternehmen beschäftigen rund 37.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In den letzten zehn Jahren ist die Anzahl - trotz wirtschaftlich turbulenter Zeiten - im Durchschnitt jährlich um 2,5 % gestiegen.

Vernetzung in Clustern schafft Strukturen für Großprojekte
Die Kernaufgabe der Cluster ist neben den zwischenbetrieblichen Kooperationen auch die Vernetzung der Unternehmen, insbesondere der KMU mit der Wissenschaft. Die Projektgenehmigung von "3D-MEOD", eines der größten jemals in der FTI-Initiative "Produktion der Zukunft" eingereichten Projekte mit einem Volumen von 2,1 Mio Euro, zeigt einmal mehr die Stärke und Kooperationsfähigkeit der oö. Unternehmen in der Forschung auf. 8 der 14 Projektpartner kommen aus Oberösterreich, 3 aus der Steiermark, 2 aus Wien und einer aus Bayern. In dem dreijährigen Projekt, das am 1. April 2014 gestartet ist, entwickeln die Unternehmen gemeinsam die technologischen Grundlagen für eine "Bedienkonsolde der Zukunft", die künftig für verschiedenste Anwendungen bei Alltagsgeräten - oder auch im automotiven Bereich - Eingang finden wird.

Dr. Martin BERGSMANN, GF HUECK FOLIEN GmbH, Sprecher der Initiative Smart Plastics (ISP)
Intelligente Vernetzung in der Initiative Smart Plastics (ISP)
Die 2011 gegründete Initiative Smart Plastics ist ein internationales Netzwerk an der Schnittstelle von Kunststoff, Mechatronik und Design - über die gesamte Lieferkette mit allen relevanten Kompetenzen. Darüber hinaus ist sie in Österreich die wichtigste Kooperations- und Kommunikationsplattform für das Thema Smart Plastics. Sie bietet eine verlässliche Struktur zur Umsetzung von Markt- und Forschungsprojekten, denn sie führt die relevanten Projektpartner schnell zusammen.

ISP bietet besonders für KMU große Vorteile
Partner der ISP können ihren Kunden - zusätzlich zu den eigenen Produkten- alle Kompetenzen des Netzwerks anbieten - vor allem in Bereichen, die nicht Kern-Know-how des eigenen Unternehmens sind wie z.B. die Elektronik für einen Kunststoffbetrieb. Ein schnelles und flexibles KMU-Netzwerk hat durchaus Wettbewerbsvorteile gegenüber integrierten Großunternehmen

ISP schafft Raum für Projekte
Verschiedenste Projekte wie sensitive_surface, InnoRoadMap oder eine Waschmaschinenkonsole der Fa. Plastics electronics sind bereits in der ISP entstanden. Diese touchskin-Bedienung für eine Waschmaschine ist beispielsweise in einer breiten Umfrage von der Bevölkerung sehr positiv bewertet und extrem gut angenommen worden. Aufbauend auf den bisherigen Arbeiten der ISP, wie die Bedienung auf 3D-Oberflächen und alltäglichen 2D-Touch-Displays, geht das Projekt "3D-MEOD" jetzt noch einen Schritt weiter: eine Bedienkonsole der Zukunft mit Sensorik und Anzeige in drei Dimensionen. Der Ideenaustausch in der ISP ist wesentlich für das Entstehung derartiger Projekte - und er war auch maßgeblich für das Projekt "3D-Meod".

Dr. Georg JAKOBIC, Stv. Institutsleiter, Dr. Maria BELEGRATIS,
JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH, Weiz
Zusammenarbeit auf höchstem Niveau
Ein Großteil der österreichischen Forschungslandschaft, Start-ups und Industrieunternehmen aus dem Fachbereich "Smart Plastics" arbeitet erstmals im FFG-Projekt "3D-MEOD" unter der Projektleitung der JOANNEUM RESEARCH zusammen. Ziel ist es, die Bedienkonsole der Zukunft zu entwerfen: benutzerfreundlich, multifunktionell und ästhetisch.

Bedienkonsole der Zukunft
Die Abkürzung "3D-MEOD" steht für "3D-Molded Electro- Optical Device". Ziel ist es, neue Materialien und innovative Prozesse für plastisch verformbare elektronische, optische und sensorische Funktionen auf kostengünstigen Folien zu erforschen, die in dreidimensional geformten Spritzgießteilen integriert werden. So soll die technologische Grundlage für die Bedienkonsole der Zukunft geschaffen werden, die über eine nahtlose Benutzeroberfläche verfügt. Mit der neuen Technologie könnten zum Beispiel sehr dünne, flexible Bedieneroberflächen für Haushaltsgeräte hergestellt werden, die über hinterleuchtete, druckempfindliche Tasten verfügen, leicht zu reinigen und unempfindlich sind. Auch die Automotive-Industrie hat bereits Interesse an solchen Oberflächen angemeldet.

Komplexität erfordert Know-how vieler Unternehmen
Die besonderen Herausforderungen dabei sind zu entwickelnde transparente, plastisch verformbare Elektroden und die integrierten folienbasierten Beleuchtungssysteme. Derzeit lassen sich auf dreidimensional geformten Körpern Funktionen noch sehr schwer integrieren, dies soll sich durch "Smart Plastics" in Kürze ändern. Die Konsole soll aus drei Folien bestehen, die mit sensorischen, elektronischen und optischen Funktionselementen versehen sind. Diese "Smart Foils" werden mittels modernster (Druck)-Verfahren hergestellt. Das Vorhaben setzt neben dem Know-how der 14 Partner auch auf den Erkenntnissen mehrerer Vorprojekte auf.

Univ.-Prof. Dr. Siegfried BAUER:
"Smart Plastics" in OÖ top aufgestellt
Die JKU Linz befasst sich in mehreren Lehrstühlen der Fachbereiche Chemie, Mechatronik und Physik mit funktionellen weichen Materialien. Besonders hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang die Lehrstühle von Prof. Niyazi Serdar Sariciftci und Prof. Siegfried Bauer, die beide am 3DMEOD-Projekt beteiligt sind, und "Smart Plastics" in Oberösterreich im Bereich der Grundlagenforschung vorantreiben.

Smart Plastics sind Teil der Linzer Eliteforschung
Seit seiner Gründung im Jahr 2002 widmet sich der Lehrstuhl "Physik weicher Materie" den "Smart Plastics". Wir verstehen darunter verschiedene Materialien, wie beispielsweise Polymere und Elastomere, mit denen man Sensoren, Aktoren aber auch elektronische Funktionen auf beliebigen Oberflächen realisieren kann. "Smart Plastics" stellen einen wesentlichen Aspekt meines "Advanced Grants" dar, der durch den "European Research Council" gefördert wird (Eliteforschungsprogramm der EU).

3D-MEOD macht Leitungen der Grundlagenforschung für Firmen attraktiv
Die oberösterreichische Forschung ist dabei im Bereich der "Smart Plastics" sehr gut aufgestellt. So wurden an der JKU Linz zusammen mit internationalen Partnern erstmalig günstig herstellbare großflächige Drucksensoren gezeigt, aber auch abbaubare Elektronik, ultradünne, kaum mehr wahrnehmbare Elektronikfolien, bis hin zu dehnbaren Batterien.
Für die Forschung ist es nun sehr wichtig, diese Leistungen der Grundlagenforschung in Projekten wie 3DMEOD für interessierte Firmenpartner attraktiv zu machen. Nur so ist Oberösterreich gewappnet für die Produkte von morgen: mit einer allgegenwärtig Elektronik auf beliebig gekrümmten Formen und Flächen.


Folgende 14 Projektpartner arbeiten am FFG-Projekt 3D-MEOD mit:

  • JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH (Projektkoordination)
  • Montanuniversität Leoben, Lehrstuhl für Kunststoffverarbeitung/Department Kunststofftechnik
  • Polymer Competence Center Leoben GmbH
  • Johannes Kepler Universität Linz LIOS - Linz Institute for Organic Solar Cells Physical Chemistry
  • HUECK FOLIEN Gesellschaft m.b.H., Baumgartenberg
  • plastic electronic GmbH, Linz
  • Botest Printed Sensors GmbH, Linz
  • technosert electronic GmbH, Wartberg/Aist
  • Schöfer GmbH, Schwertberg
  • Kunststoff-Cluster - Clusterland OÖ GmbH
  • Linz Center of Mechatronics GmbH, Linz
  • Siemens AG Österreich, Wien
  • next system Vertriebsges.m.b.H., Wien
  • Niebling GmbH, Penzberg/Deutschland

 

 

 

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