Zwischen Euphorie und Nörgelei

 

erstellt am
11. 06. 14
11.30 MEZ

20 Jahre EU-Volksabstimmung - EU-Mitgliedschaft im Durchschnitt von 71 Prozent befürwortet - 23 Prozent ablehnend - 46 Meinungsumfragen seit 1995
Wien (ögfe) - "Die Neubestellung des EU-Parlaments und der EU-Kommission sind ein idealer Zeitpunkt, die inhaltliche Auseinandersetzung über Europa zu vertiefen. Ein guter Anlass für den Neustart einer EU-Kommunikation in Österreich", sagt Paul Schmidt, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE), anlässlich des 20jährigen Jubiläums der EU-Volksabstimmung in Österreich. "Gerade die Entwicklungen der vergangenen Jahre zeigen deutlich, wie eng die EU-Mitgliedsländer miteinander verflochten sind und wie sehr uns europäische Themen betreffen. Die öffentliche Debatte und die intensive Berichterstattung im Vorfeld der EU-Wahlen sollten wir daher keinesfalls wieder einschlafen lassen".

Am 12. Juni 1994 haben sich zwei Drittel der ÖsterreicherInnen (66,6 Prozent) dafür ausgesprochen, dass unser Land EU-Mitglied wird. Ein im Rückblick beachtliches Ergebnis verglichen mit den Referenden in Schweden (52,3 Prozent) und Finnland (56,9 Prozent). Die Diskussion über die EU-Mitgliedschaft ließ die ÖsterreicherInnen damals nicht kalt - an der EU-Volksabstimmung nahmen über 80 Prozent der Stimmberechtigten teil. Und auch 1996 konnte die erste Wahl zum Europäischen Parlament in Österreich immerhin 67,7 Prozent der Wahlberechtigten zur Stimmabgabe motivieren. Bei den folgenden vier EU-Wahlen hatte jedoch jeweils die Gruppe der NichtwählerInnen die absolute Mehrheit.

"Die ÖsterreicherInnen stehen der EU heute ambivalent gegenüber - ein EU-Austritt ist für die überwiegende Mehrheit keine Option", so Schmidt. "Was aber die Vor- und Nachteile der Mitgliedschaft betrifft, ist das Meinungsbild geteilt."

Aus mittlerweile 46 österreichweiten Befragungen der ÖGfE seit Juni 1995 lässt sich erkennen, dass die Zahl der Mitgliedschaftsbefürworter im Durchschnitt bei 71 Prozent, jene der Austrittsbefürworter bei 23 Prozent lag. Rückblickend gaben im Februar/März 2014* 44 Prozent an, dass unser Land "deutlich mehr" (14 Prozent) bzw. "etwas mehr" Vorteile (30 Prozent) durch die Mitgliedschaft in der EU hatte. Für 35 Prozent überwogen die Nachteile "etwas" (20 Prozent) bzw. "deutlich mehr" (15 Prozent). 16 Prozent sahen diese Frage unentschieden (*Telefon-Umfrage SWS/598 Befragte ab 16 Jahre österreichweit).

"Das Fehlen eines kontinuierlichen und proaktiveren EU-Dialogs ist einer der Hauptgründe für das zwiespältige Verhältnis der ÖsterreicherInnen zur EU. Während es im Vorfeld der EU-Volksabstimmung noch ein breites, von der Regierung und allen maßgeblichen gesellschaftlichen Kräften mitgetragenes Informationsangebot sowie eine umfassende öffentliche Diskussion gab, wurden diese nach "erfüllter Mission" nur spärlich weiterverfolgt. Die Nachwirkungen sind bis heute spürbar."

Nationale und europäische Entwicklungen der letzten 20 Jahre spiegelten sich im Grad der Zustimmung zur EU-Mitgliedschaft wieder. So ging die EU-Befürwortung im Jahr der "Sanktionen" zurück, und stieg in Folge der Terror-Anschläge in den USA und der Diskussion im Vorfeld der Euro-Einführung wieder stark an. Einen absoluten Tiefpunkt erreichte die Zustimmung zur EU-Mitgliedschaft aufgrund der Ablehnung des Vertrags von Lissabon durch die irische Bevölkerung und der folgenden Diskussion in Österreich. Seit Beginn der Wirtschafts- und Finanzkrise war hingegen wieder ein positiveres Bild zur Mitgliedschaft zu konstatieren. Mit dem Schnüren von komplexen Hilfs- und Rettungspaketen erhöhte sich jedoch der Wunsch nach einem EU-Austritt auf bis zu 30 Prozent. Der aktuellste Wert vom Frühjahr 2014 zeigt: 64 Prozent sind für den Verbleib Österreichs bei der EU, 24 Prozent für einen Austritt, 13 Prozent können oder wollen zu dieser Frage nicht Stellung beziehen.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.oegfe.at

 

 

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Die Nachrichten-Rubrik "Österreich, Europa und die Welt"
widmet Ihnen der
Auslandsösterreicher-Weltbund

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at