6.000 Antworten für die richtige Ausbildung

 

erstellt am
02. 07. 14
10.00 MEZ

Haslauer: Wirtschaftskammer und Land Salzburg geben das Startsignal für den "Talentecheck"
Salzburg (lk) - Rund 6.000 Jugendliche pro Jahr – derzeit genau 6.023 – streben jährlich den Pflichtschulabschluss an – und stehen im Alter von 14 oder 15 Jahren vor einer der grundlegendsten Entscheidungen ihres weiteren Lebens: "Was soll ich werden, welchen Bildungsweg schlage ich ein? Besuche ich ein Gymnasium oder die HTL oder eine Fachschule, oder gehe ich den Weg der dualen Ausbildung? Und vor allem: was sind meine Fähigkeiten und Talente? Wofür habe ich das größte Potenzial?" Manche der Salzburger Schülerinnen und Schüler werden das schon wissen, aber viele nicht. Das zeigen die doch bedenklich hohen Abbruchquoten: AHS-Oberstufe 26,3 Prozent, BHS 32 Prozent, Lehre 15,9 Prozent. Gut ein Drittel aller Jugendlichen hat also den für sich nicht passenden Bildungsweg eingeschlagen, was Frust, Zeitverlust und persönliche Unsicherheit bedeutet.

Das wollen die Wirtschaftskammer Salzburg gemeinsam mit dem Land Salzburg und dem Landesschulrat nachhaltig ändern. In enger Zusammenarbeit wird ab Herbst 2015 ein umfassender Salzburger "Talentecheck" eingeführt. Die gemeinsame Vision, die nach ausführlichen Vorgesprächen entwickelt wurde, geht aufs Ganze: "6.000 Fragen – 6.000 Antworten, wir lassen Salzburgs Jugendliche und Eltern bei der Bildungsentscheidung nicht alleine und geben eine hochwertige Hilfestellung für eine der wichtigsten Weichenstellungen des Lebens", formulierten Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer und der Präsident der Salzburger Wirtschaftskammer (WKS) Konrad Steindl die Devise für eines der ambitioniertesten Bildungsprojekte Salzburgs am 01.07. bei einem gemeinsamen Informationsgespräch, bei dem der zukünftige "Talentecheck", der von der WKS entwickelt wurde, vorgestellt wurde.

Ziel ist es, alle Salzburger Schülerinnen und Schüler und deren Eltern bei der Berufs- oder Bildungswegentscheidung, aufbauend auf dem Berufsorientierungsunterricht in der 7./8. Schulstufe, umfassend zu beraten. Alle 6.000 Jugendliche eines Jahrgangs in Salzburg, welche die Pflichtschule abschließen, sollen im Endausbau beraten werden. Dazu wird die bestehende WKS-Karriereberatung, die schon jetzt eine der größten Einrichtungen zur Berufsinformation und Bildungsberatung im Bundesland Salzburg ist, neu gestaltet, der Fokus wird auf 13- bis 14-Jährige gelegt.

Neue Berufsorientierungs-Erlebniswelt
685 Quadratmeter des Bauteils C des WIFI werden zu einer Berufsorientierungs-Erlebniswelt umgebaut, in der die Teststrecken und Beratungsräume integriert sind. Alle Tests finden dort statt. Getestet werden in dem mehrstündigen Test unter anderem die Interessen, Persönlichkeitsbild, Leistungsvermögen, Intelligenz und das technische Verständnis. Entwickelt wurde das Testkonzept von Experten (Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft, Schulpsychologen und anderen anerkannten Institutionen). Der Ablauf wurde mit dem Schulpsychologischen Dienst abgestimmt. Die Testergebnisse und deren Interpretation werden den Jugendlichen und den Eltern in persönlichen Beratungsgesprächen von diplomierten Psychologen erläutert. Diese Beratungsgespräche sollen (mit Ausnahme der Schüler in der Stadt Salzburg und dem Bezirk Flachgau) an Ort und Stelle in den Schulen stattfinden. Die Dauer eines derartigen Beratungsgespräches beträgt zirka eine Stunde.

Sowohl die Tests als auch das Beratungsgespräch sollen für die Schülerinnen und Schüler und die Eltern kostenlos sein, um eine möglichst lückenlose Erfassung zu gewährleisten. Die WKS übernimmt die gesamten Erstinvestitionskosten (Gebäudeinfrastruktur, IT, Teststationen) in Höhe von 2,5 bis drei Millionen Euro. Das Land Salzburg stellt in Aussicht, ab dem Jahresbeginn 2016, die Hälfte der laufenden Kosten vorerst für die Dauer von fünf Jahren zu übernehmen.

"Talentecheck" – in dieser Form in Österreich einzigartig
Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer, in der Salzburger Landesregierung für Bildung zuständig, verwies auf den grundlegenden Nutzen: "In dieser Art ist der 'Talentecheck' in Österreich einzigartig. Wir streben durch enge Kooperation mit den Schulen einen flächendeckenden objektiven Check der persönlichen Potenziale und eine darauf aufbauende hochwertige Beratung durch Bildungs-Psychologen an. Wir wollen in einem Stufenplan am Ende alle Jugendlichen erfassen. Natürlich geben wir nur Hinweise und Empfehlungen, die Entscheidung müssen die Jugendlichen mit ihren Eltern selber treffen. Aber grundsätzlich geht es uns schon darum, dass sich die jungen Menschen später dadurch bestmöglich entfalten können – davon profitiert letztlich die gesamte Gesellschaft."

Nicht zuletzt wolle man durch den "Talentecheck" auch erreichen, dass potenzielle Schulab-brecher vor diesem Schritt zurückgehalten werden. 8,3 Prozent aller Jugendlichen – in Österreich rund 80.000 – haben keinen Pflichtschulabschluss, sind nicht in Ausbildung oder Job-Training. Die Gründe für das Drop-Out aus dem Bildungssystem sind vielfältig, liegen aber auch darin, dass insbesondere in dieser Gruppe selten eine Chance bestanden hatte, die Kinder auf ihre Stärken aufmerksam zu machen. "Mit dem 'Talentecheck' können wir auch präventiv tätig werden", betonte Haslauer: "Für das Land Salzburg stellt der 'Talentecheck' einen wichtigen Impuls für den Bildungs- und Wirtschaftsstandort dar."

Optimierung der Fachkräfteausbildung und des Schulbetriebs
Den Aspekt der Prävention spricht auch WKS-Präsident Konrad Steindl an: "Der 'Talentecheck' hilft jungen Leuten und Eltern ganz konkret, die passende Berufs- und Bildungswahl zu treffen und ist für mich als wesentliche Präventivmaßnahme gegen Arbeitslosigkeit zu betrachten. Noch immer können sich zu viele junge Talente nicht entfalten, weil der falsche Bildungsweg eingeschlagen wurde. Das können wir uns in Zukunft nicht mehr leisten", warnte Konrad Steindl: "Der Erfolg in der Wirtschaft hängt neben Fleiß und Leistungsbereitschaft mittlerweile fast ausschließlich davon ab, ob die richtigen Fähigkeiten verfügbar sind und richtig eingesetzt werden können. Hier geht es um die Optimierung der Fachkräfteausbildung ebenso wie um die Optimierung des Schulbetriebs. Darum wollen wir das modernste Berufsorientierungszentrum Österreichs schaffen." Die WKS sei daher auch bereit, 2,5 Millionen Euro in den Salzburger "Talentecheck" zu investieren.

Für Salzburgs Amtsführenden Landesschulratspräsidenten Prof. Mag. Johannes Plötzeneder hat das gemeinsame Projekt von WKS, Land und Landesschulrat höchste Priorität. "Wir werden alles daransetzen, dass möglichst alle Schulen in Salzburg flächendeckend an diesem Projekt teilnehmen. Auch für die Schulen ist es wichtig, dass Salzburgs Talente die beste Bildungs- und Berufswahl treffen. Das nützt allen: den Kindern, den Eltern, den Salzburger Bildungseinrichtungen und selbstverständlich auch der Wirtschaft."

Nach dem grundsätzlichen "Go" wird noch heuer die Planung und die Ausschreibung für den Umbau eingeleitet und im kommenden Jahr mit den baulichen Maßnahmen begonnen. "Mit Beginn des Schuljahres 2015/2016 wird dann Salzburg über das modernste und fundierteste Bildungs- und Berufsberatungs-Zentrum Österreichs für Jugendliche verfügen", betonte WKS-Präsident Steindl abschließend.

 

 

 

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