OÖ zum Abriss des Reaktors Landshut

 

erstellt am
24. 07. 14
10.00 MEZ

LR Anschober: Bei der Anhörung zum Abriss des Risikoreaktors Isar 1 bei Landshut hat Oberösterreich am 22.07. auf höchste Sicherheitsstandards gepocht
Landshut/Linz (lk) - Am 22.07. fand die Anhörung im Vorfeld der UVP zur Stilllegung des bayerischen Risikoreaktors Isar 1 statt. Rund 50 der 400 Einwender – hauptsächlich Vertreter/innen öffentlicher Einrichtungen und NGOs aus Bayern und Österreich, darunter auch der Oö. Antiatom-Beauftragte DI Dalibor Strasky – waren bei der Veranstaltung des Betreibers E.On in Essenbach bei Landshut anwesend. 17 Expert/innen – Beamte, Gutachter, Antragsteller – am Podium standen für Fragen, Kritik und Vorschläge zur Verfügung.

Die beiden am wesentlichsten kritisierten Themenpunkte: die Unvollständigkeit der vorgelegten Dokumentation zum Abbau und Befürchtungen zu den Sicherheitsstandards.

LR Anschober: „Die gestrige Anhörung ist unbefriedigend verlaufen. Die Kritik an der unvollständigen Dokumentation wurde mit der Aussage abgetan, dass die Öffentlichkeit schnellstmöglich informiert werden sollte und die Unterlagen bis zur Genehmigung noch vervollständigt werden würden. Dieses Vorgehen ist fatal, der Sinn der Anhörung ist ja die lückenlose Klärung der offenen Sicherheitsfragen. Das ist ein Grundrecht der Bevölkerung, auf das wir im weiteren UVP-Verfahren weiterhin drängen werden."

Wesentlich kritisiert wurde weiters der Umstand, dass nicht mehrere Varianten für den Abbau unter dem Blickpunkt der Sicherheit geprüft wurden – etwa, ob die Brennstäbe während der ersten Abbaustufen noch im Kraftwerk verbleiben oder gleich in ein Zwischenlager abtransportiert werden sollten.

Anschober: "Oberösterreich wird den Abriss weiterhin - im UVP-Verfahren und darüber hinaus - streng kontrollieren. Dies ist ein wesentliches Sicherheitsthema für die Region."

Hintergrund: Aus für den Atomreaktor Isar 1
2011 beschloss die Deutsche Bundesregierung den Atomausstieg und das sofortige Aus für acht Atomkraftwerke – darunter auch den von Oberösterreichs Umwelt-Landesrat Rudi Anschober seit Jahren heftig kritisierten Risikoreaktor Reaktor Isar 1 bei Landshut, der von allen deutschen Atomreaktoren der oö Grenze am nächsten liegt. Nachdem der Antrag zum Rückbau von der Betreiberfirma E.On bereits 2012 eingereicht wurde, startete im Frühling 2014 die UVP zur Stilllegung mit Möglichkeiten zur Einwendung. Diese hat Oberösterreich Anfang Juni genutzt.

Im Bericht des Oö. Antiatom-Beauftragten zur Art des Reaktorabbaus wird festgestellt, dass die vorgelegte Dokumentation unvollständig und der Sicherheitsbericht für eine solide Beurteilung des Vorhabens nicht ausreicht. Dies betrifft vor allem die Behandlung von Störfällen und die Restrisikobetrachtungen, sowie das Vorhaben, Brennelemente und defekte Brennstäbe beim Abbau noch in der Anlage zu belassen.

Die Schlussfolgerung von LR Rudi Anschober: „Es bestehen zahlreiche Risiken und Gefahren, die teils in den Unterlagen unzureichend behandelt werden; die Frage der Endlagerung ist ohnehin nicht geklärt. Insgesamt erscheint eine möglichst frühe Überführung der Brennelemente in ein Standortzwischenlager sinnvoll und notwendig. Einmal mehr zeigt sich, welch unberechenbare Hochrisikotechnologie die Kernkraft ist – auch noch bei der Stilllegung! Wir werden ganz genau darauf schauen, dass beim Abbau von Isar 1 nach den höchsten Sicherheitsstandards gearbeitet wird.“

Betreiber E.On rechnet damit, dass der Komplett-Abbau 2016 beginnen und 2026 abgeschlossen sein wird. Allein der Abriss des Reaktorgebäudes aus Stahlbeton mit einer Wandstärke zwischen 50cm und 120cm dürfte eine Herausforderung sein, insgesamt werden 224.000 Tonnen an teils radioaktivem Schutt anfallen. In einem "Zentrum zur Bearbeitung von Reststoffen und Abfällen (ZEBRA)“, werden die Abfälle sortiert. Ein besonderes Problem ist das Abklingbecken von Isar1, in dem rund 1.700 abgebrannte Brennelemente lagern.

Der Abbruch von Isar1 ist für die Ortschaft Essenbach bei Landshut nur der erste Teil des Atomausstiegs, denn das AKW Isar 2 muss bis spätestens 2022 ebenfalls vom Netz gehen. Sein Abbruch ist für die Jahre 2026 bis 2036 geplant.

Anschober: "Diese Fakten zeigen, wie verantwortungslos es war und ist, Atomanlagen zu betreiben. Denn bis zum heutigen Tag hat Deutschland kein Endlager für hochradioaktiven Abfall. Nach deutschen Standards sollte ein derartiges Endlager Sicherheit für eine Million Jahre garantieren. Ein völliger unmöglicher Anspruch. Die Atomlobby hat hunderten Generationen eine verantwortungslose Hypothek hinterlassen."

 

 

 

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