ÖAW gratuliert Hans Tuppy zum 90. Geburtstag

 

erstellt am
23. 07. 14
10.00 MEZ

Es gibt nur wenige Persönlichkeiten, die so viele hochrangige, allerdings nur auf den ersten Blick unterschiedliche Funktionen innehatten, wie Hans Tuppy
Wien (öaw) - Zum Anlass seines 90. Geburtstages übermittelt die ÖAW Hans Tuppy die besten Wünsche und spricht ihm als einem ihrer profiliertesten und aktivsten Mitglieder ihren Dank aus. Hans Tuppys Ehrentag gibt die Gelegenheit, Rückschau auf ein an Höhepunkten reiches Leben als Wissenschaftler, Wissenschaftsmanager und -politiker zu halten.

Seit der Promotion zum Dr. phil. im Februar 1948 an der Universität Wien galt Hans Tuppys besonderes Interesse der Polypeptid- und Proteinchemie. Seine Aufgeschlossenheit für neue Ideen und Methoden und seine Überzeugung von der Universalität, Internationalität und Dynamik der Wissenschaft, nicht zuletzt stimuliert durch die traumatisierenden Erlebnisse der dunklen Jahre 1938–1945, waren treibende Kräfte für seine internationale Ausrichtung als Wissenschaftler. Ein Stipendium des British Council ermöglichte im Herbst 1949 einen einjährigen Aufenthalt im Biochemischen Institut der Universität Cambridge bei Frederick Sanger und die Mitarbeit an der Aufklärung der Aminosäuresequenz des Insulins, ein Meilenstein der Biochemie, für den Sanger 1958 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Im Rahmen einer nachfolgenden halbjährigen Tätigkeit in der zytochemischen Abteilung des Carlsberg-Laboratoriums in Kopenhagen konnte Hans Tuppy seinen methodischen Horizont in Mikrochemie, Zytochemie und Enzymologie erweitern. 1951 als Universitätsassistent an das II. Chemische Institut nach Wien zurückgekehrt, begann er seine Arbeiten über Struktur und Funktion von Oxytocin, Cytochrom c und anderen Cytochromen. Die Cytochrom-Studien führten zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit dem Medizinischen Nobel-Institut in Stockholm. Die Arbeiten über Blutgruppensubstanzen haben seine internationale Anerkennung weiter gefestigt. Zahlreiche Publikationen bezeugen Hans Tuppys wissenschaftliche Produktivität und Originalität. Vortragseinladungen führten ihn an zahlreiche prominente Universitäten und Forschungsstätten in Europa, den USA und Südamerika. Mit seinen Aktivitäten hat er somit bereits in jungen Jahren zum Wiedereintritt Österreichs in die internationale Wissenschaftsgemeinschaft beigetragen

Mit seiner Berufung auf den Lehrstuhl für Biochemie der Medizinischen Fakultät der Universität Wien (1958) und der Übernahme der Leitung des neu gegründeten Instituts für Biochemie brachte Hans Tuppy als ein von den Studierenden besonders geschätzter akademischer Lehrer frischen Wind in die Grundausbildung der angehenden Ärzte.

Pflichtbewusstsein, Hingabe und Dienst an Österreich
Es gibt nur wenige Persönlichkeiten, die so viele hochrangige, allerdings nur auf den ersten Blick unterschiedliche Funktionen innehatten, wie Hans Tuppy. Das einigende Band waren Pflichtbewusstsein, Hingabe an die Anliegen der Wissenschaft und der Dienst an Österreich. Als Institutsvorstand und Lehrer, Dekan, Rektor, Präsident des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), Präsident der ÖAW, als Bundesminister, aber insbesondere auch als Wissenschaftler und Mensch hat er sich den mannigfachen Herausforderungen gestellt und Wichtiges beigetragen.

Hans Tuppys Leistungen in und für Wissenschaft und Forschung wurden unter anderem mit Ehrendoktoraten, hochrangigen Preisen, der Aufnahme in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina und die Berufung in die Päpstliche Akademie der Wissenschaften sowie durch die Verleihung des Österreichischen Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst gewürdigt. Unsere Akademie wählte ihn bereits 1961 zum korrespondierenden und 1967 zum wirklichen Mitglied. Besondere Verdienste um die österreichische Wissenschaftslandschaft hat er sich durch seinen Einsatz für die Molekularbiologie in Österreich erworben. Die Gründungen des Forschungsinstituts für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien und des Vienna Biocenters tragen seine Handschrift. Unter seiner FWF-Präsidentschaft wurde die Qualität der Forschungsförderung in Österreich auf internationales Niveau gehoben. Als Wissenschaftsminister war ihm die Internationalisierung der österreichischen Universitäten ein ganz besonderes Anliegen.

Auf den Schultern eines Riesen
Mit Stolz blickt Hans Tuppy auf zahlreiche prominente Wissenschaftler, die aus seiner Schule hervorgegangen sind und sich (frei nach Isaac Newton) zu Recht darauf berufen können, „auf den Schultern eines Riesen“ gestanden zu sein.

„In der Österreichischen Akademie der Wissenschaften waren und sind uns Hans Tuppys Worte in kritischen Phasen der Diskussion stets eine entscheidende Hilfe und Orientierung auf das übergeordnete Ganze. Durch sein Leben und Wirken ist er uns Vorbild, Herausforderung und Ansporn. Er regt immer zum Nachdenken an, auch dadurch, dass er trotz bedingungsloser Hingabe für die Wissenschaft nie müde wurde zu betonen, dass erkenntnisorientierte Wissenschaft in die Lebenswelt eingebunden ist und neben dem Gut der Erkenntnis auch andere Güter zu bewerten sind und der Freiheit des Wissenschaftlers Grenzen setzen“, so ÖAW-Präsident Anton Zeilinger.

 

 

 

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