Arbeitsmarkt

 

erstellt am
01. 08. 14
10.00 MEZ

 Hundstorfer: Ohne Belebung der Inlandsnachfrage bleibt Situation am Arbeitsmarkt weiterhin angespannt
Leichte Verbesserung gegenüber dem Vormonat - Anstieg der Arbeitslosigkeit ging etwas zurück
Wien (bmask) - "Wir haben im Juli wie in den vergangenen Monaten trotz steigender Beschäftigung eine ebenfalls zunehmende Arbeitslosigkeit. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit ist jedoch nicht ganz so hoch wie in den Monaten zuvor und gegenüber dem Vormonat Juni sind 3.326 Personen oder 0,9 Prozent weniger Menschen arbeitssuchend", unterstrich Sozialminister Rudolf Hundstorfer am 01.08. bei der Präsentation der Arbeitsmarktdaten für den Monat Juli. Österreich hat mit einer Arbeitslosenquote von 5,0 Prozent wie seit Jahren die geringste Arbeitslosigkeit in Europa. Sie ist weniger als halb so hoch wie der EU-Durchschnitt mit 10,2 Prozent. Die Situation am österreichischen Arbeitsmarkt bleibt weiterhin schwierig. So haben die Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Konjunkturprognosen für heuer etwas zurück genommen, sodass mit einem spürbaren Rückgang der Arbeitslosigkeit nicht zu rechnen ist. "Wir müssen unsere Inlandsnachfrage erhöhen. Eine steuerliche Entlastung der kleinen und mittleren Einkommensgruppen ist unumgänglich, um Impulse für unsere Wirtschaft und damit endlich auch wieder für unseren Arbeitsmarkt zu erreichen", unterstrich Hundstorfer.

Ende Juli 2014 sind in Österreich 3.610.000 Personen unselbständig beschäftigt, das sind um rund 28.000 mehr Arbeitsplätze als noch ein Jahr zuvor. "Angesichts der steigenden Konkurrenz bleiben allerdings vor allem gesundheitlich beeinträchtigte, gering qualifizierte, Personen mit sprachlichen Barrieren und auch ältere Personen verstärkt zurück", sagte der Sozialminister. Die Arbeitsmarkpolitik versucht diese Entwicklung mit zusätzlicher Qualifizierung, Lohnsubventionen und zusätzlichen Beschäftigungsmöglichkeiten in Sozialen Betrieben entgegenzuwirken. Angesichts der nach wie vor zu schwachen wirtschaftlichen Gesamtnachfrage kann dies alles jedoch nur begrenzt wirken, da die Arbeitsmarktpolitik nur einen Aspekt der Beschäftigungspolitik darstellt, so der Minister.

In der Folge liegt Ende Juli 2014 mit 286.363 Personen die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen um 29.869 Personen bzw. 11,6 Prozent über dem Niveau des Vorjahres. Inklusive der 64.950 TeilnehmerInnen an Schulungsangeboten des Arbeitsmarktservice beträgt die Zahl der Vorgemerkten 351.313. Sie liegt damit um 30.976 Personen bzw. 9,7 Prozent über dem vergleichbaren Vorjahreswert. Die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition beträgt Ende Juli 7,3 Prozent, das sind 0,7 Prozentpunkte mehr als im Juli des Vorjahres.

Die Arbeitslosigkeit von Männern steigt mit 13,0 Prozent etwas stärker als die der Frauen mit 10,1 Prozent. Ursache hierfür ist vor allem die Entwicklung am Bau mit einer Zunahme der Arbeitslosigkeit um 12,7 Prozent. Und auch die Arbeitskräfteüberlassung steigt weiterhin überdurchschnittlich mit 12,9 Prozent. Im Handel liegt die Zahl der Vorgemerkten um 11,6 Prozent über dem Vorjahreswert, bleibt damit aber im Österreichschnitt. Weit unter dem Durchschnitt liegt hingegen die Warenproduktion, hier beträgt die Zunahme lediglich 6,2 Prozent.

Auch am Lehrstellenmarkt bleibt die Nachfrage der Unternehmen noch verhalten. In der Folge liegt die Zahl der sofort verfügbaren Lehrstellensuchenden um plus 235 bzw. plus 2,8 Prozent über dem Vorjahreswert, während der Bestand an gemeldeten offenen Lehrstellen österreichweit um 29 bzw. 0,9 Prozent geringfügig rückläufig ist. Entgegen dem Bundestrend steigt allerdings die Zahl der gemeldeten freien Lehrstellen zumindest in Niederösterreich (+1,0 Prozent) und in Wien (+4,1 Prozent) wieder leicht an. In Tirol ist die Zunahme mit 7,8 Prozent deutlich stärker und in Vorarlberg werden aktuell sogar um 41,1 Prozent mehr Lehrlinge gesucht.

Im internationalen Vergleich ist in Österreich mit 9,0 Prozent Ende Juni das Niveau der Jugendarbeitslosigkeit nach wie vor relativ gering. Nur Deutschland hat innerhalb der EU mit 7,8 Prozent eine niedrigere Quote. Und auch die Zunahme der arbeitslos vorgemerkten Jugendlichen (15-24 Jahre) bleibt Ende Juli 2014 mit 5,4 Prozent weit unter der Gesamtentwicklung. Bei den jüngsten ArbeitsmarkteinsteigerInnen - den 15- bis 19- Jährigen - sinkt die Arbeitslosigkeit sogar um 1,6 Prozent, während Jugendliche zwischen 20 bis 24 Jahren einen - unterdurchschnittlichen - Anstieg von 7,1 Prozent aufweisen.

Nach dem deutlichen Anstieg der von Insolvenz betroffenen DienstnehmerInnen im Jahr 2013 verzeichnet die Insolvenzentgeltfonds-Service GmbH im 1. Halbjahr 2014 wiederum einen Rückgang der Anzahl der AntragstellerInnen auf Insolvenzentgelt von rund 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Positiv ist darüber hinaus zu vermerken, dass im Vergleich zum 1. Halbjahr 2013 eine geringere Anzahl an Großinsolvenzen (> 100 AntragstellerInnen) sowie der von diesen Großinsolvenzen unmittelbar betroffenen ArbeitnehmerInnen verzeichnet wurde: Waren es in der ersten Jahreshälfte 2013 noch 18 Unternehmen mit rund 4.580 AntragstellerInnen, wurden im 1. Halbjahr 2014 lediglich 12 Firmen mit rund 1.900 AntragstellerInnen registriert.

"Die leichte Belebung der Exportkonjunktur und der Ausrüstungsinvestitionen reicht noch nicht aus, ein wirtschaftliches Wachstum zu generieren, das zu rückläufigen Arbeitslosenzahlen führt. Ohne entsprechende Unterstützung durch die inländische Nachfrage werden, vor allem auch angesichts des weiter steigenden Arbeitskräfteangebots, die Arbeitslosenzahlen wohl auch nicht spürbar sinken", wiederholte der Sozialminister abschließend.


 

 Kaske: Anstieg der Arbeitslosigkeit bei Älteren wird immer kritischer
Langzeitarbeitslosigkeit bei 55 bis 59-Jährigen stieg im Halbjahresvergleich um 82 Prozent!
Wien (ak) - Die Arbeitslosigkeit ist auch im Juli mit 9,7 Prozent wieder deutlich gegenüber dem Vergleichsmonat im Vorjahr angestiegen. Und wieder besonders betroffen sind die älteren ArbeitnehmerInnen. „Es muss hier endlich gehandelt werden“, fordert AK Präsident Rudi Kaske die rasche Schaffung des von der Regierung versprochenen Bonus-Malus- Systems zur Erhöhung der Beschäftigungschancen für Ältere: „Ältere ArbeitnehmerInnen haben ganz einfach zu wenig Chancen, von den Betrieben wieder beschäftigt zu werden, wenn sie ihre Arbeit verlieren. Das muss rasch geändert werden. Die Modelle sind ausgearbeitet, die Wirtschaft muss endlich ihren Widerstand aufgeben und ihre Verantwortung übernehmen.“

Nicht nur dass die Arbeitslosigkeit bei den Älteren überdurchschnittlich steigt. Sie sind auch besonders von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen. Der Halbjahresvergleich 2013 und 2014 zeigt, dass die Langzeitarbeitslosigkeit bei den 55 bis 59-Jährigen mit 82 Prozent doppelt so stark wie beim Durchschnitt angestiegen ist. Bei den über 60-Jährigen beträgt der Anstieg 54 Prozent. „Das ist ein klarer Beleg dafür, dass die Unternehmen älteren Arbeitsuchenden einfach keine Chancen mehr geben. Es ist auch ein klarer Beleg für die Notwendigkeit des Bonus-Malus-Systems, wie es im Regierungsübereinkommen vorgesehen ist.“ Zu viele Unternehmen beschäftigen keine oder zu wenige ältere ArbeitnehmerInnen. „Dieses Trittbrettfahren muss beendet werden“, verlangt der AK-Präsident.

So soll das Bonus-Malus-Modell aussehen:

  • Es sind nur die Unternehmen betroffen, die im Jahresdurchschnitt mehr als 25 ArbeitnehmerInnen beschäftigen.
  • In allen Branchen muss der Anteil der Beschäftigten über dem 55.Lebenjahr wachsen, sodass bis 2016 der Anteil dieser älteren Beschäftigten im Durchschnitt auf 14 Prozent angehoben wird. Derzeit beträgt der Anteil 11 Prozent.
  • Die Unternehmen werden über die Zahl der älteren ArbeitnehmerInnen informiert, die sie zur Erreichung der Beschäftigungsquote beschäftigen müssen. Wird diese Zahl nicht erreicht, muss vom jeweiligen Unternehmen ein Malus in der Höhe von 350 Euro pro Monat für jeden fehlenden älteren Beschäftigten bezahlt werden.
  • Die Einnahmen aus dem Malus bleiben als Bonus in der Wirtschaft. Sie sollen für betriebliche Gesundheitsförderung und für Maßnahmen zur Absicherung der Beschäftigung älterer ArbeitnehmerInnen eingesetzt werden.


 

 Koren: Reformen dürfen nicht länger aufgeschoben werden
Faktor Arbeit entlasten – Arbeitszeitflexibilisierung umsetzen – Rot-Weiß-Rot-Karte weiterentwickeln
Wien (pdi) „Die Arbeitsmarktlage ist nach wie vor angespannt, dennoch lassen Reformen zur Ankurbelung der Wirtschaft auf sich warten“, so der Vize-Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Mag. Peter Koren anlässlich veröffentlichten Arbeitsmarktzahlen. „Vergleicht man über die österreichischen Staatsgrenzen hinweg, sind insbesondere die Arbeitskosten in den vergangenen Monaten in Österreich überproportional gestiegen. Will man die Arbeitslosigkeit senken, ist eine Entlastung nicht mehr aufschiebbar, ansonsten ist die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen gefährdet und damit auch die heimischen Arbeitsplätze“, betonte Koren.

„Damit der Arbeitsmarkt wieder angekurbelt wird, reicht die im Vormonat erfolgte einmalige Senkung des Unfallversicherungsbeitrags um 0,1 Prozentpunkte nicht aus, weitere Schritte müssen rasch folgen. Auch die Bundesregierung hat sich im Regierungsprogramm verpflichtet, Potenziale zur Senkung der Lohnnebenkosten unter den Gesichtspunkten der Effizienz und Kostenwahrheit zu prüfen und auszuloten. Wir erwarten uns daher nun endlich konkrete Fortschritte. Finanzielle Spielräume für eine weitere Senkung der Lohnnebenkosten bestehen derzeit insbesondere beim Unfallversicherungsbeitrag und beim Beitrag zum Familienlastenausgleichsfonds. Darüber hinaus sind Maßnahmen im Bereich der Arbeitszeit dringend zur Belebung der Konjunktur und damit auch einer Verbesserung der aktuellen Arbeitsmarktlage notwendig“, so der Vize-Generalsekretär, denn „österreichische Unternehmen benötigen in einer globalisierten Welt zusätzliche Möglichkeiten, um auf schwankende Auftragseingänge flexibel und unbürokratisch reagieren zu können.“

Als „positiv und wichtig für den Wirtschafts- und Arbeitsstandort Österreich“ bezeichnete Koren die jüngst durch den Integrationsbericht wieder angestoßene Diskussion rund um das Thema qualifizierte Zuwanderung. „Die demografische Entwicklung ist nicht aufzuhalten und macht deutlich, wie wichtig es zukünftig sein wird, gut ausgebildete Personen für Österreich zu gewinnen. Vor allem im naturwissenschaftlichen und technischen Bereich tun sich die Betriebe bereits jetzt schwer, passende Arbeitskräfte zu finden“. Die Industrie begrüße daher die im Integrationsbericht geäußerte Absicht, an einer Modernisierung und Entbürokratisierung der Rot-Weiß-Rot-Karte weiter zu arbeiten. „Wollen wir Spitzenkräfte nach Österreich bringen, brauchen wir einen Abbau bürokratischer Hürden um die Bewilligungsverfahren zu beschleunigen. Auch die Einbeziehung ausländischer Absolventinnen und Absolventen eines österreichischen Bachelor-Studiums ist uns wichtig. Denn der Bachelor-Abschluss ist eine qualitativ hochwertige Ausbildung und die hier lebenden und studierenden Menschen sind nicht nur gut gebildet, sondern auch sehr gut integriert. Es ist daher nicht nachvollziehbar, dass wir ihnen zwar die Ausbildung finanzieren, aber keinen Zugang zu einer Beschäftigung anbieten können und dadurch das Know-how ins Ausland abfließen lassen“, so Koren.

 

 

 

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament vertretenen Parteien –
sofern (bis zur Aktualisierung um 10:00 Uhr) vorhanden! Die Reihenfolge der Beiträge richtet
sich in der Regel nach deren Mandatsstärke im Parlament bzw. nach der Hierarchie der
Personen. Die Redaktion

Die Verantwortung der Inhalte liegt bei den Aussendern. Die Redaktion.

zurück

 

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin
"Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl
finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at