Robert Musil und der Weltkrieg

 

erstellt am
11. 08. 14
10.00 MEZ

Ausstellung auf Schloss Tirol eröffnet
Bozen (lpa) - "Der Gesang des Todes" ist der Titel der Sonderausstellung, die den Ersten Weltkrieg und das Leben und Schaffen des österreichischen Schriftstellers Robert Musil in Beziehung setzt. Landesrat Florian Mussner hat die Ausstellung am Abend des 08.08. im Landesmuseum für Kultur- und Landesgeschichte Schloss Tirol eröffnet.

"Das Gedenkjahr anlässlich des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs vor hundert Jahren ist derzeit in ganz Europa Anlass für eine Vielfalt an wissenschaftlichen und kulturellen Initiativen. Die Kriegsgeschehnissen mit ihren verheerenden Auswirkungen auf die Menschen werden dabei von unterschiedlichen Seiten thematisiert", so Museums-Landesrat Florian Mussner bei der heutigen Ausstellungseröffnung. Diese - so der Landesrat -könne als literaischer und kultureller Ansatz zur Geschichtaufarbeitung gelesen werden, um die Friedensarbeit zu einem anhaltenden und stabilen Prozess zu entwickeln.

Der österreichische Schriftsteller Robert Musil (geb. 6. November 1880 in Klagenfurt, gest. 15. April 1942 in Genf) war im Weltkrieg vier Jahre lang als Reserveoffizier in Südtirol und an der italienisch-serbischen Front stationiert. In dieser Zeit verfasste der Autor der 1906 erschienenen "Verwirrungen des Zöglings Törleß" nichts Literarisches. Er führte lediglich Tagebuch, schrieb Briefe und Zeitungsartikel. Aus dieser Zeit gibt es auch kaum Aufnahmen des Schriftstellers. Bis zum Jahr 1988 waren aus Robert Musils Kriegsdienstzeit gerade einmal zwei Fotografien bekannt. Und doch waren die vier Jahre Kriegseinsatz prägend für das Leben und Schaffen des Autors von "Der Mann ohne Eigenschaften".

Dies zeigt die Ausstellung "Der Gesang des Todes", die bis 30. November 2014 im Landesmuseum für Kultur- und Landesgeschichte Schloss Tirol zu sehen ist. Die von Reinhard Wittmann und Karolina Kühn kuratierte Schau ist chronologisch gegliedert: Auf die Schul- und Kadettenzeit folgen ein Ingenieursstudium und der Militärdienst, danach ein Literatur- und Philosophiestudium und der Beginn schriftstellerischen Schaffens. Nach Kriegsausbruch meldet sich Musil freiwillig zum Dienst. Während der erste Einsatz im Ortlergebiet noch eher ein Skiurlaub ist, wird er 1915 in der Val Sugana bei einem Flugzeugangriff fast getötet. Im selben Jahr kämpft er am Isonzo in vorderster Front, wird 1916 Zeuge einer Lawinenkatastrophe in Arabba, erkrankt im Februar 1917 schwer, wird Redakteur der Tiroler Soldatenzeitung in Bozen und kommt dann ins Hauptquartier des Kommandanten der 5. k. u. k. Armee von General Borojevic in Adelsberg/Postojna. 1918 wird Musil dem Wiener Kriegspressequartier zugeordnet. Das Kriegsende erlebt er in Wien. Musil selbst wertet den Krieg als Ausgangs- und Fluchtpunkt für seine Arbeit an seinem Hauptwerk: "Dass Krieg wurde, werden mußte, ist die Summe all der widerstrebenden Strömungen und Einflüsse und Bewegungen, die ich zeige."

Die Ausstellung, die im Frühjahr im Münchner Literaturhaus zu sehen war, setzt auf Emotion und auf ein thematisches Eintauchen in die Fronterfahrung: So wird mit Kuben das Grenzgebirge nachgestellt; an 14 Hörstationen können Musils Texte abgefragt werden; eine Reihe von Aufnahmen, von denen einige erst kürzlich im Museo Storico Italiano della Guerra von Rovereto aufgespürt wurden, Dokumenten, Schriftstücken, Verbandszeug, Schuhen und Uniformjacke sowie Filmdokumenten veranschaulicht das Kriegserleben des Schriftstellers.

Die heute auf Schloss Tirol eröffnete Ausstellung umfasst - im Unterschied zu der in München gezeigten - auch einen Bereich, der den Illustratoren der Kriegspropaganda gewidmet ist. Insgesamt 45 Künstler gestalteten entsprechende Beiträge in der "Tiroler Soldaten-Zeitung", darunter Albin Egger-Lienz, Artur Nikodem, Hans Josef Weber-Tyrol, der gebürtige Sarntaler Heinrich Told, der Brixner Josef Durst, der Oberinntaler Thomas Riss und der Trentiner Franz Ferdinand Rizzi. Kuratiert wurde dieser Ausstellungsteil von Carl Kraus.

Bei der heutigen Eröffnung der Sonderausstellung "Der Gesang des Todes" waren neben Museen-Landesrat Florian Mussner und dem Direktor des Landesmuseums Schloss Tirol, Leo Andergassen, auch der Direktor des Literaturhauses München, Reinhard G. Wittmann, und der Musil-Experte, Literaturkritiker und Journalist Karl Corino aus Tübingen anwesend, der die Ausstellungsgestaltung wissenschaftlich begleitet hatte.

Die Ausstellung auf Schloss Tirol bleibt bis 30. November 2014 geöffnet. Sonderführungen und pädagogische Aktionen für Schulklassen stehen ebenso auf dem Programm wie ein Vortrag von Günther Kronenbitter von der Universität Augsburg zum Thema "Kriegsausbruch 1914 - Zur Debatte über Ursachen und Auslöser des Ersten Weltkrieges" am 17. Oktober. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, der zugleich als Musil-Lesebuch konzipiert ist.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.schlosstirol.it/

 

 

 

 

 

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