"Alkohol 2020"

 

erstellt am
02. 09. 14
10.00 MEZ

Menschen mit Alkoholerkrankung werden in Wien künftig besser versorgt – Gemeinsames Projekt von PVA, WGKK und Stadt Wien im Rahmen der Gesundheitsreform - Pilot startet im Oktober
Wien (rk) - "Wienweit gibt es zwischen 35.000 und 75.000 alkoholkranke Menschen - Handlungsbedarf war dringend notwendig", betonte Gesundheits- und Sozialstadträtin Sonja Wehsely bei der heutigen Pressekonferenz. Die Pensionsversicherungsanstalt (PVA), die Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) und die Stadt Wien möchten Menschen mit einer Alkoholerkrankung mit am Bedarf der PatientInnen ausgerichteten Angeboten zukünftig besser als bisher unterstützen und haben im Rahmen der Gesundheitsreform ein neues Projekt ins Leben gerufen: "Alkohol 2020", das Gesundheitsstadträtin Wehsely gemeinsam mit der Obfrau der WGKK Ingrid Reischl, dem Obmann der PVA Manfred Felix und dem Koordinator für Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien Michael Dressel am 01.09. im Rathaus präsentierte. Erstmals arbeiten die PVA, WGKK und die Stadt Wien als gemeinsame PartnerInnen in der Konzeption, Umsetzung und Finanzierung der Versorgung von Menschen mit einer Alkoholerkrankung in Wien zusammen.

Damit gibt es erstmals ein gemeinsam erarbeitetes Gesamtkonzept zur integrierten Versorgung und Zusammenarbeit aller Beteiligten, den niedergelassenen ÄrztInnen, den spezialisierten Suchthilfe-Einrichtungen im ambulanten und stationären Bereich sowie der medizinischen und beruflichen Rehabilitation. Die einjährige Testphase für 500 WienerInnen startet im Oktober 2014.

Ziel von "Alkohol 2020" ist es, die Versorgung von Menschen mit einer Alkoholerkrankung in Wien zu verbessern und die Betroffenen nachhaltiger in das gesellschaftliche Leben zu integrieren. Neu ist, dass es neben den stationären Angeboten zu einem Ausbau der ambulanten Versorgung kommen wird.

"Bis dato gab es in Wien kein koordiniertes Gesamtkonzept und kein integriertes Versorgungssystem zur Betreuung inklusive Behandlung und Rehabilitation von alkoholkranken Menschen. Als verantwortliche Gesundheitsstadträtin war mir aber die Notwendigkeit bewusst, für alkoholkranke und alkoholgefährdete Menschen die Betreuungsangebote weiterzuentwickeln, damit die jeweiligen Einrichtungen ein Netzwerk bilden, in dem sie einander ergänzen und ihre Leistungen bedarfsorientiert aufeinander abstimmen", erklärt Gesundheits- und Sozialstadträtin Sonja Wehsely.

"Wien hat mit "Alkohol 2020" ein komplett neues Betreuungsangebot für Menschen mit einer Alkoholerkrankung entwickelt und schafft in den kommenden Jahren ein integriertes Versorgungssystem, das die beteiligten Einrichtungen und ExpertInnen miteinander vernetzt und so erstmals orientiert an den Bedürfnissen der PatientInnen ambulante, stationäre, rehabilitative und integrationsfördernde Angebote aufeinander abstimmt", so Wehsely.

Und Wehsely weiter: "Man kann ganz ohne Untertreibung sagen, dass hier ein Paradigmenwechsel passiert. Erstmals erarbeiteten PVA, WGKK und Stadt Wien, als PartnerInnen gemeinsam eine neue Strategie, setzen diese dann gemeinsam um und finanzieren sie auch gemeinsam. Dass die einzelnen LeistungserbringerInnen im Interesse der PatientInnen in Zukunft in diesen Fragen so eng zusammenarbeiten, ist eine ganz direkte Auswirkung der Umsetzung der Gesundheitsreform. Insofern ist "Alkohol 2020" ein Vorzeigeprojekt, wenn es darum geht, zu zeigen, dass die Gesundheitsreform konkrete positive Auswirkungen auf die medizinische Versorgung und Rehabilitation der BürgerInnen hat".

WGKK-Obfrau Ingrid Reischl betont: "Durch das Projekt "Alkohol 2020" soll den Betroffenen der Zugang zu Behandlungs- und Rehabilitationsprogrammen möglichst einfach gemacht werden. Bisher war es oft dem Zufall überlassen, ob ein Alkoholproblem entdeckt und eine suchtspezifische Betreuung eingeleitet wurde."

Neu ist auch, dass es künftig maßgeschneiderte Angebote geben wird. Reischl erklärt: "Aus verschiedenen Modulen wird für jede Patientin/für jeden Patient ein individueller Betreuungsplan zusammengestellt. Berücksichtigt werden dabei der Schweregrad der Suchterkrankung und der Gesundheitszustand, aber auch die sozialen Faktoren wie Beruf, Familie, Finanzen und Wohnen." Ein ambulanter Betreuungsplan könnte beispielsweise sowohl den Entzug wie auch eine längerfristige, nachhaltige Therapie und Rehabilitation beinhalten.

Die WGKK-Obfrau unterstreicht, dass es durch "Alkohol 2020" zu einem Ausbau der ambulanten Versorgung kommt. "Bisher hat es hier kaum Angebote gegeben. Die Betroffenen konnten während der Betreuung in der Regel nicht zuhause bei ihrer Familie übernachten und nicht ihrem Beruf nachgehen. Das soll sich nun ändern."

Für den Obmann der PVA Manfred Felix ist die Rehabilitation ein zentrales Element von "Alkohol 2020". "Übermäßiger Alkoholkonsum und seine Folgeerkrankungen sind die Ursache für zahlreiche Pensionierungen infolge Arbeitsunfähigkeit sowie für verfrühte oder vermehrte Pflegebedürftigkeit. Eine wirksame Rehabilitation der betroffenen Menschen kann viele dieser Fälle verhindern. Das Projekt Alkohol 2020 schafft erstmals ein durchgängiges Betreuungsangebot für alkoholkranke Menschen. Mit der Beteiligung der PVA können die Betroffenen die für sie notwendigen Rehabilitationsleistungen im neuen Versorgungsnetz erhalten. Gleichzeitig können wir wichtige Erkenntnisse für die weitere Entwicklung von passgenauen Rehabilitationsangeboten für alkoholkranke Menschen gewinnen."

Mit "Alkohol 2020" wird es erstmals möglich sein, Menschen mit einer Alkoholerkrankung auch sektorübergreifend zu versorgen und den PatientInnenbedarf am "best point of service" auszurichten. "Für eine umfassende Betreuung und Reintegration von Menschen mit einer Alkoholerkrankung muss im integrierten Versorgungssystem "Alkohol 2020" eine intensive Vernetzung und Kooperation von allen beteiligten Einrichtungen und Angeboten gewährleistet sein", unterstreicht der Koordinator für Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien Michael Dressel. Demnach sind neben der patientInnenorientierten Zusammenarbeit der Gesundheitseinrichtungen auch die Vernetzung und die Kooperation mit Einrichtungen des therapeutischen Wohnens, Selbsthilfegruppen, Suchtberatungsstellen anderer TrägerInnen, Betreuungsangeboten für Angehörige, arbeitsmarktpolitische Maßnahmen, alternativen Freizeitangeboten und anderen unterstützenden Angeboten (Kinderbetreuung, Versorgung von Haustieren etc.) zentraler Teil des Konzepts.

Die Eckpunkte von Alkohol 2020 sind:

  • Schaffung neuer Versorgungsstrukturen: regionale Kompetenzzentren (vor Ort sind z.B. ÄrztInnen, SozialarbeiterInnen, PsychologInnen), spezialisierte stationäre und ambulante Einrichtungen, Nahtstellenmanagement (z.B. Kontaktaufbau zwischen den Wiener Krankenhäusern und dem Sucht- und Drogenhilfenetzwerk, Alkoholsprechstunden im niedergelassenen Bereich, etc.)
  • Individuelle Betreuung durch Modulsystem: Nach einer multidimensionalen Diagnostik, die die Ausgangslage der Betroffenen erhebt (z.B. Alkohol-Konsumverhalten, berufliche Lage, Wohnsituation), kann ein Betreuungsplan festgelegt werden. Dieser wird individuell erstellt und kann sich aus mehreren stationären und/oder ambulanten Modulen mit unterschiedlicher Dauer und Intensität zusammensetzen.
  • Verstärkte Einbindung des niedergelassenen Bereichs im Rahmen der Früherkennung, Kurzintervention und Nachbetreuung.

 

 

 

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