Jungunternehmer wenden durchschnittlich mehr
 als einen Arbeitstag pro Woche für Bürokratie auf

 

erstellt am
29. 09. 14
10.00 MEZ

Bürokratie als Mühlstein für junge Unternehmen und Start-ups - WKW-Präsident Ruck und Junge Wirtschaft fordern rasche Maßnahmen gegen Bürokratiewildwuchs
Wien (pwk) - "Es freut mich besonders, dass heuer die Bundestagung der Jungen Wirtschaft in Wien stattfindet. Denn Wien ist mit rund 8.500 Unternehmensneugründungen im Jahr 2013 die Gründerhauptstadt Österreichs und das Zentrum der Start-up Szene. Und das, obwohl die Wiener Politik den Unternehmen nicht gerade den roten Teppich ausrollt", erklärt Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien, anlässlich der 21. Bundestagung der Jungen Wirtschaft (JW), am 26.09. in Wien. Besonders kritisch sieht Ruck die Kosten, die den Betrieben durch die ausufernde Bürokratie aufgebürdet werden. Dadurch gehen in der Bundeshauptstadt Arbeitsplätze und Investitionen verloren. Laut einer Studie des international central european institute könnten bei einer Reduzierung der Bürokratie um ein Viertel 11.300 neue Jobs in Wien geschaffen werden. "Bei den derzeitigen Arbeitsmarktdaten dürfen wir es uns nicht leisten, dieses Potential ungenutzt zu lassen", so Ruck.

JW-Umfrage zeigt: Bürokratie gefährdet Wachstum von jungen Unternehmen
Jungunternehmer und Start-Ups bergen riesiges Potential für Wachstum, Innovation und Beschäftigung. Bereits im ersten Betriebsjahr schafft ein neugegründetes Unternehmen durchschnittlich 2,4 Arbeitsplätze. "Dieses Potential kann in Österreich aber nicht ausgeschöpft werden. Denn eine überbordende Bürokratie würgt diese Chance auf Wachstum und Innovation ab", betont Herbert Rohrmair-Lewis, Bundesvorsitzender der Jungen Wirtschaft (JW). Das zeigt auch eine Umfrage des market-Instituts unter mehr als 1.100 heimischen Jungunternehmern. Über die Hälfte der befragten Jungunternehmer (54 Prozent) stufen Österreich als sehr bürokratisch ein, während nur 1 Prozent findet, dass dies nicht der Fall sei. Als besonders schlimm werden die Bereiche Evaluierung/Überprüfung - etwa durch den TÜV, das Arbeitsinspektorat oder die AGES - wahrgenommen. Dort geben 84 Prozent an, "auf jeden Fall" oder "eher schon" bürokratische Hürden zu erleben. Weiters finden sich die Lohnverrechnung, die Genehmigung zur Erweiterung von Produktions- und Arbeitsstätten (Betriebsanlagen, etc.) sowie die Einstellung von Mitarbeitern unter den am häufigsten genannten Bereichen, in denen Jungunternehmer mit übermäßiger Bürokratie konfrontiert sind. "Nach dem Motto: "16cm sind zu klein für 6" konnte ich in meinem Betrieb keinen 6. Arbeitnehmer einstellen, da in einem Zimmer 16cm zu wenig Raum für einen 6. Arbeitnehmer war", illustriert Martin Puaschitz, Landesvorsitzender der JW Wien, die realitätsferne und wachstumshemmende Bürokratie in Österreich.

Bürokratie kostet mehr als einen Arbeitstag pro Woche
Unter der bürokratischen Last leidet ganz eindeutig die unternehmerische Tätigkeit. "Über drei Viertel der Befragten hält es oft oder manchmal von ihrer Haupttätigkeit ab. Im Durchschnitt werden 8,35 Stunden in der Woche mit Bürokratie verbracht. Das ist ein ganzer Arbeitstag! Dadurch werden umfangreiche Ressourcen gebunden, welche die Jungunternehmer woanders besser investieren könnten", so Rohrmair-Lewis. Ein weiteres ernüchterndes Ergebnis: Die Bürokratie nimmt aus Sicht der Jungunternehmer zu, anstatt abzunehmen. Acht von zehn Jungunternehmen sehen eine Unverhältnismäßigkeit beim Ausmaß der Bürokratie bei Behörden. Diese Situation entwickelt sich für knapp drei Viertel zum Negativen. Die Folgen der Bürokratie sind vielseitig: Für 80 Prozent der Befragten bedeutet sie weniger Innovation und über drei Viertel sehen dadurch einen geringeren Spielraum bei Investitionen.

Jungunternehmer leisten wichtigen Beitrag zu Wertschöpfung und Beschäftigung
"Jungunternehmer und Start-ups leisten trotz schwieriger Rahmenbedingungen mit ihrer unternehmerischen Tätigkeit nicht nur einen wichtigen Beitrag zur heimischen Wertschöpfung, sondern schaffen und sichern zahlreiche Arbeitsplätze. Sie können mit Recht stolz auf ihre Leistungen sein. Wir erwarten uns, dass dies von der Politik auch anerkannt und wertgeschätzt wird. Ein Weg dies zu tun, wäre etwa die rasche Beseitigung von bürokratischen Hürden. Auf diese Weise könnte auch das vorhandene Potential der jungen Unternehmen besser genutzt werden", unterstreicht Puaschitz. Anstatt jungen Menschen, die unternehmerisch tätig sind bzw. werden wollen, Prügel in den Weg zu legen, sollte die Politik unternehmerisches Denken und Handeln fördern. Das sei der einzige Weg, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben.

Forderung nach raschen Maßnahmen
"Von der Wiener Politik erwarte ich mir wirtschaftsfreundlichere Rahmenbedingungen. Dazu zählen eine Aufhebung des Valorisierungsgesetzes, eine Entlastung bei der Verwaltung und eine gezielte Förderung der Start-up Szene in unserer Stadt", so der WKW-Präsident. Er verweist dabei auf das Schwerpunktprogramm der Wirtschaftskammer Wien zur Stärkung des Unternehmertums und Forcierung von Jungunternehmern.

Auch auf Bundesebene sieht JW-Bundesvorsitzender Rohrmair-Lewis dringenden Handlungsbedarf: "Momentan führt der Bürokratiewildwuchs zu einer Lose- Lose- Lose-Situation. Die Folgen für Wachstum und Beschäftigung sind verheerend. Wir fordern daher einen One Stop-Agency-Gründerservice, um unnötigen administrativen und bürokratischen Aufwand sowie Hürden zu vermeiden. Konkret sollen die 90 Gründerservice- Stellen der WKÖ die Kompetenz zur Übermittlung von Firmenbuch-Anträgen bekommen. Die Beglaubigung könnte zum Beispiel über die elektronische Signatur erfolgen. Außerdem bedarf es der Abschaffung der Pflichtveröffentlichung in der Wiener Zeitung. Diese ist ein Relikt aus dem Mittelalter und heute schlicht nicht notwendig."

Rasche Schritte fordert der Landesvorsitzende der JW Wien bei der Lohnverrechnung und den Lohnnebenkosten. "Es muss die umständliche und komplizierte Lohnverrechnung vereinfacht werden. Diese kostet den heimischen Unternehmen jedes Jahr 400 Millionen Euro", so Puaschitz. Konkret regt er ein gemeinsames Verfahrensrecht für Steuern und Sozialversicherungen an und schlägt eine einheitliche Bemessungsgrundlage im Sozialversicherungs- und Lohnsteuerrecht vor. Außerdem sei es an der Zeit, die Lohnnebenkosten, die im europäischen Vergleich viel zu hoch seien, endlich spürbar zu senken. Er verweist auf die Initiative der JW Wien "Tag der Abrechnung" (http://www.tagderabrechnung.jetzt). Die Website gibt Auskunft darüber, am wievielten Tag die Summe der Lohn-Abgaben durch Arbeitgeber und Arbeitnehmer erwirtschaftet wurde.

 

 

 

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