Wiener Börse im dritten Quartal 2014

 

erstellt am
06. 10. 14
10.00 MEZ

Aktienumsatz an der Wiener Börse bleibt hoch, Marktstimmung trübt sich ein
Wien (börse) - Das dritte Quartal an der Wiener Börse zeichnet kein eindeutiges Bild: Hohe Handelsaktivität versus belastete Märkte. Die Volumina im Aktienhandel sind wie im ersten Halbjahr auf einem hohen Niveau: Im dritten Quartal liegen die Umsätze bei Beteiligungswerten bei 11,41 Mrd. EUR und damit um 17 % über dem Vergleichszeitraum des Vorjahres (Q3 2013: 9,74 Mrd. EUR). Der Aktienumsatz zog im September mit 4,23 Mrd. EUR im Vergleich zu den Sommermonaten (07/2014: 4,02 Mrd. EUR, 08/2014: 3,17 Mrd. EUR) noch einmal deutlich an. Insgesamt belief sich das Handelsvolumen an der Wiener Börse bei Beteiligungswerten in den ersten drei Quartalen 2014 auf 36,08 Mrd. Euro (Q1-Q3 2013: 28,91 Mrd. EUR). Die Umsatzaktivität hat somit heuer um rund 25 % zugelegt.

Trotz der erfreulichen Entwicklung der Liquidität im Aktienhandel spiegelt die Kursentwicklung eine recht gedämpfte Stimmung auf den Märkten wider. „Nach einem sehr starken ersten Halbjahr trübt sich die Stimmung an den Finanzmärkten im dritten Quartal merklich ein. Gründe dafür sind, wie auch zahlreiche Wirtschaftsforscher und Analysten bestätigt haben, geopolitische Krisenherde sowie laufende negative Revisionen der Konjunkturprognosen und Gewinnwarnungen,“ fasst Birgit Kuras, Mitglied des Vorstandes der Wiener Börse, zusammen. „Dennoch, einige Titel trotzten dem allgemeinen Markttrend und konnten 2014 erhebliche Kurszuwächse verbuchen.“

Top-Aktien und Handelsteilnehmer in den ersten drei Quartalen
Das größte Performance-Plus im Prime Market verzeichnete in den ersten drei Quartalen DO & CO mit 38,65 % gefolgt von Valneva mit 31,51 % und Zumtobel mit 30,53 %. Auf Platz vier und fünf folgen Telekom Austria (29,63 %) und AT&S (27,95 %). Zu den umsatzstärksten Aktien in den ersten drei Quartalen zählen die Erste Group Bank, vor Raiffeisen Bank International und OMV. Das Ranking der Marktteilnehmer führt im dritten Quartal 2014 die Deutsche Bank AG mit 9,51 % Anteil am Umsatz an, vor den größten österreichischen Handelsmitgliedern Erste Group Bank AG (8,79 %) und Raiffeisen Centrobank AG (8,37 %).

Einer aktuellen Umfrage zufolge zählten im ersten Halbjahr 2014 Großinvestoren aus den USA (23,4 %) und UK (14,8 %) gemeinsam mit institutionellen Anlegern aus Österreich (17,4 %) zu den Top-3-Anlegern am heimischen Kapitalmarkt. Das zeigt, dass die angloamerikanischen Institutionen im letzten Jahr wieder stärker in österreichische Aktien investierten. „Auch Investoren aus Deutschland, Norwegen, den Vereinigten Arabischen Emiraten und China haben ihre Positionen aufgestockt. In den letzten Jahren beobachten wir eine immer stärker werdende Diversifizierung unter den Großanlegern am österreichischen Markt. Ich führe diese Entwicklung auf die stetige Präsenz der Wiener Börse und ihrer Unternehmen auf vielen weltweit bedeutenden Finanzplätzen zurück,“ kommentiert Michael Buhl, Mitglied des Vorstandes der Wiener Börse, die Internationalisierung.

Aufholpotenzial für den ATX
Der ATX liegt im Zeitraum von Jänner bis September mit 13,45 % im Minus. Berücksichtigt man die Dividenden, wie im ATX Total Return, so ergibt sich ein Minus von 11,38 %. Durchschnittlich erhalten Anleger bei ATX-Unternehmen heuer rund drei Prozent Dividendenrendite, einige Unternehmen zahlen bis zu sechs Prozent Dividende jährlich. Die Kursentwicklung der fünf größten Titel im ATX liegt im Jahresverlauf 2014 im Minus, was sich in der Indexentwicklung widerspiegelt. Der ATX Global Players Index, der die Kursentwicklung von 15 über Europas Grenzen hinaus tätigen Unternehmen abbildet, hat den ATX um mehr als zehn Prozent outperformt (01-09/2014: -1,18 %).

Birgit Kuras erklärt: „Unter den größten österreichischen Unternehmen an der Börse sind viele der Finanzbranche zuzuordnen. Diese Branche ist derzeit stärker belastet als andere. Auch der psychologische Faktor spielt eine Rolle. Die Ostvermutung ist manchmal stärker als sich das in tatsächlichen Zahlen niederschlägt.“

Nach einer Rally im Jänner (Year-High 15.1.2014: 2.729,07) verlor der ATX im März, ausgehend von der Situation in der Ukraine, sein leichtes Plus vom Februar. Zinssenkungen der EZB Anfang Juni und Anfang September stützen den ATX nur kurz. Die Korrekturen der Bankenwerte drücken den ATX stärker nach unten, als der Zinssenkungseffekt nach oben half. Ende September erreicht der ATX seinen Jahrestiefststand (Year-Low 29.9.2014: 2.202,03). Analysten prognostizieren Kursanstiege für den ATX bis zum Jahresende, sofern sich die geopolitische Situation nicht verschlechtert.

„Die Erfahrung hat gezeigt: regionale Märkte wie der Wiener Markt bewegen sich in guten Zeiten schneller nach oben und in schlechten Zeiten auch schneller nach unten. Die aktuelle Situation bietet Potenzial, denn schlechte Zeiten auf den Aktienmärkten liefern immer auch gute Einstiegsmöglichkeiten für Investoren,“ so Michael Buhl.

Neue Kapitalerhöhung und kürzere Abwicklungszeiten ab morgen
Die Kärntner BKS Bank nimmt frisches Kapital über die Wiener Börse auf. Die Bezugsfrist läuft ab morgen. Angestrebt wird ein Emissionserlös von rund 52 Mio. EUR. Innerhalb der kommenden neun Monate wird noch eine Kapitalerhöhung der Telekom Austria erwartet. Die größten Kapitalerhöhungen im heurigen Jahr lieferten Raiffeisen Bank International (2,78 Mrd. EUR Volumen) sowie Porr (120 Mio. EUR). Insgesamt wurden in den ersten drei Quartalen 2014 rund 3,1 Mrd. EUR Kapital über die Wiener Börse aufgenommen.

An der Wiener Börse gehandelte Wertpapiere werden ab morgen in nur zwei Tagen statt bisher drei Tagen nach Geschäftsabschluss abgewickelt. Dies bedeutet, dass der Prozess des Austausches von Wertpapieren gegen Zahlung auf den Wertpapierdepots und Konten künftig schneller erfolgt. Finanzinstitute, die Mitglieder in der Abwicklungskette sind, verfügen dadurch schneller über ihr als Besicherung eingesetztes Kapital. Wertpapiergeschäfte an der Wiener Börse werden über die Central Counterparty Austria (CCP.A) und die Oesterreichische Kontrollbank (OeKB) abgewickelt.

 

 

 

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