Tourismus-Sommersaison 2014

 

erstellt am
30. 09. 14
10.00 MEZ

Nocker-Schwarzenbacher: Russland-Krise im Tourismus angekommen – Schlechtes Wetter bringt ernüchterndes Ergebnis
Wien (pwk) - Die Statistik Austria präsentierte am 29.09. die aktuellen Zahlen für die bisherige Sommersaison 2014 (Mai bis August). Die Obfrau der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), Petra Nocker-Schwarzenbacher, relativiert aber die positiven Überschriften der Statistiker. Zwar konnte in der Sommerperiode Mai-August ein leichtes Plus von 0,8 Prozent auf 50,02 Mio. Nächtigungen im Vergleich zu demselben Zeitraum des Vorjahres erzielt werden, jedoch sei das Minus in den nächtigungsstärksten Sommermonaten Juli und August, insbesondere aufgrund des schlechten Juliergebnisses, mit -1,2 Prozent (gegenüber Juli–August 2013) damit nicht wegzudiskutieren. Auch das bisherige Kalenderjahr (Jänner-August) liefert eine negative Bilanz. So wurden in der Periode Jänner bis August 2014 mit 99,55 Mio. Übernachtungen um 1,3 Prozent weniger Nächtigungen gezählt, als in der gleichen Vorjahresperiode. Sowohl ausländische (-1,5 Prozent, 73,61 Mio.) als auch inländische Gäste (-0,6 Prozent; 25,94 Mio.) nächtigten weniger oft in Österreich.

Fehlender Ausflugstourismus führt zu Umsatzminus
„Diese Ergebnisse sind leider ernüchternd“, kommentiert Nocker-Schwarzenbacher, das Ergebnis. Angesichts der Wetterkapriolen hat es vor allem die Regionen und Betriebe getroffen, die von der Wetter-Situation besonders abhängig sind. So ist vor allem der Ausflugstourismus in einigen Regionen nahezu eingebrochen. „Baden, Radfahren und Campen waren in diesem Sommer leider nicht allzu oft möglich“, so die Sprecherin von 90.000 Tourismusbetrieben, was sich auch in den einzelnen Bundesländer-Ergebnissen widerspiegle: „Die Umsatzrückgänge einzelner Betriebe waren schmerzlich bis kaum verkraftbar.“

Gute Buchungslage verhinderte größeren Einbruch
Warum die Nächtigungszahlen in Summe relativ stabil geblieben sind, erklärt die WKO-Tourismusobfrau so: „Dass es in manchen Regionen nicht zu einem größeren Einbruch gekommen ist, haben wir insbesondere der guten Buchungslage aus dem Vorjahr zu verdanken. Wer aufgrund des schönen Sommers 2013 bereits wieder für 2014 gebucht hatte, ist gekommen. Aber wenn man sich das Buchungsverhalten unserer Gäste ansieht, sieht man deutlich, dass Kurzfristigkeit und Wetterabhängigkeit eine immer größere Rolle spielen. Für unsere Betriebe stellt dies eine enorme Belastung dar, da es die Planbarkeit erschwert und in Folge die Kosten in den Betrieben steigen. So müssen die Betriebe immer häufiger größere Summen in die kurzfristige Werbung für die direkte Akquisition der Gäste investieren, damit die Zimmer nicht leer stehen.“
Der Trend des Auseinanderklaffens der Ankunfts- und der Übernachtungsergebnisse hat sich wie erwartet fortgesetzt. Seit 1995 sank die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in Nächten in Österreich von 4,8 auf 3,6 Nächte pro Aufenthalt. „Dies stellt unsere Branche in der Planung und beim Einsatz unserer Mitarbeiter vor große Herausforderungen und wird die Notwendigkeit für flexible Modelle auch bei den Arbeitszeiten erhöhen, ob wir das wollen oder nicht“, so Nocker-Schwarzenbacher.

Rückgang russischer Gäste im Tourismus voll angekommen
Erwartungsgemäß hat die aktuelle Vertrauenskrise in Bezug auf unsere russischen Gäste auch den heimischen Tourismus erreicht. Nicht nur Landwirtschaft und Industrie sind von der „Russland-Krise“ betroffen, sondern auch die Tourismuswirtschaft. „Das statistische Minus von 8,2 Prozent bei den Nächtigungen russischer Gäste von Mai bis August drückt keineswegs die tatsächliche Tragweite aus. Nachdem die Nächtigungen nicht gleichermaßen auf Österreich verteilt sind, kann auch der Verlust nicht auf ganz Österreich verteilt werden“, erläutert Tourismusobfrau Nocker-Schwarzenbacher. Die Nächtigungs-Rückgänge in Wien, Salzburg, Graz sind zweistellig. Laut Tax Free Weltmarktführer Global Blue sank der Umsatz russischer Touristen in Wien im ersten Halbjahr 2014 bereits um -16,8 Prozent. Deshalb sei es notwendig, dass alle österreichischen Vertretungen in Russland die guten bilateralen Beziehungen zwischen Österreich und der Russischen Föderation aufrechterhalten. „Unsere Gäste aus Russland und auch aus der Ukraine sind uns wie bisher sehr herzlich willkommen. Politische Probleme müssen auf politischer Ebene gelöst werden, aber sicher nicht auf dem Rücken des Tourismus“, so Nocker-Schwarzenbacher, die in diesem Zusammenhang positiv betont, dass die Österreich Werbung in Moskau ihre Aktivitäten in vollem Umfang aufrecht erhält.

Positiv: Tourismus-Exportquote im Sommer erstmals bei 70 Prozent
Die internationalen Nächtigungen bilanzieren in der bisherigen Sommersaison mit 34,97 Mio. Nächtigungen zu 15,05 Mio. Inländer-Nächtigungen: „Damit haben wir in diesem Sommer bei den Nächtigungen erstmals eine Exportquote von 70 Prozent erreicht“, freut sich Nocker-Schwarzenbacher. Im Winterhalbjahr liegt der Anteil internationaler Nächtigungen bereits bei rd. 77 Prozent. Der Tourismus ist damit ein wesentlicher Exportfaktor. Laut Leistungsbilanz der Österreichischen Nationalbank (OeNB) erzielte der Tourismus 2013 einen Leistungsbilanz-Überschuss von 8,5 Mrd. Euro, das sind 2,7 Prozent des BIP. „Als Exportbranche ist es uns dementsprechend ein großes Anliegen, von den aktuellen Exportunterstützungen der Bundesregierung und der Wirtschaftskammer erfasst zu werden. Jede Initiative für unsere Incoming- und Hotel-Betriebe, entsprechende Kontakte zu Reiseveranstaltern und Reisebüros auf anderen Auslandsmärkten aufzubauen, um Ausfälle möglichst kompensieren zu können, ist notwendig und hilfreich“, so Nocker-Schwarzenbacher. Dazu abschließend: „Insgesamt brauchen wir mehr Wachstum, um das Ziel von 140 Millionen Nächtigungen bis 2018, wie im Regierungsprogramm verankert, zu erreichen. Denn: Wir wollen es ja nicht nur erreichen, sondern übertreffen!

 

 

 

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