Bad Ischl: Sozialpartnerschaft als Garant für
 mehr Wachstum und Beschäftigung

 

erstellt am
15. 10. 14
10.00 MEZ

WIFO-Rocha-Akis, Schneider: Bringt überdurchschnittliche makroökonomische Performance und mehr Wachstum - Talos: Sozialpartnerschaft als "tripartistisches System"
Bad Ischl (pwk) - "Staaten mit hoher sozialpartnerschaftlicher Intensität weisen eine überdurchschnittliche makroökonomische Performance auf" - das ist eine der Kernaussagen einer Untersuchung des Wirtschaftsforschungsinstitutes (WIFO). Silvia Rocha-Akis vom WIFO präsentierte die Ergebnisse heute, Dienstag, beim Sozialpartnerkongress in Bad Ischl.

Daten aus 16 westeuropäischen Ländern haben Expert/inn/en des WIFO daraufhin untersucht, ob bestimmte Muster zwischen ausgewählten makropolitischen Kennzahlen und Lohnverhandlungssystemen bzw. deren "sozialpartnerschaftlicher Intensität" erkennbar sind. Ein hoher Organisationsgrad der Arbeitgeberverbände führt zu hoher Abdeckung durch kollektive Lohnfindungssysteme, die Reallöhne sind am deutlichsten gestiegen in jenen Ländern, die eine ausgeprägte Sozialpartnerschaft aufweisen, die Gewerkschaftsdichte spiele bei der Lohngestaltung eine wesentliche Rolle, so Rocha-Akis. Die WIFO-Erhebung belegt, dass Staaten mit einer hohen sozialpartnerschaftlichen Kooperation höhere Beschäftigungsraten und niedrigere Arbeitslosenraten aufweisen als jene mit weniger sozialpartnerschaftlicher Abstimmung.

Schneider: Sozialpartnerschaft rechnet sich
Ökonom Friedrich Schneider, Professor an der Johannes-Kepler-Universität Linz, hat in seiner Untersuchung die zwei gegenläufigen Effekte der Sozialpartnerschaft für Österreich - einen positiven Koordinierungs- sowie einer eher negativen so genannten "Rent-Seeking-Effekt" wissenschaftlich quantifiziert: "Unter dem Strich ist die Sozialpartnerschaft auf jeden Fall positiv für unser Land."

Schneider wies nach, dass Sozialpartnerschaft zu mehr Wachstum führt. Für den Zeitraum 2001 bis 2011 mit einem Wirtschaftswachstum von 1,25% seien 0,47% davon auf die Sozialpartnerschaft zurückzuführen: "Das ist ein Ergebnis, auf das die Sozialpartner stolz sein können." Der Wachstumseffekt verstärke sich bei sinkender Staatsquote, so Schneider: "Wäre die Staatsquote um einen Prozentpunkt niedriger, stiege dieser Wert auf 0,63%." Um die Staatsquote zu senken, plädierte Schneider etwa für die Abschaffung diverser Doppelgleisigkeiten im föderalen System. Weiters sieht er die Teilprivatisierung der Energieversorger als "wirksames Instrument, um dort marktwirtschaftliches Denken zu stärken". Und:
Auch eine Steuerhoheit der Länder würde in diesem Zusammenhang "Wunder wirken." Schneider plädierte für eine Erhöhung der Effizienz - unabhängig davon, ob die Aufgaben privat oder von öffentlicher Hand wahrgenommen werden.

Talos: Sozialpartnerschaft als "tripartistisches System"
Politikwissenschafter Emmerich Talos von der Universität Wien verwies darauf, dass Sozialpartnerschaft aus mehr Playern als den Interessenverbänden bestehe, sie sei ein tripartistisches System, denn "ohne Regierung läuft keine Sozialpartnerschaft". Er hob Bedeutung und Nutzen der Sozialpartnerschaft hervor , führte aber aus, dass auch andere Formen der Interessenvertretung existieren wie etwa (Lobbying-)Agenturen und -Verbände. Im Gegensatz zu diesen basiere Sozialpartnerschaft jedoch auf Konsens über verbandsübergreifende Ziele wie Wirtschaftswachstum, Arbeitsplätze und ähnlichem sowie auf Gemeinwohlorientierung. Nach wie vor genieße die Sozialpartnerschaft in der Bevölkerung in Österreich ein hohes Vertrauen, "daran hat sich auch in den letzten Jahren nichts geändert", sagte Talos. Auch in der Krise sei sie eine wesentliche Stütze gewesen.

Mit Blick auf die Zukunft sieht er den Weiterbestand der Sozialpartnerschaft in Österreich mit der Konzentration auf die Kernaufgaben und -kompetenzen wie Lohn- und Gehaltsverhandlungen, inhaltliche Mitgestaltung gesellschaftlicher Standards sowie Expertise und Beratung für Mitglieder.

Zudem müssten weitere Grundvoraussetzungen erfüllt sein, etwa die notwendige Öffnung gegenüber neuen Entwicklungen, beispielweise am Arbeitsmarkt (Stichwort etwa "Ein-Personen-Unternehmen"). Nur wenn das gelinge, werde die Sozialpartnerschaft eine gesicherte Fortführung finden, so der Politikwissenschafter.

 

 

 

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